Humboldt-Universität zu Berlin

Die didaktische Auswahl und Aufbereitung von geeigneten Autoren, Texten und Abbildungen in Form von Arbeitsblättern, Lehrbüchern etc. für den Schulunterricht scheint auf den ersten Blick unauffällig. Doch sie erhalten im Rahmen des Graduiertenkollegs »Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen« und der Erforschung kleiner Formen in ihrer ästhetischen und ökonomischen Bedingtheit wie auch ihrer epistemologischen Funktion neue Bedeutsamkeit. Kleinformen des Schreibens wie Skizzen, Abstracts, Notizen, Protokolle, Exzerpte, Essays, Anekdoten, Sprichwörter und Paratexte können in ihrer Bedeutung für den schulischen Unterricht wie für die Forschung kaum überschätzt werden. Innerhalb der Erforschung kleiner Formen stellen Gebrauchskontexte im Lehr-Lernalltag bislang ein Desiderat dar. Sowohl der für den Schulunterricht ausgewählte Text wie auch die Unterrichtskonzeption und das erstellte Lernmaterial unterliegen jeweils bestimmten ökonomischen Zwängen, stellen bestimmte Ansprüche an den produzierten Text in Form und Inhalt und intendieren eine bestimmte Rezeption. Dabei durchlaufen die kleinen Formen des Quelltextes einen langen Prozess über die Entdeckung, Aufarbeitung und Rezeption des Textes als Gegenstand der Forschung bis hin zu seiner Bearbeitung und Transformation zum Zweck der Unterrichtskonzeption.

Im Rahmen des Workshops stellt sich daher die Frage, ob der schulische Unterricht eine grundlegende, vielleicht unvermeidliche, Affinität zu kleinen Formen aufweist, ja sogar spezifische kleine Formen hervorbringt. Diese Frage stellt sich umso mehr mit Blick auf die Veränderungen der Kulturtechniken des Lesens und Schreibens im Zuge der Digitalisierung und die daraus entstehenden Implikationen für schulischen Unterricht.

Die folgenden Themenfelder bilden einen möglichen, aber nicht ausschließlichen Ansatzpunkt für die Auseinandersetzung:

• Kleine Formen und ihr Einsatz im Unterricht – damals wie heute?
• Kleine Formen und ihr Einsatz im Unterricht – Möglichkeiten und Grenzen
• Textbearbeitung: Vom Originaltext zum Arbeitsmaterial
• Lehrbuchkonzeption und kleine Formen
• Ökonomie des Unterrichts vs. Ökonomie des Lehrbuchs: Welche Formen passen?
• Digitalisierung und Schulunterricht
• unterrichtsspezifische kleine Formen

Daraus hat sich für den Workshop ein vielfältiges Programm an Vorträgen ergeben, in dem Beiträge aus der Germanistik, Romanistik und Klassischen Philologie zusammenkommen.

Beitrag von: Julia Heideklang

Redaktion: Marcel Schmitt