IN MEMORIAM PROF. DR. KARL HÖLZ

Wir trauern um Karl Hölz, der am 6. April 2017 im Alter von 74 Jahren völlig unerwartet verstorben ist.

Der in Düsseldorf geborene Karl Hölz studierte von 1961 bis 1965 zunächst Musik, Philosophie und Pädagogik an der Universität Köln. Nach seinem Ersten Staatsexamen schrieb er sich an der Universität Düsseldorf im Fach Romanistik ein, wo er Schüler von Prof. Dr. Ludwig Schrader, dem damaligen Gründungsdekan der Philosophischen Fakultät, wurde. 1969 beendete Karl Hölz als erster Absolvent in Düsseldorf sein Romanistik-Studium mit dem Abschluss der Ersten Philologischen Staatsprüfung für das Fach Französisch. In den Jahren 1969 bis 1971 folgte ein Promotionsstudium, und auch seinen Doktorgrad erhielt Karl Hölz als erster in Düsseldorf ausgebildeter Romanist. Seine von Prof. Dr. Ludwig Schrader betreute Dissertationsschrift aus dem Jahr 1972 trägt den Titel Das Thema der Erinnerung bei Marcel Proust: strukturelle Analyse der mémoire involontaire in „A la recherche du temps perdu“. Sie legte den Grundstein für eine langjährige intensive Beschäftigung mit dem Werk dieses französischen Autors. Von 1971 bis 1975 war Karl Hölz als Assistent am Romanischen Seminar der Universität Düsseldorf tätig. 1978 habilitierte er sich hier, und noch im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf an die Universität Trier, wo er fortan als Professor für Romanistische Literaturwissenschaft tätig war. 1980 erschien seine Habilitationsschrift Destruktion und Konstruktion: Studien zum Sinnverstehen in der modernen französischen Literatur, die in der Fachwelt große Beachtung fand und in deren Mittelpunkt die literaturtheoretischen und sprachphilosophischen Reflexionen Stéphane Mallarmés, André Bretons, Maurice Blanchots und Philippe Sollers stehen. Seit 1988 und auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 2007 war Karl Hölz Chargé de cours am Centre Universitaire de Luxembourg. Er fungierte viele Jahre als Mitherausgeber der Reihen „Trierer Studien zur Literatur“, „Grundlagen der Romanistik“ und der „Studienreihe Romania“. Von 1986 bis 1989 leitete er das von der Fritz Thyssen Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Emanzipation und Integration. Der literarische Dialog Mexikos mit der Alten Welt (1810-1870)“. Ferner initiierte Karl Hölz mit Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Astrid Swift und Herbert Uerlings das von 1997 bis 2000 laufende interdisziplinäre DFG-Projekt „Das Subjekt und die Anderen. Interkulturalität und Geschlechterdifferenz von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“. Aus diesem Projekt ging ein Graduiertenkolleg zum Thema „Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität (18.-20. Jahrhundert)“ hervor, an dem er ebenfalls beteiligt war (2000 bis 2005). Karl Hölz wirkte in zahlreichen universitären Kommissionen mit, er stand seinem Institut regelmäßig als Geschäftsführer vor und leitete von 1997 bis 1999 als Dekan den Fachbereich II der Universität Trier. Von 1995 bis 1997 war er Mitglied der Universitätsversammlung, von 1995 bis 1999 Mitglied des Senats.

Die von Karl Hölz vorgelegten Monographien, Aufsätze, Beiträge zu Handbüchern und die von ihm edierten Sammelbände weisen ihn als Spezialisten für die französische, lateinamerikanische, spanische und italienische Literatur und Kultur aus. In vorbildlicher Weise gelang es ihm, in seinen Forschungen, Publikationen und Lehrveranstaltungen die Romania in der Breite wie auch in der Tiefe, von der Renaissance bis zur Gegenwart zu erschließen. Hierbei bewies er nicht nur seine außerordentliche philologische Kompetenz, sondern auch seine große Aufgeschlossenheit für aktuelle Paradigmen der Wissenschaft. Karl Hölz zeigte stets ein besonders großes Interesse für die Erforschung des Fremden, und so rückten zunehmend Forschungen zu kulturellen und genderbezogenen Identitätsstereotypen in den Fokus, ebenso die Analyse inter- und transkultureller Prozesse, die Alteritätsforschung, imagologische Fragestellungen oder die Untersuchung intermedialer Aspekte. Dank seiner Ausbildung als Pianist gelang es ihm in seinen Schriften wie auch in seinen Lehrveranstaltungen, die Beziehungen zwischen Literatur und Musik immer wieder auf das Anschaulichste auszuloten.

Angeregt von seinem akademischen Lehrer, Prof. Dr. Ludwig Schrader, begeisterte sich Karl Hölz schon sehr früh für die mexikanische Literatur und Kultur, und im Rahmen seiner Forschungen entwickelte er sich zu einem der führenden Mexikanisten Deutschlands. Zahlreiche Publikationen zeugen von dieser Passion, die er an viele seiner Studierenden, Schülerinnen und Schüler erfolgreich weitergab, und mit der er auch manche Kolleginnen und Kollegen für die Kultur und die Menschen Mexikos begeisterte. Das lateinamerikanistische, auf Mexiko und die Karibik fokussierte Forschungs- und Arbeitsprofil an der Universität Trier unterstreicht, wie außerordentlich fruchtbar die Impulse waren, die Karl Hölz setzen konnte. In Anerkennung seiner außerordentlichen Bemühungen um einen fruchtbaren transatlantischen Forschungs- und Kulturdialog verlieh ihm die mexikanische Regierung den „Premio Hidalgo“.

Seinen Studierenden, Schülerinnen und Schüler wird Karl Hölz immer als vorbildlicher Lehrender in Erinnerung bleiben, in dessen Person sich außergewöhnliches pädagogisches Geschick und beeindruckende fachliche Kompetenz verbanden. Die Erträge seiner Forschungen, aber auch die Themen seiner Seminare, stehen im besten Sinne für eine „Romanistik in Bewegung“. Dabei besaß Karl Hölz den Mut, in seinen Lehrveranstaltungen auch weniger etablierte Aspekte der Forschung anzusprechen. Das Thema „Literatur und Wahnsinn“ war daher seinen Studierenden, die dank seiner Hilfestellungen auch in Paz’ Labyrinth nicht die Orientierung verloren, ebenso geläufig wie die Sprachspielereien des Oulipo, Stadtansichten der „ciudad perdida“ Mexiko, Aspekte französischer Chansons, das Maskenmotiv bei Pirandello, Altamiranos Konzept einer „Liebe auf Mexikanisch“ oder männliche Wunsch- und Angstvisionen in Mérimées Carmen.

Die Lücke, die Karl Hölz hinterlässt, ist sehr groß. Die Universität Trier hat einen herausragenden Romanisten verloren, und jene, die mit Karl Hölz arbeiten durften, vermissen einen großartigen Menschen, der vielen zum Vorbild wurde. Sein optimistisches und offenes Wesen, die große menschliche Wärme, die er ausstrahlte, sein Tatendrang und seine Herzlichkeit ebenso wie seine Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen, hat viele immer wieder aufs Neue beeindruckt. Nicht vergessen werden sollte sein soziales Engagement, mit dem er, der sich vom Leben beschenkt fühlte, etwas zurückgeben wollte. Trost, Zuwendung und Geborgenheit gab er sowohl Kriegsflüchtlingen, die er wiederholt in seinem Haus aufnahm, als auch Todkranken im Trierer Hospiz, denen er regelmäßig mit Gesprächen und Klavierspiel beistand. Auch diese Seite eines außergewöhnlichen Menschen gilt es zu würdigen. Sein unerwarteter Tod lässt seine Familie wie auch alle, die ihn persönlich wie auch fachlich zu schätzen wussten, in großer Trauer zurück.

Prof. Dr. Frank Leinen
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Romanistik

Prof. Dr. Andre Klump
Universität Trier
für die Geschäftsführung der Romanistik

Beitrag von: Hanna Merk

Redaktion: Redaktion romanistik.de