Stadt: Zürich, Schweiz

Frist: 2017-01-29

Beginn: 2017-06-15

Ende: 2017-06-16

URL: http://www.rose.uzh.ch/de/forschung/kongresse/diesromanicusturicensis.html

Das Romanische Seminar der Universität Zürich organisiert zum neunten Mal den Dies Romanicus Turicensis, der sich an junge Forscherinnen und Forscher der romanistischen Disziplinen richtet (sowohl Sprach- als auch Literatur- und Kulturwissenschaften) und ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch in einem internationalen Kontext bietet.

Im Rahmen des spatial turn hat der Raum in den letzten Jahrzehnten vermehrt wissenschaftliche Beachtung erfahren und sich damit von der Kategorie der Zeit emanzipieren können. Die (Gross-)Stadt ist einer jener Orte, der uns in Bezug auf Sprache und Literatur – von der mittelalterlichen Matière de Rome über Vargas Llosas La ciudad y los perros bis zu Calvinos Le città invisibili – immer wieder begegnet. Dabei hat sich die Polis in ihrer Bedeutung grundlegend verändert. Während sie in der Antike typischerweise den Bürgerverband kennzeichnete, so definiert sich die Stadt heute in erster Linie über ihre räumliche Ausdehnung. Dennoch ist sie mehr als ein topographisch festgelegtes Gefäss, lässt sie sich doch seit Lefebvre (La production de l’espace, 1974) gleichzeitig auch als das in einem bestimmten sozio-kulturellen Kontext erschaffene Produkt verstehen.

Die Tagung soll Aufschluss darüber geben, wie sich (Gross-)Städte auf die romanischen Sprachen oder Literaturen auswirken können, und wie sich aus sprachlicher oder literarischer Sicht ebendiese Urbanität untersuchen lässt. Im Sinne von Hess-Lüttich (Metropolen als Ort der Begegnung und Isolation, 2011) möchten wir dabei auf die grundsätzliche Doppeldeutigkeit der (Gross-)Stadt eingehen. Wird sie als utopischer Ort der Öffnung stilisiert, wo Mehrsprachigkeit, Multikulturalität und Innovation zu Identitätsstiftung und fruchtbaren Begegnungen führen? Oder begegnet sie uns eher als ein dystopisches Machtgefüge, das – im Gegensatz zum ländlichen Idyll – zur Entfremdung des Individuums beiträgt und für den Menschen so zu einem Sinnbild chaotischer Zustände oder einer beklemmenden Leere wird? Ausgehend von diesen Fragen soll diskutiert werden, inwiefern sich der Städte-Diskurs von der Antike über das Mittelalter bis zur Romantik und der Moderne verändert hat.

Forschungsfelder im Bereich der Sprachwissenschaft

  • Soziolinguistik: die Untersuchung von diatopischen, diaphasischen, diastratischen und/oder diamesischen Varietäten innerhalb einer urbanisierten Umgebung sowie die Entstehung oder Binnendifferenzierung von Standardsprache innerhalb einer (Gross-)Stadt
  • Kontaktlinguistik: die Beschreibung und Analyse von Mehrsprachigkeit und der daraus hervorgehenden Phänomene im urbanen Raum (z. B. Code-Switching)
  • Historische Linguistik: der Stellenwert von (Gross-)Städten in Bezug auf den Sprachwandel
  • Interaktionale und anthropologische Linguistik: Untersuchung bestimmter Sprachmuster und Konversationsstrukturen im urbanen Kontext

Forschungsfelder im Bereich der Literatur-/Kulturwissenschaften

  • Die fiktive bzw. reale (Gross-)Stadt als Thema, Metapher oder Motiv im literarischen Text, von der Ikonographie mittelalterlicher Handschriften bis zu dem, was als städtische Dichtung bezeichnet wird (cf. Seitz, Um uns die Stadt: eine Anthologie neuer Großstadtdichtung, 1931)
  • Analyse literarischer Figuren, die sich in einem urbanen Kontext definieren (z. B. die Figur des flâneur, des bohémien, des Aussenseiters, etc.) sowie des seit Platon problematisierten Verhältnisses zwischen Dichter und Gesellschaft
  • Auswirkungen der (Gross-)Stadt auf den literarischen Schreibprozess: Entstehung neuer Kommunikationssysteme oder Textgattungen wie aktuell der kollektiv verfasste Wiki-Roman, Literatur-Blogs, digitale Poesie, etc.
  • Überlegungen zum literarischen Schaffen als Gegendiskurs zum historisch gewachsenen, neoliberalen System der Metropolis

Vorschläge in Form von anonymen Abstracts (Titel, Zusammenfassung von maximal 2’000 Zeichen und Bibliographie) können bis zum 29. Januar 2017 unter der folgenden Adresse eingereicht werden: diesrom@rom.uzh.ch. Im Begleitmail werden bitte Name und Affiliation des Autors/der Autorin sowie der Titel des Abstracts erwähnt.

Für die Vorträge sind jeweils zwanzig Minuten vorgesehen, darauf folgt eine zehnminütige Diskussion im Plenum. Die Beiträge sollen neu und unveröffentlicht sein. Das Organisationskomitee hat die Absicht, qualitativ überzeugende Beiträge zu publizieren.

Organisationskomitee

Carlota de Benito Moreno, Camilla Bernardasci, Laura Endress, Valeria Iaconis, Andrea Jud, André Masseno und Gina Maria Schneider.

Beitrag von: Andre Masseno

Redaktion: Christof Schöch