Ende: 2014-07-15

Die Zeitschrift “Expressionismus”, die ab Mai 2015 im Neofelis-Verlag erscheinen wird, widmet sich der Erforschung einer der einflussreichsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts, die trotz ihrer kurzen Dauer (ca. 1910-20) eine Vielzahl von Akteuren kennt und sich in den unterschiedlichsten Kunstrichtungen abspielt. Mit ihr liegt erstmals ein Forum vor, das die Erkenntnisse der unterschiedlichen Fachbereiche zusammenführen und den gegenseitigen wissenschaftlichen Austausch befördern soll. Die Hefte sind jeweils einem thematischen Schwerpunkt gewidmet und werden durch Reaktionen auf aktuelle Forschungsdebatten oder Beiträge der vorangegangenen Hefte und durch Rezensionen abgerundet.

Das erste Heft der Zeitschrift “Expressionismus” möchte zunächst die Breite des Gegenstandes aufzeigen und befasst sich deshalb mit den Künstlerkreisen, die die Expressionisten der verschiedenen Kunstrichtungen gebildet haben. Die bekanntesten Gruppen sind wohl Die Brücke und Der Blaue Reiter, die die Kunstgeschichte nachhaltig beeinflusst haben und entsprechend gut untersucht worden sind. Im Bereich der Literatur ließe sich der Sturm-Kreis als ähnlich bekannte Gruppierung nennen. Jedoch gibt es auch in den anderen Kunstrichtungen Expressionistenkreise, die im Heft thematisiert werden können, wie die Amsterdamer Schule (Architektur), die Wiener Schule um Schönberg (Musik) oder auch Monte Verità, den Wirkungskreis Rudolf von Labans (Tanz).

Ist die starke Tendenz zur Gruppenbildung gemeinhin als Spezifikum des Expressionismus bekannt, gibt es doch viele Kreise, zu denen nur sehr wenig Forschungsliteratur existiert. Diese mit zu berücksichtigen und ihren Status innerhalb der expressionistischen Strömung zu ermitteln, ist ein erklärtes Ziel des Themenheftes, das die vielen Gesichter des Expressionismus aufzeigen und der Dynamik der Gruppenbildung in dieser Zeit nachgehen will. Dabei lohnt gerade die Untersuchung des Zusammenwirkens verschiedener Kunstrichtungen bzw. der Kooperation verschiedener Kreise untereinander, womit sich Gemeinsamkeiten und Differenzen in Programm und Praxis deutlich machen lassen. Außerdem der gesellschaftlich-politische Kontext fokussiert werden, der mit der Arbeit der jeweiligen Gruppe verbunden ist. Möglich ist – je nach Forschungsstand – die Vorstellung des grundsätzlichen Programms der Gruppe oder auch eine Konzentration auf einzelne Akteure und Werke, die entsprechend repräsentativ sind, sowie eine genauere Betrachtung der Zusammenarbeit verschiedener Kunstrichtungen innerhalb einer Gruppe (Einflüsse von bildender Kunst auf Literatur, Musik etc.).

Die meisten Gruppen bilden sich in größeren Städten und leiten z.T. ihren Namen vom gewählten Wirkungsort ab (z.B. Neue Künstlervereinigung München). Daneben sind im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts aber auch eine Reihe von Expressionistenkreisen zu verzeichnen, deren lokales Zentrum eher in der Peripherie liegt und deren Programme entsprechend häufig erst noch beschrieben werden müssen. Dies gilt für den schwäbischen Uracher Kreis, zu dem etwa der Maler Ludwig Meidner und der Dichter Johannes R. Becher gehörten, ebenso wie für die Expressionistische Arbeitsgemeinschaft Dresden und die Expressionistische Arbeitsgemeinschaft Kiel, aus deren Arbeit eine der frühesten expressionistischen Zeitschriften (Die schöne Rarität) hervorgegangen ist. Wie die Namensgleichheit andeutet, gibt es bei der Gruppenbildung auch immer wieder Kooperationen bzw. Anlehnungen an bereits existierende Kreise, was ein eigenes lohnendes Forschungsgebiet darstellt.

Abstracts zu diesen oder anderen thematisch einschlägigen Aspekten von nicht mehr als 2.000 Zeichen senden Sie bitte bis zum 15. Juli 2014 an eichhorn@neofelis-verlag.de. Zudem werden unabhängig vom Thema des Hefts auch immer Vorschläge für Rezensionen oder Diskussionsbeiträge zu aktuellen Forschungsdebatten sowie für die Rubrik „Expressionismus heute“ entgegengenommen, die Phänomene der aktuellen Expressionismus-Rezeption vorstellt und bespricht. Die fertigen Beiträge sollten einen Umfang von 18.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fußnoten) nicht überschreiten und sind bis zum 1. Dezember 2014 einzureichen. Das Heft erscheint Anfang Mai 2015.

Beitrag von: Kristin Eichhorn

Redaktion: Christof Schöch