Studientag an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (13./14. Juni 2014):
Philosophische Fakultät I, Am Hubland (Philosophie-Gebäude), Übungsraum 9 (Freitag) +
Übungsraum 10 (Samstag)

Dante INTERMEDIAL – Die DIVINA COMMEDIA in Literatur und Medien

Organisation: Prof. Dr. Irmgard Scharold, Professur für Romanische Kulturwissenschaft

Wie kein anderes Werk der mittelalterlichen Literatur ist die Divina Commedia (Die Göttliche Komödie) des Florentiner Dichters und Staatsmannes Dante Alighieri (1265-1321) in Kunst und Literatur des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts präsent. Und dies nicht nur in Italien, wo die als Gründungstext der italienischen Dichtung geltende poetische Erzählung einer fiktiven Jenseitsreise als fester Bestandteil der memoria nazionale gilt, vielmehr erweist sich die aktuelle Rezeption der Divina Commedia in vielerlei Hinsicht als grenzüberschreitend: Sie darf als „transnational“ und „interkulturell“ verstanden werden, wie die Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Susanne Gaensheimer, in einem Gespräch mit der Zeitschrift Zeitkunst (April 2014, S. 4) betont, in deren Haus die Ausstellung Die Göttliche Komödie. Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler noch bis zum 27. Juli 2014 zu sehen sein wird.

In ihrer langen Wirkungsgeschichte hat Dantes Dichtung freilich schon früh sprachliche und mediale Grenzen überschritten: Auf die ersten Übertragungen ins Lateinische und Spanische folgten noch im 15. Jahrhundert erste Illustrationen. Die Tendenz, dieses gigantische Textgebilde aus 14.233 Versen in andere Medien zu ‚übersetzen‘, scheint auf ein dem Werk immanentes Potential zur ‚Bildhaftigkeit‘ wie zur ‚Theatralität‘ zu reagieren. Denn die oftmals berührenden, gelegentlich jedoch auch hochdramatischen Begegnungen des Jenseitsreisenden Dante mit Sündern und Seligen unterschiedlicher Provenienz drängen gleichsam danach ‚visualisiert‘ oder gar ‚performiert‘ zu werden.

Das facettenreiche Nachleben der Divina Commedia in zeitgenössischen Adaptionen und Neubearbeitungen aufzudecken und die vielfältigen Funktionen von Dante-Reminiszenzen in neueren Genres und Medien wie Kriminalroman, Comic und Film zu diskutieren, ist Anliegen des am 13. und 14. Juni 2014 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg stattfindenden Studientags DANTE INTERMEDIAL – Die DIVINA COMMEDIA in Literatur und Medien. Im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses stehen dabei Aspekte der inhaltlichen Dimension moderner wie postmoderner Dante-Referenzen; aus einer medienästhetischen Perspektive sollen nicht nur die Verfahren, sondern auch die Konsequenzen des Medienwechsels und der Gattungshybridisierung erörtert werden. Schließlich wird zu diskutieren sein, warum heutige Intellektuelle und Kreative akute Krisenthemen ausgerechnet auf jenes historisch ferne und sprachlich sperrige Werk projizieren und damit ein Œuvre in den gegenwärtigen Deutungshorizont holen, das nicht zuletzt aufgrund seiner enzyklopädischen Ausmaße als paradigmatische Synthese und somit als Inbegriff mittelalterlichen Wissens und Denkens gelten darf.

Programm

Freitag, 13. Juni 2014 (ÜR 9)

14.00 Eröffnung
14.15 Peter Kuon, Salzburg
Faszination Dante! Zur literarischen Rezeption der Divina Commedia im 20. und 21. Jahrhundert
15.00 Christine Ivanović, Wien
„ The Perfect Songmaker “: Dante im Kontext translationaler Literatur bei Giuseppe Varaldo, Willis Barnstone und Douglas R. Hofstadter

15.45 Kaffeepause

16.15 Ina Bergmann, Würzburg
Rezeption als historische Fiktion: Matthew Pearls The Dante Club (2003)
17.00 Kerstin Blum, Bamberg
Amerikanische Inferni: Dante Alighieri und die amerikanische Suche nach Identität
17.45 Tabea Kretschmann, Erlangen
Nuove Commedie in classe: Aktuelle Neubearbeitungen der Divina Commedia im Italienisch-Unterricht

Samstag, 14. Juni 2014 (ÜR 10)

9.00 Friederike Wille, Berlin
Bücher und Bilder: Die Medien der Commedia und ihre Evidenzen
9.45 Damian Dombrowski, Würzburg
« le peintre de Dante » – Delacroix malt Inferno VIII

10.30 Kaffeepause

11.00 Angela Krewani, Marburg
Peter Greenaway: A TV Dante – Literarische Transformationen im Fernsehen
11.45 Monica Biasiolo, Erlangen
(Neu) Der ‚sommo poeta‘ und die ‚nuvole parlanti‘: Ikonotextuelle Adaptionen von Dantes Inferno
12.30 Irmgard Scharold, Würzburg
„ quel rapporto di attrazione e di repulsione ” – Zum ambivalenten Dante-Bild des italienischen Novecento

13.15 Abschlussdiskussion

Weitere Informationen unter:
irmgard.scharold@uni-wuerzburg.de
und:
www.romanistik.uni-wuerzburg.de/vera

Beitrag von: Christof Schöch

Redaktion: Christof Schöch