Fluviale Ästhetiken im Río-de-La-Plata-Raum (Institutionalisiertes Forschungsprojekt)


Allgemeine Angaben

Projektbeginn
Sonntag, 01. September 2024
Projektende
Dienstag, 31. August 2027
Status
laufend
Weiterführender Link
https://fluvial.hypotheses.org/
Thematik nach Sprachen
Spanisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Gründungserzählungen, Argentinien, Aquatische Räume, Flusstexte, Flussfilme

Aktiv beteiligte Person(en)

(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)

Jörg DünneLaura KattwinkelFrancisco Tursi

Passiv beteiligte Person(en)

(z.B. Betreuer, Berater)

Javier Uriarte


Exposé

Das Projekt untersucht fluviale Ästhetiken als konstitutives Element einer alternativen Geohistorie der Literatur im Rio-de-La-Plata-Raum, die sich kritisch mit der Genealogie der argentinischen Nationalliteratur und ihrer kanonischen Gründungserzählung seit dem 19. Jahrhundert auseinandersetzt. Dieser traditionellen Erzählung zufolge wird die Pampa, d.h. das flache Grasland, das sich von Buenos Aires aus nach Westen und vor allem nach Süden ins Landesinnere erstreckt, als „Wüste“ (desierto) beschrieben, die als leere Projektionsfläche der werdenden Nation fungiert. Das Projekt schlägt ein alternatives Paradigma zur transnationalen geo-ästhetischen Neubeschreibung des Rio-de-La-Plata-Raums vor, das nicht von der Annahme eines passiven, zivilisationsbedürftigen leeren Grunds ausgeht, sondern vielmehr von einer von sich aus dynamischen, aktiven Territorialität, wie sie in aquatischen, genauer: in fluvialen Räumen zu finden ist.

An die Stelle von zivilisationsstiftenden Gründungsdiskursen mit ihren ausschließlich menschlichen Akteuren treten in der ästhetischen Modellierung von fluvialen Räumen – so die Hypothese, von der das Projekt ausgeht – gegenstrebige (Ent-)Gründungsszenarien, die ökologisch geprägte Modelle zur Beschreibung der Verflechtung von naturräumlichen und kulturtechnischen Prozessen in einer Überlagerung unterschiedlicher Zeitlichkeiten entwerfen, von der Ereignisgeschichte bis zur langen Dauer der Geohistorie. Den theoretischen und kulturgeschichtlichen Rahmen der Projektarbeit bildet dabei die Frage nach der besonderen Bedeutung von lateinamerikanischen Flusslandschaften im gegenwärtigen Kontext des Anthropozän. In literaturwissenschaftlicher Hinsicht kann dabei einerseits an eine lange ästhetische Tradition der Darstellung des Fluvialen als Gegenstand von Literatur angeschlossen werden; andererseits geht es auch darum, ‚liquide‘ ästhetische Formbildungsprozesse zu beschreiben, die eine kreative Transformation fest gefügter Erzähl- und Darstellungsmodi in Literatur und Film ermöglichen.

In der dreijährigen Laufzeit des Projekts werden der Projektleiter Jörg Dünne und Laura Kattwinkel sowie Francisco Tursi als Doktorand:innen unterschiedliche Ausprägungen fluvialer Ästhetiken in narrativ-essayistischer, lyrischer und filmischer Hinsicht untersuchen. Sie werden dabei eng mit dem von Anfang an in die Forschungen eingebundenen Mercator-Fellow Javier Uriarte (Stony Brook University) kooperieren und in engem Austausch mit einschlägigen Romanist:innen im deutschsprachigen Raum sowie mit Literatur- und Filmwissenschaftler:innen sowie Flussforscher:innen in Argentinien und Amerika stehen – so können nicht nur die Eigenheiten fluvialer Ästhetiken des Río de la Plata in unterschiedlichen Medien und Gattungstraditionen untersucht, sondern auch vergleichende Bezüge zu anderen Flusslandschaften Lateinamerikas hergestellt werden.


Anmerkungen

DFG-Projekt (Sachbeihilfe)

Ersteller des Eintrags
Jörg Dünne
Erstellungsdatum
Sonntag, 01. September 2024, 10:48 Uhr
Letzte Änderung
Dienstag, 03. September 2024, 13:42 Uhr