1. Slavistisch-romanistisches Kolloquium an der TU Dresden, 17.-18.6.16

2008 schlossen Frankreich und Bulgarien eine strategische Partnerschaft auf politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher wie kultureller Ebene. Bereits 1993 trat Bulgarien der OIF bei; 2013 wurde schließlich in Sofia ein Institut français eröffnet, 2015 erinnerte eine Ausstellung im Louvre erstmals an die Thraker (L’Épopée des rois thraces). Die Geschichte der französisch-bulgarischen Beziehungen verdichtete sich im 19. Jahrhundert, als Alphonse de Lamartine (Voyage en Orient; 1835) und Victor Hugo zu Helden im bulgarischen Freiheitskampf wurden (Aprilaufstand 1876) und schließlich 1879 Frankreich und Bulgarien zum ersten Mal diplomatische Beziehungen aufnahmen. Nach dem zweiten Weltkrieg gelangten mit Julia Kristeva und Tzvetan Todorov zwei strukturalistische Vordenker aus Bulgarien nach Frankreich und wurden von dort aus international rezipiert. Für bulgarische Künstler spielte Paris von Jules Pascin bis Christo ebenfalls eine wesentliche Rolle. Und das Französische ist in Bulgarien nach wie vor eine beliebte Fremdsprache.

Auch heute werden bulgarische AutorInnen in Frankreich durchaus rezipiert: Yordan Raditchkov, Anton Dintchev, Emilia Dvorianova, Gueorgui Grozdev und insbesondere Gueorgui Gospodinov sind am Buchmarkt in Übersetzungen präsent; Ivan Vasov und Yordan Yovkov wurden gerade in den letzten Jahren neu entdeckt. Dennoch hat sich bisher kaum jemand der französisch-bulgarischen Beziehungen angenommen, wurden französisch-bulgarische Stereotype nicht untersucht und ist nur wenig über die gegenseitige Wahrnehmung bekannt.

Das Kolloquium möchte aus kulturwissenschaftlicher Perspektive diese Beziehungen beleuchten und zunächst einmal einen Überblick über die historischen Wandlungen vom 19. Jahrhundert bis heute sowie exemplarische Fallstudien präsentieren. Hierfür werden Interessenten gebeten, mit Vorträgen den slavistisch-romanistischen Dialog zu unterstützen, der in eine Publikation münden soll. Beiträge aus sprach-, literatur- und kunstwissenschaftlicher Perspektive sind ebenso möglich wie Überlegungen zur Wahrnehmung, zu Austauschprozessen und -akteuren. Eine Zuspitzung auf den Dialog und die Fragen des Kulturtransfers ist gewünscht.

Kontakt:
PD Dr. Christoph Oliver Mayer, Institut für Romanistik, TU Dresden, 01062 Dresden, E-Mail: christoph.mayer@mailbox.tu-dresden.de
Dr. Martin Henzelmann, Institut für Slavistik, TU Dresden, 01062 Dresden, E-Mail: martin.henzelmann@mailbox.tu-dresden.de

Beitrag von: Christoph Mayer

Redaktion: Stefanie Popp