Während heutzutage die Untersuchung frankophoner Literatur in Ruanda in den Literaturwissenschaften etabliert ist, bleibt die frankophone Literaturproduktion im ostafrikanischen Nachbarland Burundi bisher weitgehend unerforscht. Trotz der weniger starken Ausgeprägtheit kann man nicht leugnen, dass eine frankophone literarische Produktion burundischer Autoren existiert und sogar ein stetiger Anstieg zu verzeichnen ist.
Während in den 1970er Jahren nur sehr wenige literarische Erzeugnisse in Französischer Sprache zu verzeichnen sind und diese überwiegend der Lyrik zuzuordnen sind, ist eine deutliche Zunahme der frankophonen Literaturproduktion ab dem Jahr 2000 bemerkbar. Ebenfalls ist eine vermehrte Hinwendung zur Gattung des Romans zu verzeichnen. Die Veröffentlichung einer Anthologie mit dem Titel La littérature de langue française au Burundi sowie die kürzlich erschienenen Publikationen des Verlages Archives&Musée de la littérature im Rahmen der Serie Papier blanc Encre noir bieten Anlass, frankophone burundische Literatur als eigenständige Literatur wahrzunehmen und die Literatur in der Region der Großen Seen differenzierter zu behandeln. Daher stellt sich die zentrale Frage, inwieweit sich frankophone Literatur in Burundi als eine eigenständige Literatur konstituiert.