Stadt: Graz, Österreich

Frist: 2018-01-31

Beginn: 2018-04-19

Ende: 2018-04-19

URL: http://zentrum-kulturwissenschaften.uni-graz.at

Das Zentrum für Kulturwissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz veranstaltet in Kooperation mit der ARGE “Kulturelle Dynamiken” der ÖFG am 19.04.2018 ein Symposium für Habilitandinnen und Habilitanden zu “Visualisierung von Emotionen”. Wir freuen uns über Bewerbungen von kulturwissenschaftlich interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Postdoc-Stadium aus allen Disziplinen.

Abstract:
Nach einer langen Phase der Vernachlässigung, ist das Thema Emotionen seit den 1960er Jahren und mit viel Nachdruck in den letzten beiden Jahrzehnten wieder zu einem zentralen Anliegen in den Wissenschaften geworden. Innerhalb der Geisteswissenschaften wurden in Disziplinen wie Literatur- und Kulturwissenschaften, den Filmwissenschaften, der Geschichtswissenschaft, der Ethnologie und der Philosophie ebenso wertvolle Beiträge zur Emotionsforschung geleistet wie in den die Diskussion aktuell bestimmenden Sozial- und Naturwissenschaften. Trotz oder gerade wegen dieser intensiven Forschungslage sind die theoretischen und methodologischen Zugänge disparat und vielfach einander entgegengesetzt. Dabei ist eine starke Differenz zwischen empirisch-neurologischen auf der einen, kognitionsphilosophischen und psychologischen Ansätzen auf der anderen Seite wie auch zu solchen Ansätzen zu verorten, die sich dem Feld Emotionen aus einer historischen und interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Perspektive nähern. Ein Grund für die unterschiedlichen Zugänge und Verständnisse liegt darin, dass die Erfahrung, Benennung, Beschreibung und Nachweisbarkeit von Emotionen individuell, medien- und sprachabhängig, psychophysisch und situativ markiert ist. Emotionen stehen daher immer in einem Spannungsverhältnis zwischen regulierenden und/oder konditionierenden Vorgaben (Rollen, Vokabular, Physis usw.) und Singularität. Deshalb ist eines der herausforderndsten Aufgaben in der wissenschaftlichen wie künstlerischen Auseinandersetzung mit Emotionen deren Darstellung, Beschreibung und Benennung. Daran lassen sich auch die jeweiligen Ziele, Ansprüche und Erwartungen an das Emotionsthema herauslesen. Neben der Versprachlichung, also der Benennung, Erzählung und Beschreibung von Emotionen, lässt sich Visualisierung als
ein wissenschaftlich wie künstlerisch herausforderndes Format nennen. Dieses ist sowohl in der Neurologie, der Gehirnforschung, der Psychologie wie in den empirisch ausgerichteten Sozial- und Kulturwissenschaften eine wichtige wie häufig auch umstrittene Methode der Evidenzierung, Analyse und Auswertung von psychophysischen Emotionsvorgängen. Diesen Visualisierungsstrategien mithilfe von Scans, Diagrammen, Simulationen, also bildgebenden Technologien im Makro- und Mikrobereich stehen die Künste mit ihren filmischen, sprachlichen, fotografischen, graphischen und maltechnischen Visualisierungsmedien und deren Modi entgegen. In den Künsten wird Visualisierung von Emotionen bzw. Emotionsmustern auf vielfältige Weise eingesetzt und stellt eines der ästhetisch produktivsten Modi dar. Auf diese Modelle visueller Emotionsdarstellungen greifen auch manipulative Emotionsmodelle in den Medien, der Politik und der Produktwerbung zurück. Zentrale Diskussionspunkte sind daher, inwieweit bildgebende und -produzierende Verfahren der Naturwissenschaften mit den Visualisierungsverfahren der Künste in einem Verhältnis stehen. Zu fragen ist ebenfalls, wie visuelle Formate Emotionsmodelle und -formen jeweils mitbilden und verändern. Damit lassen sich auch manipulative und machtorientierte Formate analysieren. Im Rahmen des gewählten Themenfeldes „Visualisierung von Emotionen“ ergeben sich folgende interessante Fragestellungen, die im Rahmen des HabilitandInnenforums der ARGE Kulturelle Dynamiken diskutiert werden sollen: • Wie werden Emotionen in jeweiligen künstlerischen Medien visuell dargestellt? • Welche Unterschiede lassen sich feststellen? • Welche Emotionsformen und -typen zeigen sich in diesem Kontext? • Welche Rolle spielen intermediale Strategien? • Welche epistemologische Grundlagen von Visualisierungstechniken und -formaten im Hinblick auf Emotionen lassen sich formulieren? • Welche theoretischen Modelle werden verwendet, um Emotionen ästhetisch-visuell darzustellen? • Welche Interfaces zwischen sozio-kulturellen bzw. wissenschaftlichen Emotionskonzepten und ästhetischen Emotionen sind erkennbar, und welche Analysemethoden können sich ergeben? • Gibt es Unterschiede von Visualisierungsformaten im Hinblick auf spezifische Emotionsformen? • Angestellt werden können auch Überlegungen hinsichtlich der Historizität des Verhältnisses von Emotionsmodellen und Formen der Visualisierung.

Bitte um Einsendung eines Abstracts von 2000-3000 Zeichen auf Deutsch oder Englisch und einer kurzen Biografie sowie einer Publikationsliste bis 31.1.2018, an Ao.Univ.-Prof. Dr. Susanne Knaller (susanne.knaller@uni-graz.at). Wir informieren Sie über die Auswahl bis 1.3.2018.

Weitere Informationen: http://zentrum-kulturwissenschaften.uni-graz.at und http://kulturelle-dynamiken.sbg.ac.at/

Beitrag von: Susanne Knaller

Redaktion: Marcel Schmitt