Zwischen Stille und Stimme (Dissertation)

Zur Figur der Schweigsamen bei Bourdouxhe, Yourcenar, Duras, Lispector und Bernheim und in den Verfilmungen der Romane


Allgemeine Angaben

Autor(en)

Kathrina Reschka

Verlag
Peter Lang
Stadt
Frankfurt am Main
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Stadt der Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Publikationsdatum
2012
Abgabedatum
Juli 2010
Reihe
Romania viva 12
Weiterführender Link
http://www.peterlang.de/index.cfm?event=cmp.ccc.seitenstruktur.detailseiten&seitentyp=produkt&pk=67574&cid=348&concordeid=262429
ISBN
978-3-631-62429-6 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Französisch, Portugiesisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Körper und Sprache, Körper-Schreiben, Mystik der Moderne, Literaturverfilmung

Exposé

Die Untersuchung der Figur der Schweigsamen zeigt, dass diese in ausgewählten Texten der (Post-)Moderne dem Prozess einer Umwertung unterliegt: Schweigen erscheint hier als besondere Gabe. Die Umcodierung der traditionell negativ konnotierten Frauenfigur beruht auf einer anderen Art der Darstellung, der écriture de l’approchement: Die Fülle des weiblichen Begehrens kann so, unter Wahrung seiner Unsagbarkeit, im Text erscheinen.

Die vorliegenden intermedial-interdisziplinär fundierten close readings sind ein Beitrag zu den Gender Studies im Bereich der romanistischen Literatur- und Filmwissenschaft: Ansätze der feministischen Literaturtheorie (Körper-Schreiben) werden um die der Filmtheorie ergänzt und mit denen der Mystik der Moderne, der Körpersprache und der Phänomenologie verbunden.

Inhalt

Inhalt (Auszug)

1. Erster Teil: „Raconter son amour … mais avec quelles paroles?“
La Femme de Gilles von Madeleine Bourdouxhe
*
1.1.1. Élisa: ein „Stilleben aus Emotionen“
1.2.1. „Multiplicité du féminin“: zur nomadischen Erzählstimme
1.2.2. Glossierung, Strategie eines weiblichen Zur-Sprache-Bringens
1.3.1. Élisa – eine neue Martha?
1.3.2. Profanierung des heiligen Schweigens und des Seelenleibs
1.3.3. Anzeichen einer anderen Ich-Identität
1.3.4. „Heilige Élisa der Schmerzen“?
1.4.1. Fonteynes La Femme de Gilles: Zur filmischen Inszenierung des „kontemplativen weiblichen Blicks“

2. Zweiter Teil: „[B]eaucoup de bruit autour d’un cadavre de femme“
Le Coup de Grâce von Marguerite Yourcenar

2.1.1. Échec d’un „renouveau complet des mots eux-mêmes“
2.1.2. Der textuelle Frauenkörper: zwischen Bilderflut und Opazität
2.2.1. Écritures de l’autre
2.2.2. Die Leserin als Komplizin. Zur Lektüre eines weiblichen ‚langage aphone‘
2.2.3. Die paradoxe Erzählerrede: eine weibliche Stimmenvielfalt?
2.3.1. Liebe: Sophies moderner Seelenleib und ihr serielles Lieben
2.3.2. Tod: Sophies amor mortis und „approche intuitive“
2.3.3. Der Fangschuss: profane Variante der „mystischen Liebeswunde“
2.4.1. Schlöndorffs Fangschuß: „Regards, gestes, silences“ et „la force des images filmées“

3. Dritter Teil: „[O]uvrir des tombeaux où Lol fait la morte“
Le Ravissement de Lol V. Stein von Marguerite Duras

3.1.1. Zur Unaussprechlichkeit von Lol V. Steins Begehren
3.1.2. Anne-Marie Stretter: „cet autre féminin en Lol“?
3.1.3. Voyeurisme féminin – Entindividualisierung – formation d’un „être à trois“
3.2.1. Jacques Hold als „Diener der weiblichen Begehrensstruktur“
3.2.2. Erzähler und „dormeuse debout“ – ein unmögliches Paar?
3.2.3. Schriftliche Meditationen über die Nichtssagende
3.3.1. Gnadengabe – Seelenleib – Erkenntnis der Liebe: Mechthild von Hackeborn und Lol
3.3.2. Der süße, unruhige Schlaf von Lol und der Braut im Hohelied

4. Vierter Teil: „Elle est à qui veut d’elle“
India Song von Marguerite Duras

4.1.1. Ausdruck des Nichtsagbaren: Liebe, Tanz, Klavierspiel und Blick
4.1.2. Zur Halbanwesenheit der toten Anne-Marie Stretter
4.2.1. Körperlose Frauenstimmen: „organe sexué, mais séparé du corps“
4.2.2. Vertonung von Anne-Maries begehrlichem Innenleben: der mehrstimmige Gesang
4.2.3. Mise en scène eines weiblichen Blicks
4.3.1. Verheißung der profanen mors mystica: „renaître en écriture“
4.3.2. India Song: Inszenierung einer modernen Vision?
4.3.3. amour – zwischen Sakralisierung und pathetischem „Redegestus“
4.4.1. Duras verfilmt India Song. Texte – théâtre – film zweimal
4.4.2. India Song: mise en scène du „cinéma de Lol V. Stein“?
4.4.3. Son nom de Venise dans Calcutta désert: „un acte de destruction“

5. Fünfter Teil: „[E]screvo com o corpo“
A hora da estrela von Clarice Lispector

5.1.1. Eine Frau ohne Namen: Macabéas Ausschluss aus dem Repräsentationssystem Sprache
5.1.2. Leben: ein schwierig-schmerzhaftes „Erblühen des Körpers“?
5.2.1. „La science de l’autre“: Versprachlichungsversuche des Schweigens
5.2.2. Spiegelungen: Macabéa, „uma maneira de Rodrigo S. M.“
5.2.3. Tritt die Leserin als „entkörperte Gestalt an die Stelle der Autorin“?
5.3.1. Schreibend meditieren
5.3.2. „Misticismo da matéria“ – Selbstversenkungen im Kreatürlichen
5.3.3. Die umcodierte „geistige Armut“ und mors mystica
5.4.1. Amarals A hora da estrela: Macabéas Imaginationslust als Ursprung des Films?

6. Sechster Teil: „Dans le silence, elle l’entendit enfin respirer“
Vendredi soir von Emmanuèle Bernheim

6.1.1. Laures sinnlicher Körper
6.1.2. Liebeskommunikationen über Objekte, sinnliche Reize und Töne
6.2.1. Die Vielen in der Einen: die existentiell notwendigen Tagträume
6.2.2. Eine weibliche Realität als „confusion absolue de la réalité et de l’illusion“
6.3.1. „Amat se amare“: eine profane, weibliche conversio
6.3.2. Literarische Schöpfung als moderne visio corporalis?
6.3.3. Mystischer versus weiblicher Selbstgenuss
6.4.1. Denis’ Vendredi soir: Die neue Zuschauerin und die Sonderrolle der (Film )Musik


Anmerkungen

Gefördert wurde diese Dissertation durch ein Graduiertenstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen sowie durch ein Graduiertenstipendium der Fonte Stiftung zur Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses. Betreut wurde sie von Professorin Dr. Renate Kroll.

Ersteller des Eintrags
Kathrina Reschka
Erstellungsdatum
Donnerstag, 10. Januar 2013, 13:41 Uhr
Letzte Änderung
Donnerstag, 10. Januar 2013, 13:41 Uhr