Stadt: Saarbrücken

Frist: 2020-11-25

Beginn: 2021-06-24

Ende: 2021-06-25

Internationale und interdisziplinäre Tagung organisiert von Sophia Mehrbrey in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen«

In der literarischen wie kinematographischen Darstellung werden Berge, und insbesondere Hochgebirge, sowohl zu nationalen Symbolen als auch zu regionalen Identitäts-Orten. Doch auch auf individueller Ebene kann die Lebens- und Erfahrungswelt der Berge eine identitätsstiftende Rolle einnehmen. Dabei fällt auf, dass der Einfluss der Berge auf die Erfahrungsweisen des Selbst vor allem im Unterbewussten offenbar wird. Gerade im Traum nimmt der Berg, symbolisch oder als konkrete Erfahrungswelt, eine imposante Rolle ein. Die anstehende Tagung macht es sich daher zur Aufgabe, die verschiedenen Facetten und Funktionen des Erträumens der Berge in Literatur und Film zu untersuchen.

Einerseits gilt es, mit Blick auf klassische Traumdeutungsansätze der Psychoanalyse, zu untersuchen, welche Rolle dem Berg als symbolisch aufgeladenes Traumbild in verschiedenen kulturellen Kontexten zukommt. Vor allem in Hinblick auf das menschliche Unterbewusstsein ist der Berg nicht nur als zu erklimmender Gipfel, das Gebirge nicht nur als imposante Grenzmarkierung am Horizont, sondern auch deren Inneres in Form von natürlichen Höhlen und Grotten, ebenso wie künstlich gegrabenen Stollen, Bergwerken und Tunneln, interessant.

Generell scheint die Frage nach dem Bezug des Individuums zum Gebirge von elementarer Bedeutung. Spielt der Berg für ›native Bergbewohner‹, deren Welt seit Generationen durch die kantigen Felslinien beschränkt wird, eine grundlegend andere Rolle als für jene, die das Gebirge in der Sehnsucht nach Selbsterfahrung und einem Gefühl der Freiheit im Rahmen von Bergtouren, touristischen oder spirituellen Reisen aufsuchen?

Aus historischer Perspektive lohnt es sich schließlich, die Verknüpfung von Berg und Trauma zu diskutieren. Narrative über die Alpen zeigen, wie sich im Krieg der Kampfalltag und die Rauheit der topologischen Begebenheiten verschränken und so die traumatische Erfahrung potenzieren. Gleichzeitig kann der Traum zum einzigen Begegnungsort von Vertriebenen mit ihren Ahnen oder der verlorenen Heimat werden. Schlussendlich kann man auch auf von Halluzinationen geprägte Höhenrauscherfahrungen als onirisches Grenzphänomen verweisen, welches in besonderer Weise von den topologischen Eigenheiten abhängig ist.

Die Ausschreibung richtet sich an WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Kunst-, Kultur-, Theater-, Film-, Medien-, und Literaturwissenschaften.
Schicken Sie Ihren Vorschlag bitte bis zum 25.11.2020 als Exposé mit einem Umfang von maximal 3.000 Zeichen in deutscher, englischer oder französischer Sprache zusammen mit einem kurzen Lebenslauf als Word-Datei an: sophia.mehrbrey@uni-saarland.de

Beitrag von: Sophia Mehrbrey