Körper, Revolution und Nation bei Vittorio Alfieri und im alfierianischen Theater der Sattelzeit (Habilitationsprojekt)
Allgemeine Angaben
- Projektbeginn
- Donnerstag, 01. Oktober 2009
- Projektende
- Montag, 03. November 2014
- Status
- abgeschlossen
- Hochschule
- Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
- Stadt der Hochschule
- Innsbruck
- Thematik nach Sprachen
- Französisch, Italienisch, Sprachübergreifend
- Disziplin(en)
- Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Schlagwörter
- Alessandro Manzoni, Voltaire, Scipione Maffei, Vittorio Alfieri, Luigi Riccoboni, Francesco Saverio Salfi, Marie-Joseph Chénier, Ranieri Calzabigi, Vincenzo Monti, Pietro Metastasio, Friedrich Schiller, Johann Christoph Gottsched, Apostolo Zeno, Joseph Addison, Reinhart Koselleck, Thomas Laqueur, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer
Aktiv beteiligte Person(en)
(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)
Daniel WinklerPassiv beteiligte Person(en)
(z.B. Betreuer, Berater)
Gerhild Fuchs, Sabine SchraderExposé
Die vorliegende Arbeit wendet die von Reinhart Koselleck (1972) konstatierte Sattelzeit (1750-1850/70) auf die italienischen Verhältnisse an (1710-1870) und verortet sich an der Schnittstelle von Gattungs- und Affekttheorie, Theater- und Kulturgeschichte. Sie macht da-bei die italienische Tragödie des 18. Jahrhunderts und die Figur Vittorio Alfieri (1749-1803) zum Gegenstand einer kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung. Damit steht eine Gat-tung im Zentrum, die, international gesehen, nicht mit Italien, sondern mit Frankreich und Deutschland assoziiert wird. So geraten schon durch die Wahl des Gegenstandsbereichs Fra-gen der nationalen Selbst- und Fremdbilder ins Zentrum, wird doch Italien klassischerweise quer durch die Gattungs- und Theatergeschichte nicht mit dem ‚ernsten Fach‘, sondern mit der (Improvisations-) Komödie und der Oper in Verbindung gebracht, d.h. v.a. auch populär-kulturell konnotiert. Die Berichte von diversen Italienreisenden wie Goethe und Schlegel, Stendhal und de Staël legen das eindrücklichste Zeugnis davon ab, dass Italien gerne als Ge-genpol zu den aufklärerischen Nationen Zentraleuropas konstituiert wird, die zum Teil gleich-zeitig Hegemonialmächte über Norditalien sind.
Die Arbeit greift so, das soll dieses Beispiel deutlich machen, die Tragödie als ‚hochkulturelle‘ Gattung auf, aber auch als Medium der Reflexion des Weltverständnisses, konkret von in der Sattelzeit in Umbruch befindlichen Strukturen und Kategorien. Im Prozess der Verbürger-lichung und nationalen Selbstvergewisserung, aber auch der im Laufe des 18. Jhs. sich wan-delnden Geschlechterbilder und aufkommenden Genieästhetik wird sie diskursiv immer schärfer zu anderen hybriden und ‚schwachen‘ Gattungen abgegrenzt. Der Textkörper der Tragödie wird so affektiv neu, v.a. empfindsam-erhaben aufgeladen. Die Tragödie wird in diesem Prozess gleichzeitig auch zur aufklärerischen und revolutionären Paradegattung par excellence, die die moralische Integrität und körperliche Stärke des ersehnten Nationaltheaters bzw. einer ebensolchen Nation versinnbildlichen und garantieren soll. Diese kulturge-schichtlichen und -wissenschaftlichen Implikationen der Neuformulierung des Tragischen werden hier im Zentrum stehen.
Anmerkungen
keine
- Ersteller des Eintrags
- Daniel Winkler
- Erstellungsdatum
- Dienstag, 11. November 2014, 20:46 Uhr
- Letzte Änderung
- Dienstag, 11. November 2014, 20:46 Uhr