Stadt: Justus-Liebig-Universität Gießen

Beginn: 2016-05-19

Ende: 2016-05-20

URL: http://www.uni-giessen.de/fbz/zentren/zfbk/didaktik/veranstaltungen/veranstaltungstermine/litwiss

Literatur hat, v.a. im Fremdsprachenunterricht, seit geraumer Zeit einen schweren, wenn nicht zunehmend prekären Stand im Lehrbetrieb an Schulen, was auch Konsequenzen für die Position der Literaturwissenschaft an Universitäten nach sich zieht. Nach neuesten Reformbestrebungen der Lehramtsstudiengänge in Österreich besteht z.B. die manifeste Gefahr, dass zukünftige Französisch- oder Spanischlehrer_innen nach einer Einführungsveranstaltung und einem Proseminar eventuell gar nicht mehr mit Literatur behelligt werden, sondern zur Wahl auch Medienwissenschaft im Hauptstudium (Master of Education) wählen können. Nun kann es nicht darum gehen, ein Fach gegen das andere auszuspielen; sehr wohl erscheint es aber geboten, deutlicher als bisher zu machen, was die Literaturwissenschaft eigentlich leistet, welche (Schlüssel-)Kompetenzen sie gerade auch zukünftigen Fremdsprachenlehrer_innen vermittelt und was sie von anderen Disziplinen abhebt.

Auch international wird eine solche Positionsbestimmung für dringend geboten erachtet. William Deresiewicz, ehemals Professor für englische Literaturwissenschaft an der US-amerikanischen Elite-Universität Yale, scheint mit seinem New-York-Times-Bestseller “Excellent Sheep. The Miseducation of the American Elite” (2014) zumindest in den USA einen Nerv getroffen zu haben. Zugespitzt läuft seine ebenso scharfsinnige wie scharfzüngige Analyse auf die Erkenntnis hinaus, dass (Ivy-League-)Studierende zwar alle möglichen Kompetenzen bis zur Perfektion erlernen, ihnen aber kritisches Denken und die Fähigkeit zur Selbstreflexion immer stärker abgeht. An diesem Punkt plädiert Deresiewicz für eine Neubewertung dessen, was die Literaturwissenschaft gerade in diesen und anderen Punkten wie z.B. der sprachlich differenzierten und ausdrucksstarken Textproduktion zu leisten vermag.

Im Rahmen der offenen und auf Diskussion hin angelegten Tagung wird es darum gehen, im Kreise von Literaturwissenschaftler_innen aus Österreich und Deutschland eine Positionsbestimmung der Disziplin zu gewinnen und zu klären, was Literaturwissenschaft, gerade auch in Fremdsprachenphilologien, leistet.

Organisator_innen:
Priv.-Doz. Dr. Wolfram Aichinger, Institut für Romanistik der Universität Wien
Priv.-Doz. Dr. Christian Grünnagel, Institut für Romanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Dr. Sabine Mandler, Zentrum für fremdsprachliche und berufsfeldorientierte Kompetenzen (ZfBK, Abteilung Hochschuldidaktik) der Justus-Liebig-Universität Gießen

Tagungsraum: Seminarraum 316 (im Hauptgebäude der Universität Gießen, Ludwigstraße 23)
Weitere Informationen wie insbesondere das Tagungsprogramm finden sich auf der angegebenen URL.
Kontakt: christian.gruennagel@romanistik.uni-giessen.de

Tagungsprogramm

19.05.2016

15.30h
Grußwort der Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Justus-Liebig-Universität, Prof. Dr. Verena Dolle
Grußwort der Direktorin des ZfBK, Prof. Dr. Susanne Göpferich
Eröffnung des Symposiums, Priv.-Doz. Dr. Christian Grünnagel (Gießen)

16.00h – 16.45h
Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen (Regensburg): Die sieben Todsünden des literaturwissenschaftlichen Forschungs- und Lehrbetriebs

16.45h – 17.30h
Dr. Monika Neuhofer (Salzburg): Wozu Literatur? Schulischer Fremdsprachenunterricht in Zeiten der Kompetenzorientierung

17.30h – 18.00h Kaffeepause

18.00h – 18.45h
Dr. Sabine Mandler (Gießen): Welchen Mehrwert bietet die Literaturwissenschaft in der Hochschullehre?

18.45h – 19.30h Priv.-Doz. Dr. Christian Grünnagel (Gießen): (Not so) Excellent Sheep? Was wir aus der Kritik eines Literaturwissenschaftlers (William Deresiewicz) an US-Elite-Universitäten lernen könnten

20.05.2016

9.30h – 10.15h
Priv.-Doz. Dr. Wolfram Aichinger (Wien): Metrik und Kulturtheorie. Plädoyer für ein sterbendes Fach

10.15h – 11.00h
Prof. Dr. Hélène Martinez (Gießen): Fremdsprachliche Literaturdidaktik in Zeiten der Kompetenzorientierung

11.00h – 11.30h Kaffeepause

11.30h – 12.15h
Priv.-Doz. Dr. Kai Nonnenmacher (Regensburg): Literarische Bildungspolitik in Frankreich und Kompetenzorientierung in Deutschland: kontrastives Plädoyer für eine künftige Literatur- didaktik im Französischunterricht

Beitrag von: Christian Grünnagel

Redaktion: Christof Schöch

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