Stadt: Innsbruck, Österreich

Frist: 2017-10-15

Beginn: 2018-04-11

Ende: 2018-04-13

URL: https://www.uibk.ac.at/congress/marseille-naples/index.html.it

Letzte Erinnerung – Deadline 15. Oktober!

Die vom Institut für Romanistik und dem Archiv für Textmusikforschung der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem CAER, dem LESA und dem CIELAM der Université Aix-Marseille1 organisierte Tagung verknüpft den seit einigen Jahren in Innsbruck bestehenden Neapel-Schwerpunkt (v.a. zu Populärmusik und Film) mit dem besonderen Interesse der Université Aix-Marseille an Marseille und seiner Musikkultur. Eine gemeinsame Betrach­tung der äußerst lebendigen Musikszenen dieser beiden Hafenstädte am Mittelmeer wird schon allein durch die zahlreichen Gemeinsamkeiten nahegelegt, die sich auf den unterschiedlichsten Ebenen zwischen den Städten selbst situieren – hier nur einige der augen­schein­lichsten: Beide blicken ausgehend von griechischen Städtegründungen auf eine sehr wechselhafte Geschichte zurück, im Falle Neapels auch mit etlichen Fremdherrschaften; beide sind typische „secondary cities“, denen im nationalen Kontext eine eher periphere Position zukommt; beide sind mit ihrer landschaftlich attraktiven Lage am Mittelmeer zum einen als touristische Ziele attraktiv, besitzen zum anderen aber den Ruf von „gefährlichen“ Städten mit hoher Arbeits­losigkeit, Armut und Kriminalität; und beide sind (und waren in ihrer gesamten Geschichte) einem von kultureller Diversität gekennzeichneten Mittelmeerraum zugewandt, dessen vielfältige Ein­flüsse sich in der Bevölkerung und den kulturellen Repräsentationen der Städte widerspiegeln.

Eine vor allem aus der zuletzt genannten Eigenschaft resultierende Transkulturalität (im Welsch’schen Sinn einer internen Pluralität sich wechselseitig durchdringender Differenzen), gepaart mit dem für Marseille besonders relevanten Faktor der Immigration, prägt in weiten Teilen auch die facettenreiche musikalische Produktion der beiden Städte, die im Zentrum der Tagung stehen soll. Ganz besonders gilt dies für die von Iain Chambers treffend als „creolized metropolitan sounds“2 bezeichnete Musikszene des Rap bzw. des Reggae, Raggamuffin und Dub, wie sie sich in Neapel, aber auch in Marseille seit den 1990er Jahren heraus­gebildet hat. Sehr viel ältere, vor allem an diversen mediterranen Einflüssen genährte Tendenzen der Transkulturalität weist in beiden Städten aber auch die traditionelle Volksmusik auf, die wiederum bestimmte modernere Formen des populären Liedes beeinflusste (man denke etwa an das umfangreiche Liedgut der „canzone napoletana“ und der „chansons de Marseille“). Im Kontext sowohl der älteren als auch der modernen Populärmusik3 haben sich in beiden Städten große Musikfeste etabliert; verwiesen sei hier nur auf die traditionsreiche Festa di Piedigrotta in Neapel und auf die Fiesta des Suds sowie Marsatac in Marseille.

Darüber hinaus ist für die Musikgeschichte beider Städte eine – wenn auch unterschiedlich gelagerte – Verquickung der Liedtradition mit dem Theater sowie dem Film charakteristisch, wie sie in Marseille etwa in Gestalt des Revuetheaters und der „opérette marseillaise“ bzw. des Operettenfilms, in Neapel in Form der „sceneggiata napoletana“ oder der „macchietta“ zutage tritt. Zu diesen vorwiegend dem Varietétheater vorbehaltenen populären Genres gesellt sich hier wie dort selbstver­ständlich auch eine klassische Musiktradition, die sich (ganz besonders in Neapel) in der Präsenz renommierter Opernhäuser und Konservatorien niederschlägt.

Vorschläge für Tagungsbeiträge können folgende Themenbereiche betreffen:
◾vergleichende Untersuchungen von KünstlerInnen, Einzelwerken (Lieder, Alben, Musikclips, Musiktheaterformen, etc.), Genres, Stilrichtungen oder populärmusika­lischen Tendenzen mit Provenienz aus den beiden Städten
◾Phänomene der Musikkultur nur einer der beiden Städte, möglichst mit Fokus auf dem Aspekt kultureller Diversität bzw. Transkulturalität

Die Tagungssprachen sind Französisch und Italienisch, wir bitten daher um Abstracts in einer der beiden Sprachen (Umfang ca. 1500 Zeichen), zu senden in elektronischer Form an:
gerhild.fuchs@uibk.ac.at.

Einreichfrist für Abstracts ist der 15. Oktober 2017.

Organisationsteam
Universität Innsbruck: Gerhild Fuchs und Ursula Moser
Université Aix-Marseille: Perle Abbrugiati, Jean-Marie Jacono und Joël July

1 CAER: Centre Aixois d’Etudes Romanes ; LESA: Laboratoire d’Etudes en Sciences des Arts ; CIELAM: Centre Interdisciplinaire d’Etudes des Littératures d’Aix-Marseille. Alle genannten universitären Einrichtungen, auch das Innsbrucker Textmusikarchiv, sind Mitglieder des Forschungsnetzwerks „Les ondes du monde“. Siehe: https://www.uibk.ac.at/romanistik/institut/textmusik-in-der-romania/pdfs/bulletin-d-information-les-ondes-du-monde.pdf.
2 Iain Chambers, Mediterranean Crossings. The Politics of an Interrupted Modernity, Duke UP 2008, S. 49.
3 Der Begriff wird in der Bedeutung verwendet, wie sie auf der italienisch­en Webseite der IASPM definiert wird (http://www.iaspmitalia.net/cose-la-iaspm/): “La popular music non è uno stile musicale, ma una galassia di musiche comprendente un vasto insieme di stili e generi circolanti attraverso i media e fruiti da un pubblico di massa. Ciò vuol dire ad esempio rock, pop, punk, rap e canzone d’autore, ma anche world music, musica per cinema e televisione, e persino musiche ‘classiche’ ed ‘etniche’ riciclate dal sistema dei media.”

Beitrag von: Gerhild Fuchs

Redaktion: Marcel Schmitt

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