Stadt: Heidelberg

Beginn: 2016-04-06

Ende: 2016-04-07

Das konzeptistische Denken der Prämoderne ist die höchste intellektuelle Ausprägung des Zeitalters, das epochengeschichtlich als Barock firmiert. Es findet im Werk von Baltasar Gracián seine konziseste Formulierung. Die für den Workshop „Kulturen des Ingeniösen“ leitende Frage zielt auf die Darstellung eines Paradigmas des konzeptistischen Denkens, das über das Barock hinaus die frühe Neuzeit, die Moderne und die Postmoderne umfasst. Ein solches Paradigma ist aber nicht als lediglich monographische Rekonstruktion von Graciáns Theorie des Konzeptismus und seiner Folgen zu begreifen. Eine Rezeptions- oder Wirkungsgeschichte seines für das konzeptistische Denken maßgebenden Traktats Agudeza y arte de ingenio hat so gut wie gar nicht stattgefunden. Sehr wohl aber hat es in den vergangenen vierhundert Jahren einerseits im Rückgriff auf die Literatur und Kunst des Barock, andererseits offenbar aus Einsichten in die Sache selbst, die das Ingenium als ein mentales Organon des Menschen bildet, immer wieder Formationen von ingeniösem Denken gegeben. Es geht dabei nicht um eine systematische Erfassung, sondern um eine erste Annäherung an dieses Paradigma.
Die einzelnen Beiträge werden partikulare Aspekte und unterschiedliche Schauplätze dieses Denkens aufzeigen und in einer genealogischen Perspektive grundlegende methodische und theoretische Probleme der Kulturen des Ingeniösen diskutieren.

Veranstaltungsort: Universität Heidelberg, Romanisches Seminar, Ernst-Robert-Curtius Saal

Programm

06. April
13:45–14:00 Einführung

1. Poetiken des Ingeniösen:
(Moderation: Pablo Valdivia Orozco)

14:00–14:45: Gerhard Poppenberg (Heidelberg): líneas de ponderación y sutileza – Überlegungen zur Sprachontologie von Graciáns Konzeptismus

14:45–15:30: Florian Arnold (Offenbach): Verblüffen – Über die verspielte Erhabenheit des Sujets

15:30–15:45 Pause

2. Das Ingenium der Psychoanalyse
(Moderation: Pablo Valdivia Orozco)

15:45–16:30: Nataniel Christgau (Heidelberg): Anders zentriert: Zu Freuds Traumdenken

16:30–17:15: Felix Ensslin (Stuttgart): Affekt und Abstraktion. Eine psychoanalytische Annäherung.

07. April

3. Ingeniöse Leidenschaft
(Moderation: Gerhard Poppenberg)

10:00–10:45: Katherina Seemann Villanueva (Berlin): Toda ciencia transcendiendo: María Zambranos Ausgriff auf ein unbegriffliches Wissen

10:45–11:30: Jonas Hock (Regensburg): Schlinge statt Kreuz – réécriture der Passion bei Sade, Nietzsche
und Klossowski

11:30–11:45 Pause

4. Konzeptistische Zeiten
(Moderation: Nataniel Christgau)

11:45–12:30: Pablo Valdivia Orozco (Frankfurt Oder): Adornos Zeitkern – Überlegungen zu einer ingeniösen Metapher

12:30–13:15: Clemens Bellut (Heidelberg): Von Wanderern und Ingenieuren

13:15–14:30 Mittagspause

5. Konzeptistische Bilder/Szenen
(Moderation: Nataniel Christgau)

14:30–15:15: Christopher D. Johnson (London): Warburgs Denkbilder. Zwischen Hieroglyph und Diagramm
15:15–16:00: Peter König (Heidelberg): Bewegung, Stand, Sprung – poetische, reflexive und revolutionäre Kraft bei Vico und Benjamin

16:00–16:15 Pause

16:15–17:15: Abschlussdiskussion

Veranstalter:
Nataniel Christgau (Universität Heidelberg), Gerhard Poppenberg (Universität Heidelberg), Pablo Valdivia Orozco (Europa-Universität Viadrina)

(06.-07. April 2016, Universität Heidelberg)

Beitrag von: Pablo Valdivia Orozco

Redaktion: Christof Schöch