"Ach, wie gût schmeckt mir Berlin" (Sammelband)

Französische Passanten im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre


Allgemeine Angaben

Herausgeber

Margarete Zimmermann

Verlag
Das Arsenal
Stadt
Berlin
Publikationsdatum
2010
Auflage
1
ISBN
978-3-931109-58-5 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Französisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Kulturtransfer, Reiseliteratur, Großstadtliteratur, Crevel René Bertaux Pierre Bloch Jean-Richard Trintzius René u.a.

Exposé

Die Anthologie „Ach, wie gût schmeckt mir Berlin“. Passanten aus Frankreich im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre enthält rund zwanzig Essays, Reportagen, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Auszüge aus Romanen französischsprachiger Autoren der Generation von 1880 bis 1910. Auf diese Weise entsteht ein Kaleidoskop höchst unterschiedlicher Blicke auf das Berlin der Zwischenkriegszeit und am Beginn des Nationalsozialismus, Blicke auf eine sich ständig verändernde Stadt, wahrgenommen von Fremden, Menschen in Bewegung – von Intellektuellen mit einer je nach dem politischen Standort des Beobachters höchst unterschiedlich motivierten Neugier. Diese Passanten, Journalisten, Flaneure – teils mißtrauische, teils wohlwollende Beobachter –, kommen in drei Schüben: zunächst in den frühen Zwanzigern, dann ab 1926, also nach den Verträgen von Locarno, und schließlich im Umfeld des Krisen- und Wendejahrs 1932.
Berlin wirkt sehr unterschiedlich auf die Reisenden aus Frankreich, die auf die Stadt mit einer Mischung von Faszination und Befremden reagieren, die Widersprüchlichkeit, das zuweilen Un-Heimliche dieser Metropole hervor heben, aber auch deren belebende, befreiende Wirkung.
Neben eher konventionellen touristischen Sehenswürdigkeiten wie dem „lasterhaften Berlin“ (Curt Moreck) mit seinen Vergnügungsstätten, dem nächtlichen Berlin der Kaschemmen, Ganoven, Prostituierten und Spieler sowie den Orten der mondänen Geselligkeit gibt es zwei Bereiche, die die Reisenden aus Frankreich vorrangig interessieren: zum einen die Orte gesellschaftlicher Innovation, zum andern die Randzonen der Gesellschaft. Die Erfahrung von Berlin als gesellschaftspolitischem Experimentierfeld vermittelt sich über „neue“ Frauen und Männer, über die Liberalisierung der Sexualmoral, durch Sport- und Gymnastikleidenschaft als Massenphänomen, über die Kunst der Neuen Sachlichkeit – sowie über Besuche in Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft in Tiergarten.
Die Orte, an denen sich die Krisenhaftigkeit der Situation ab 1929 besonders deutlich offenbart, sind soziale Brennpunkte wie das Berlin der Arbeitslosen und der neuen Armut mit seinen Wärmehallen, Arbeitslosen-Stempelstellen und Mietskasernen in Moabit, dem Wedding und rund um den Alexanderplatz, ferner das nächtliche Berlin der Obdachlosenasyle und der Stundenhotels.
In ihrer Gesamtheit fügen sich diese 22 Texte zu einem faszinierenden Portrait einer Stadt im Wandel von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus zusammen, legen ein Stück bisher unbekannter Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen und des Kulturtransfers zwischen Frankreich und Deutschland frei und erinnern an bedeutende Mittlerfiguren wie Pierre Bertaux, René Crevel, Jean-Richard Bloch oder Pierre Mac Orlan sowie an ihre deutschen Begleiter und Freunde – George Grosz, Walter Benjamin, Renée Sintenis, Dorothea Sternheim oder Erich Mendelsohn.

Inhalt

Avant-propos.- Margarete Zimmermann
Als Berlin „französisch trug“

Avant-propos.- Robert de Traz
Ein Bild des Elends, des Leids und der Häßlichkeit

Avant-propos.- Henri Béraud
Was ich in Berlin gesehen habe

Avant-propos.- Ilja Ehrenburg
Der Berliner Westen, das Café Schottendaml und George Grosz

Avant-propos.- Pierre Bertaux
Ein Abend bei Eduard Wechssler mit Ernst-Robert Curtius, René Crevel und Pierre Viénot.-
Wind des Irrsinns

Avant-propos.- Jean-Richard Bloch
Neusachliche Frauen und ihre Interieurs

Avant-propos.- René Trintzius
Ein junger Franzose entdeckt das neue Berlin

Avant-propos.- René Crevel
Berlin, der Tiergarten und Renée Sintenis

Avant-propos.- Georges Friedmann
Karstadt

Avant-propos.- Jean Giraudoux
Sport und Badefreuden am Wannsee

Avant-propos.- René Jouglet
Im Haus Vaterland, im Rheingold und anderswo. Von deutschen Frauen

Avant-propos.- Amédée Ozenfant
Week-End Berlin

Avant-propos.- Léon Werth
Deutsche Suite – Reisenotizen

Avant-propos.- Joseph Kessel
Unterwegs in der Berliner Unterwelt

Avant-propos.- Pierre Mac Orlan
Das Elend ist im Innern, hinter der kalten Pracht der Häuser

Avant-propos.- André Gide und Roger Martin du Gard
Briefe, Reisenotizen

Avant-propos.- Yvan Goll
Montparnasse in Berlin

Avant-propos.- Magdeleine Paz
Berlin, Hauptstadt des Chaos

Avant-propos.- Philippe Soupault
Jugend ohne Zukunft

Avant-propos.- Maurice Dekobra
Berlin, 14. März

Avant-propos.- Simone Weil
Deutschland wartet

Avant-propos.- Pierre Drieu La Rochelle
Flache Bäuche – ärmliches Berlin

Blick ins Dunkel: Pierre Mac Orlan
Berlin – Melancholie der Erinnerung

Glossar


Anmerkungen

Anthologie; 291 Seiten

Ersteller des Eintrags
Margarete Zimmermann
Erstellungsdatum
Sonntag, 09. November 2014, 20:14 Uhr
Letzte Änderung
Sonntag, 09. November 2014, 20:14 Uhr