Stadt: Saarbrücken

Frist: 2015-12-31

Beginn: 2016-09-28

Ende: 2016-10-02

URL: http://www.francoromanistes.de/

Sektion beim Frankoromanistentag 2016 an der Universität Saarbrücken (28.09.-02.10.2016):

Productivité performative-hybride-nomadique-frontalière. Processus diasporiques, identitaires, genrés et transmédiaux dans la littérature et culture franco-maghrébine et hispano-maghrébine

Sektionsleitung
Prof. Dr. em. Alfonso de Toro, Universität Leipzig
Dr. Annegret Richter, Universität Leipzig
Dr. Juliane Tauchnitz, Universität Leipzig

Bitte schicken Sie Ihren Vorschlag und Abstract an folgende Adresse: ffsl@rz.uni-leipzig.de

Ziele der Sektion

Das Hauptziel der Sektion besteht in der Analyse von Konstruktionen und Repräsentationen von neuen performativen Diasporas und performativen Identitäten in den franko- und hispano-maghrebinischen Literaturen und Kulturen im Zeitalter der Globalisierung und ferner in der Beschreibung, wie neue, d.h. performative Diasporas und performative Identitäten, anders als die traditionellen, vielfältige sozio-kulturelle Relationen bilden, die ambivalente Gefühle und Einstellungen unterhalten. Gastfreundschaft, Zugehörigkeit, Emotion, Körper, Begehren sind die Grundpfeiler dieser performativen Diasporas und performativen Identitäten, weil sie eine zentrale Rolle in einem dynamischen Prozess kultureller Wertungen, Handlungen und Verhandlungen spielen. In diesem Kontext strebt die Sektion an, das Konzept der Integration, das die herkömmliche, lineare Vorstellung und Praxis von Migration beinhaltet, durch das der wechselseitigen dynamisch-sozialen Interaktion und das der geteilten Verantwortung und Kultur in einem gemeinsamen, teilhabenden Raum zu ergänzen, gar zu ersetzen. Die daraus resultierenden neuen Diasporas sollen im Kontext eines Situationsimperativs beleuchtet werden, indem sie ihren eigenen Raum, ihre eigene Geschichte und Identitätspraktiken konstruieren.
All diese bereits im Titel enthaltenen Kernbegriffe, Phänomene und Prozesse haben ‚Bewegung‘, also Entterritorialisierungen und Reterritorialisierungen gemeinsam und damit die Produktion von Literatur, Kultur und neuen Gemeinschaftsformen und Identitätskonstruktionen an verschiedenen Schnittstellen, also an Grenzen. Es wird von einem Konzept der ‚Grenze‘ als einen produktiven und innovativen Ort der Generierung von Wissen und Lebenspraxis sowie der dort stattfindenden unterschiedlichen Vorortungen, Konkretisationen und unterschiedlichen Repräsentationsformen ausgegangen, also von der Produktivität diasporisch-migratorischer Prozesse, die sich in unterschiedlichen Gender- und medialen Darstellungsstrategien in den franko- und hispano-maghrebinischen Literaturen und Kulturen niederschlagen.
Das Konzept ‚Grenze‘ betrifft demzufolge – im Kontext der Sektion und der Ziele des Kongresses – nicht nur kulturelle Migrationsprozesse, die als transkulturell, als Translatioprozesse zu bezeichnen wären. Gemeint sind zudem all jene Phänomene, die sich an Schnittstellen ereignen und so durch eine prinzipielle Ambivalenz, Oszillation und Reibung charakterisiert sind, sowie Genderprozesse, also die Konstruktion von unterschiedlichen Genderformen, die in traditionellen Mustern nicht zu erfassen und zu beschreiben sind. Aber im gleichen Maße ist auch der Einsatz unterschiedlicher Medien gemeint, was als transmediale Konstruktionen definiert werden kann.
Die Sektion behandelt diese Phänomene zwar auf der Basis von literatur- und kulturwissenschaftlichen Kompetenzen mit einem entsprechenden Korpus, aber sie legt gleichzeitig größten Wert auf einen transdisziplinären, transkulturellen und transmedialen Ansatz, gestützt auf vier zentrale Mikro-Aspekte der aktuellen globalisierten Gesellschaften und der laufenden kulturtheoretischen sowie der politischen Debatte:

Die Konstruktion und Repräsentation von performativen-hybriden Diasporas: Zugehörigkeit und Gastfreundschaft ausgehend von den Bereichen Literatur, Kultur, Film und Institutionen:
Bei den neuen Diasporas wird der Fokus auf die Oszillation zwischen Differenz und Verhandlung von Identitäten als spannungsvoller Prozess neuer ökonomischer, sozialer, kultureller und religiöser Praktiken gelegt sowie auf die Herausbildung diasporischer Formationen, die auf plurikulturellen sozialen Konstellationen fußen. Beschrieben werden unterschiedliche identitätsstiftende Konstellationen und unterschiedliche diasporische Bewusstseinsausprägungen. In der Sektion wird von einer mehrfach kulturell kodierten Identität ausgegangen. Identitätsentwürfe (und auch Diaspora-Entwürfe/Praktiken) sind Konstruktionen, die immer Situationsimperativen, dem Vergehen der Zeit und der Performativität unterworfen sind. Ein weiterer zentraler Ansatz für die Diskussion performativ-hybrider Diasporas ist Derridas Position, der eine sog. „prothèse d’origine“ ablehnt und in seinem Buch Le monolinguisme de l’autre (1996) durch einen „trouble de l’identité“, also durch eine prinzipielle Performativität ersetzt.

Transmediale Ausdrucksformen in Verbindung mit urbanen Räumen: Bewegung und Verortung: Untersucht werden sollen spezifische Strategien und mediale Translationsprozesse, die sich durch Subversion und Transgression von medialen Grenzen charakterisieren, die aber zu keinen Vereinheitlichungen von medialen-, kulturellen und Genderdifferenzen führen, sondern zu deren Potenzierung und zur Aufrechterhaltung ihrer Autonomie. Wichtig ist nicht, die inzwischen weitverbreitete Überlagerung von eingesetzten Medien zu untersuchen, sondern die erzielten Effekte, Wirkungsmöglichkeiten und Funktionen bei der Darstellung von Diaspora-, Identitäts-, und Genderkonstruktionen, auf der Basis von neueren Ansätzen aus dem Bereich Translation und Transmedialität. Ganz besondere Aufmerksamkeit genießt die Untersuchung der Vermittlung und Darstellung diasporischer Prozesse bei der Gestaltung von städtischen Lebensräumen in ihrer Dimension als sozio-kulturelle und symbolische Verortungen und Verstädterung und als Ort von Verhandlungen und Lebenspraktiken unter Berücksichtigung ihrer individuellen und kollektiven Geschichten und über herrschende Machtverhältnisse.

Jenseits traditioneller Maskulinitäts- und Feminitätskonzepte. Diasporische, performative-hybride Gender- und Queerkonstruktionen: Diasporische Prozesse beim Dasein von Migrant/innen erfassen in ganz besonderer Weise neue Konstruktionen von, etwa die Modifizierung individueller Vorstellungen von Maskulinität/Feminität in Bezug auf herrschende Modelle und soziale Klassifikationen sowie auf ihre Objekte des Begehrens in einem diasporischen Kontext. Von Bedeutung werden hier sein, a) die Repräsentation des privaten Raums in einem von der kulturellen Differenz markierten öffentlichen Raum und die daraus entstehenden Schwierigkeiten sowie die resultierende Spannung zwischen Einzelnem und Gemeinschaft, Nähe und Distanz, Fremdheit und Vertrautem im Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen sowie b) die Analyse der Migrant/innen-Körper und des Migrant/innen-Begehrens, des sexuellen Verhaltens, der sexuellen Selbstbestimmung, Auskunft über Veränderungen des sexuellen Verhaltens gibt.

Performative-hybride Grenzen: Im Einklang mit dem Hauptthema der Tagung und mit dem dargelegten Grenze-Konzept greift die Sektion auf den US-mexikanischen Performer und Kulturtheoretiker Guillermo Gómez Peña zurück, der ein neues Verständnis des ‚border‘-Begriffs und damit dessen, was Heimat und Identität sind, einführt. Aufgrund des nomadischen Status von Kultur und der großen Migrationswellen werden Konzepte wie Nationalstaat, Grenze und Identität neu definiert, so dass ein essentialistisch-ontologisches Konzept von Ethnizität hinter sich gelassen werden kann. Im Kontext einer neuen Diaspora ist ‚border‘/‚borderland-culture‘ äquivalent mit dem Konzept von ‚home‘ als einer offenen, von Linien gebildeten nomadisch-rhizomatischen Kartographie. Die Kategorie ‚border‘ ist ein Enuntiationsort und ein Ort der kulturellen Produktion. ‚Border‘ ist ein diasporischer Ort des Aushandelns kultureller Identitäten, ein Ort par excellence der Performativität, des Experiments, des Neubewohnens, der Reinventionen und Rekodifizierungen, wie es bei einer Möbiusfläche der Fall ist.

Objectifs de la section

L’objectif principal de la section consiste en l’analyse de constructions et de représentations de nouvelles diasporas performatives et d’identités performatives dans les littératures et les cultures franco-maghrébines et hispano-maghrébines à l’époque de la mondialisation et en la description de la manière par laquelle de nouvelles diasporas et identités performatives forment différemment des formes traditionnelles, des relations socioculturelles diverses et entretiennent des rapports et des sentiments ambivalents. L’hospitalité, l’appartenance, l’émotion, le corps et le désir sont des piliers fondateurs de ces diasporas performatives et de ces identités performatives car ils jouent un rôle central dans un processus dynamique d’évaluations, d’actions et de négociations culturelles. Dans ce contexte, la section envisage de compléter, voire de remplacer le concept d’intégration, qui implique la représentation et la pratique traditionnelles et linéaires de la migration, par le concept de l’interaction sociale-dynamique réciproque et de la responsabilité et de la culture partagées dans un espace commun de participation. Les nouvelles diasporas qui en résultent seront éclairées dans le contexte d’un impératif situationnel, dans la mesure où elles construisent leur propre espace, leur propre histoire et leurs propres pratiques de l’identité.
Tous les termes, les phénomènes et les processus majeurs déjà contenus dans le titre sont en ‘mouvement’, c’est-à-dire qu’ils ont en commun des déterritorialisations et des reterritorialisations, et donc aussi la production de littérature, de culture, de nouvelles formes de communauté et de constructions d’identités à diverses interfaces et donc frontières. Le point de départ sera le concept de ‘frontière’, étant un lieu productif et innovateur de la production de savoir et de pratique de vie, ainsi que les localisations, les concrétisations et les différentes formes de représentation qui s’y passent, et donc la productivité de processus diasporiques et migratoires qui se reflètent dans les différentes stratégies médiales de représentation, ou les stratégies de genre, dans les littératures et cultures franco-maghrébines et hispano-maghrébines.
Par conséquent, le concept de ‘frontière’ – dans le contexte de la section et des objectifs du congrès – ne concerne pas seulement des processus de migration qui seraient à qualifier de transculturels, de processus de translatio. Il implique aussi tous les phénomènes qui se déroulent à des interfaces et qui sont ainsi caractérisés par une ambivalence, une oscillation et un frottement fondamentaux ainsi que des processus de genre, c’est-à-dire la construction de différentes formes de genre, que l’on ne peut saisir et décrire à l’aide des modèles traditionnels. Mais dans la même mesure, l’on implique aussi l’emploi de différents médias ce qui peut être défini comme des constructions transmédiales.
La section traite certes ces phénomènes sur la base de compétences de recherche littéraires et culturelles avec un corpus correspondant, mais elle accorde en même temps une grande importance à une approche transdisciplinaire, transculturelle et transmédiale reposant sur quatre micro-aspects majeurs des sociétés mondialisées actuelles ainsi que des discussions politiques et théorico-culturelles en cours :

La construction et la représentation de diasporas hybrides et performatives : appartenance et hospitalité, en prenant comme point de départ les domaines de la littérature, de la culture, du film et des institutions : pour le cas des nouvelles diasporas, l’accent est mis sur l’oscillation entre la différence et la négociation d’identités comme un processus à forte tension de nouvelles pratiques économiques, sociales, culturelles et religieuses ainsi que sur la construction de formations diasporiques qui reposent sur des constellations sociales pluriculturelles. Différentes constellations constructrices d’identité ainsi que différentes formes de conscience diasporiques seront décrites. La section prendra comme point de départ l’identité codée culturellement à plusieurs reprises. Les ébauches d’identité (et donc également les pratiques/ébauches de diasporas) sont des constructions toujours soumises à des impératifs de situation, au passage du temps et à la performativité. Une autre approche centrale pour la discussion sur les diasporas hybrides et performatives est la position de Derrida qui refuse, dans son livre Le monolinguisme de l’autre (1996), une soi-disant « prothèse d’origine », qu’il remplace par un « trouble de l’identité », et donc une performativité fondamentale.

Formes d’expression transmédiales en lien avec des espaces urbains : mouvement et localisation : ici seront analysés les stratégies spécifiques et les processus médiaux de translation, qui se caractérisent par la subversion et la transgression de frontières médiales, et qui ne conduisent à aucune unification des différences médiales, culturelles et de genre, mais plutôt à leur exponentiation et au maintien de leur autonomie. Il n’est pas important d’analyser la superposition entre-temps très répandue des médias utilisés, mais plutôt les effets obtenus, les effets possibles et les fonctions de la représentation des constructions de diasporas, d’identité et de genre, sur la base de nouvelles approches du domaine de la translation et de la transmédialité. Une grande attention sera portée à l’analyse de la médiation et de la représentation de processus diasporiques dans l’organisation d’espaces de vie urbains dans leur dimension en tant que localisations symboliques et socioculturelles d’urbanisation et en tant que lieux de négociations et de pratiques de vie, en prenant en compte leurs histoires individuelles et collectives au-delà des rapports de pouvoir existants.

Au-delà des concepts de masculinité et de féminité traditionnels. Constructions diasporiques, performatives et hybrides, queer et de genre : les processus diasporiques dans l’existence de migrant(e)s comprennent d’une manière toute particulière de nouvelles constructions, comme par exemple celle de la modification des représentations individuelles de masculinité/féminité en rapport avec modèles proéminents et avec classifications sociales ainsi qu’à leurs objets du désir dans un contexte diasporique. Une importance capitale sera ici accordée a) à la représentation de l’espace privé dans un espace public marqué par la différence culturelle et aux difficultés qui en découlent ainsi qu’à la tension qui en résulte dans la vie en communauté de cultures différentes : entre l’individuel et la communauté, la proximité et la distance, le caractère étranger et ce qui est connu, ainsi que b) à l’analyse des corps des migrant(e)s et du désir des migrant(e)s, du comportement sexuel et de l’autodétermination sexuelle, qui donne des informations sur les changements du comportement sexuel.

Frontières hybrides et performatives : en accord avec le thème principal du congrès et le concept de frontière présenté, la section se réfère au performer et théoricien culturel US-Mexicain Guillermo Gómez Peña qui introduit une nouvelle interprétation du terme de ‘border’ et ainsi de ce que sont la patrie et l’identité. En raison du statut nomadique de la culture et des grandes vagues de migration, des concepts tels que l’État-nation, la frontière et l’identité seront redéfinis de sorte qu’un concept ontologique et essentialiste de l’ethnicité peut être abandonné. Dans le contexte d’une nouvelle diaspora, ‘border’/‘borderland-culture’ est équivalent au concept de ‘home’, étant une cartographie rhizomatique et nomadique ouverte et formée par des lignes. La catégorie ‘border’ est un lieu d’énonciation et de production culturelle. ‘Border’ est un lieu diasporique de la négociation d’identités culturelles, un lieu par excellence de la performativité, de l’expérience, de la nouvelle habitation d’un lieu, des réinventions et des recodifications, comme c’est le cas pour une bande de Möbius.

Beitrag von: Juliane Tauchnitz

Redaktion: Stefanie Popp