Dionysische Mythopoiesis im dramatischen Werk von Laurent Gaudé (Monographie)

Eine Poetik des rauschhaften Umsturzes


Allgemeine Angaben

Autor(en)

Stefan Müller

Verlag
Francke
Stadt
Tübingen
Stadt der Hochschule
Universität Münster
Publikationsdatum
2019
Abgabedatum
August 2018
Reihe
Mainzer Forschungen zu Drama und Theater (49)
Weiterführender Link
https://www.narr.de/dionysische-mythopoiesis-im-dramatischen-werk-von-laurent-gaude-38673
ISBN
978-3-7720-8673-1 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Französisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft
Schlagwörter
Drama, 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert, Mythopoiesis, Dionysos

Betreuer

Cerstin Bauer-FunkeWilfried FloeckUlrich Prill


Exposé

Seit dem Prix Goncourt im Jahre 2004 ist Laurent Gaudé ein Autor mit steigendem Bekanntheitsgrad. Durch den großen Erfolg seiner Romane, die bereits in über 35 Sprachen übersetzt sind, werden auch seine Dramen nicht nur in Frankreich regelmäßig gespielt. Auffällig ist Gaudés Vorliebe für die Verarbeitung des Dionysos-Mythos in seinen Texten. Die vorliegende Untersuchung ist die erste Monographie zu Laurent Gaudé im deutschsprachigen Raum und widmet sich dem dionysischen Aspekt der Auflehnung gegen Unterdrückung und institutionalisierte Machtstrukturen in den ersten Dramen Gaudés.

Inhalt

Der im Jahre 2004 für den Roman Le soleil des Scorta mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Laurent Gaudé hinterfragt in seinem narrativen, dramatischen und – seit kurzem – auch poetischen Werk die Legitimation von Macht und Unterdrückung, geht den Motoren für körperliche und vor allem psychologische Gewalt auf den Grund und setzt Mesalliance mit den Zwängen der modernen Gesellschaft in Kontrast. Auch die ständigen Versuche des schöpferischen Geistes, gegen Machtstrukturen anzukämpfen, sowie die Tragweite der Ideen von gesellschaftlich ausgegrenzten Personen, die sich mit Esprit gegen ihre Situation wehren, hat Gaudé mit Schlagkraft und Subtilität gleichermaßen dargestellt. Der steigende Bekanntheitsgrad Laurent Gaudés zeigt sich nicht nur seit der Auszeichnung mit einem der höchsten französischen Literaturpreise, sondern auch an den regelmäßigen Inszenierungen seiner Stücke in Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Spanien sowie an der steigenden Zahl der Übersetzungen seiner Romane, die bis dato in 35 Ländern erschienen sind.
Da Gaudé sich in seinem epischen und dramatischen Werk nicht nur mit der europäischen Kulturgeschichte auseinandersetzt, sondern sich auch sehr für orientalische, asiatische und afrikanische Mythen interessiert, hat sich diese Arbeit, aufgrund des immensen Inventars an vor allem mythologischen Allusionen im dramatischen Werk Laurent Gaudés, das Ziel gesetzt, den dionysischen Mythenkreis ins Zentrum des Interesses zu rücken, auf den in den ersten Dramen Gaudés mit auffälliger Häufigkeit angespielt wird.
Auch im weiteren Werk Laurent Gaudés finden sich immer wieder Passagen, die mit diesem Mythenkreis gefärbt sind. Mit seiner Schreibphilosophie hebt sich Gaudé durchaus von seinen Zeitgenossen ab, da in seinem Werk die Rezeption der antiker Mythen und dramatischer Praktiken besonders stark ist. Als einer der wenigen französischen Dramatiker seiner Zeit schwingt bei ihm stets eine mythopoietische Grundkonstante mit, die oft der bloßen Dramenhandlung ebenbürtig ist. Neben der Tatsache der bisher eher geringen Forschungsaktivität zu seinem Werk macht dies die Untersuchung seiner Dramen gerade besonders interessant.
Es lässt sich absehen, dass die mythischen und insbesondere die dionysischen Aspekte des Menschseins – Grenzüberschreitung, Emotionalität, Wildheit, Unkontrolliertheit – die zentralen Betrachtungspunkte in Gaudés literarischem Schaffen sind. Mit seiner Mythopoiesis sorgt Gaudé, um die hundert Jahre nach der modernistischen Renaissance des mythischen Theaters, erneut für eine Wiederbelebung des Mythos durch eine (dramatische) Literatur, deren erfrischende Aktualität und Strahlkraft hoffentlich auch in Zukunft für weitere Überraschungen, Diskussionen und Untersuchungen sorgen wird.


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Stefan Müller
Erstellungsdatum
Mittwoch, 23. Januar 2019, 14:09 Uhr
Letzte Änderung
Sonntag, 27. Januar 2019, 12:22 Uhr