Ästhetik – allgemein verstanden als Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung des Schönen und der Kunst – soll in ihrer interkonfessionellen Auseinandersetzung in der Frühen Neuzeit untersucht werden. Konzepte des „Schönen“ und damit implizit auch des „Hässlichen“ sollen hinsichtlich der möglichen konfessionellen Markierung und Aushandlung theologischer Positionen betrachtet werden. So können auch Phänomene des Sublimen, das Verhältnis von aístheta (sinnlich Wahrnehmbares) und nóeta (Vernünftiges) sowie die Frage nach Normen und Regelwerken in Betracht gezogen werden: Was gilt in den Konfessionen als „schön“ und kann oder darf das „Schöne“ eingesetzt werden, um theologische Inhalte zu transportieren, ja lassen sich im Schönen oder Sublimen gar – neuplatonisch – Spuren Gottes finden? Dabei gilt es zu erläutern, welche ästhetische Verfahren und Ausdrucksmodi auf konfessionelle Ablehnung, transkonfessionelle Verwendung oder interkonfessionelle Verhandlung stießen. So sollen unterschiedliche mediale Repräsentationsformen in den Blick genommen und diskutiert werden, wie sich das Verhältnis von Übernahme und Ablehnung künstlerischer und literarischer Formen, Techniken und Strömungen hinsichtlich ihrer Ästhetik darstellten.

Programm

01.11.2017
Das Schöne, das Erhabene und die Vernunft in der Natur. Kants Ästhetik und ihr spekulativer Rahmen
Prof. Dr. Birgit Recki, Universität Hamburg

08.11.2017
Interkonfessionelle Ästhetiken in den Niederlanden: Scherpenheuvel
Janne Lenhart, M. A., Universität Hamburg

15.11.2017
Verstehen oder Vergnügen: Gibt es ein „protestantisches“ Hören in der Frühen Neuzeit?
Prof. Dr. Inga Mai Groote, Universität Heidelberg

22.11.2017
Die Schau des Unvollendeten: zur Ästhetik von Vittoria Colonnas Rime spirituali
Daniel Fliege, M. A., Université Paris-Sorbonne/Universität Hamburg

29.11.2017
Hermeneutischer Durst: Über die Allegorese des fünften Kreuzeswortes in Jean de la Ceppèdes Théorèmes (1613-1620)
Rogier Gerrits, M. A., Universität Hamburg

06.12.2017
Zwischen Tradition und Reformation: die literarische Transformation und ihre Phänomene als ästhetisches Konzept protestantischer Dramen
Maximiliane Gürth, M. A., Universität Hamburg

13.12.2017
Zwischen Baum und Borke: Allegorese und Allegorie in Torquato Tassos Gerusalemme liberata zwischen Hermeneutik und Rhetorik
Prof. Dr. Marc Föcking, Universität Hamburg

20.12.2017
„Gesetz und Gnade“ im Detail: Wie Bilder sich bekennen
Prof. Dr. Margit Kern, Universität Hamburg

10.01.2018
„so kem dich der Teufel“: Haarkult im Reformationszeitalter
Dr. Stefan Hanß, University of Cambridge

17.01.2018
Von Kirchen, Ketzern und anderen Blindenführern: Pieter Bruegels Blindensturz in neuer Deutung
Prof. Dr. Jürgen Müller, Technische Universität Dresden

24.01.2018
(Re-)formierte Körperästhetiken: mittelalterliche Selbstverstümmelung und ihre Kritik in der Frühen Neuzeit am Beispiel einer Novelle der Margarete von Navarra
Sofina Dembruk, M. A., Université Paris-Sorbonne/Universität Göttingen

31.01.2018
Reisen als ästhetische Performanz
Samuel Karp, M. A., Universität Hamburg

Ort

Universität Hamburg, Mittwochs, 18–20 Uhr, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal J

Beitrag von: Daniel Fliege

Redaktion: Marcel Schmitt