Literatur und moderne Physik (Dissertation)

Literarisierungen der Physik im französischen, italienischen und lateinamerikanischen Gegenwartsroman


Allgemeine Angaben

Autor(en)

Betül Dilmac

Verlag
Rombach
Stadt
Freiburg i.Br.
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Stadt der Hochschule
Freiburg i.Br.
Publikationsdatum
2012
Abgabedatum
Dezember 2011
Reihe
Freiburger Romanistische Arbeiten, Bd. 2
Weiterführender Link
http://d-nb.info/1025439694/04
ISBN
978-3-7930-9693-1 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Französisch, Italienisch, Spanisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft
Schlagwörter
Patrick Deville, Michel Houellebecq, Niklas Luhmann, Michel Rio, Jean-Philippe Toussaint, Daniele Del Giudice, Jorge Volpi

Exposé

Die Arbeit untersucht das kaum erforschte Verhältnis zwischen moderner Physik und postavantgardistischer Erzählliteratur. Quantenphysikalische Modelle und Prinzipien sind insbesondere auf der Ebene der Darstellung und der poetologischen Selbstbeschreibung der Texte angesiedelt. Die Arbeit sieht die konkreten Bezugnahmen der Literatur auf die moderne Physik dadurch motiviert, dass Literatur und Physik an einem gemeinsamen epistemologischen Fundament teilhaben, dessen wesentliche Charakteristik der Zweifel an der Erfassbarkeit und Darstellbarkeit der Realität ist. Mit der Selbstreflexion der Romane im Medium der modernen Physik liegt der Versuch vor, einer prekär gewordenen Realität dennoch darstellerisch gerecht werden zu wollen, indem es gerade quantenphysikalische, den epistemologischen Zweifel stets mittransportierende Erkenntnisse sind, die auf den literarischen Text und seine zu vermittelnden Inhalte angewandt werden.
Die Arbeit ist innerhalb der immer weiter um sich greifenden Forschungen zum Verhältnis von Literatur und Wissenschaft situiert. Sie beruft sich in methodologischer Hinsicht auf die Interdiskurstheorie Jürgen Links und die Systemtheorie Luhmanns, genauso wie sie an die kürzlich aufgestellte These einer doppelten – nämlich fiktionalen und epistemischen – Codierung literarischer Texte anknüpft (Klinkert, Epistemologische Fiktionen, 2010). Die Arbeit zeigt, dass quantenphysikalische Wissensbestände in die thematische Ebene der untersuchten Romane integriert und in spezifisch literarischer Form weitergedacht werden. Insbesondere aber sind quantenphysikalische Modelle, Prinzipien und Gedankenexperimente auf der Ebene der Darstellung und der poetologischen Selbstbeschreibung der Texte angesiedelt und geraten ihrerseits zu Reflexionsmedien des Verhältnisses von Literatur und Wissenschaft (z. B. Komplementaritätsprinzip, Non-Separabilität).
Die literarische Rezeption der Quantenphysik ist vordringlich mit Fragen nach der Erfassbarkeit und Darstellbarkeit der Realität verbunden. Im Aufgreifen der Quantenphysik manifestiert sich der ebenso in die Literatur eingeschlichene Zweifel an der Möglichkeit eines Erfassens und einer objektiv-authentischen Darstellung der Wirklichkeit. Mit der Selbstreflexion der Romane im Medium der modernen Physik liegt der Versuch vor, einer prekär gewordenen Realität dennoch darstellerisch gerecht werden zu wollen, indem es gerade quantenphysikalische, den epistemologischen Zweifel stets mit transportierende Erkenntnisse sind, die auf den literarischen Text und seine zu vermittelnden Inhalte angewandt werden.


Anmerkungen

gefördert durch ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung
ausgezeichnet mit dem Irmgard-Ulderup-Preis für romanistische Qualifikationsarbeiten

Ersteller des Eintrags
Betül Dilmac
Erstellungsdatum
Freitag, 09. November 2012, 09:07 Uhr
Letzte Änderung
Dienstag, 19. August 2014, 15:57 Uhr