Stadt: Ulm

Frist: 2017-12-10

Beginn: 2018-03-21

Ende: 2018-03-22

Veranstalter: Katharina Fürholzer, M.A., Univ.-Prof. Dr. Florian Steger, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE), Universität Ulm
Ort: Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm

Krankheit, Schmerz und Sterben zeigen uns über das Leiden hinaus auch die Grenzen der Sprache. Konfrontiert mit eigenem oder fremdem Leid fehlen oft die Worte, um sich anderen mitzuteilen. Die Bedeutung der Literatur lässt sich vor diesem Hintergrund nicht von der Hand weisen, wird doch im ästhetischen Ausdruck das eigentlich Unsagbare sagbar. Das trifft insbesondere auf die Gattung der Lyrik zu: Denn die spezifische Semantik der poetischen Sprache oder das typographische Spiel aus Schrift, Versbruch und Papier machen es möglich, Leidenserfahrungen zumindest zwischen den Zeilen zum Ausdruck zu bringen. Und so finden sich kaum Dichter/-innen, die sich in ihrem Schaffen nicht auch mit medizinischen Themen befasst haben. Exemplarisch sei verwiesen auf das Gedicht „Von unfolgsamen Kranken“ aus Sebastian Brants Das Narrenschiff (1494), auf die Leidensthematik in Andreas Gryphius’ „Tränen in schwerer Krankheit“ (1640) oder die Krankheitsgedichte der an bipolarer affektiver Störung erkrankten Lyrikerin Sylvia Plath (1932–1963). Die Faszination der Dichtung am Gegenstandsbereich der Medizin zeigt sich auch in umgekehrter Weise: So legen Schriften von Dichterärzten wie Justinus Kerner (1786–1862) oder Gottfried Benn (1886–1956) beredtes Zeugnis davon ab, welchen Reiz das poetische Wort auch auf die Medizin ausübt. Dass eine ganze Reihe dieser aus ärztlicher Hand stammenden Gedichte Teil des literarischen Kanons sind, zeigt die literarische Qualität dieser Werke an.

Die hohe Affinität zwischen Literatur und Medizin hat immer wieder auch das Interesse der Wissenschaften geweckt. Besonders zu den verschiedenen Spielformen der Epik liegen bereits wichtige Auseinandersetzungen vor, die der Komplexität ihres Gegenstands sowohl in der Forschungsbreite als auch ‑tiefe gerecht werden. Die spezifische Beziehung zwischen Medizin und Lyrik hat in der Forschung hingegen bisher nur eine Randposition eingenommen. Mit dem Workshop soll vor diesem Hintergrund ein wichtiger Schritt getan werden, den Wechselwirkungen zwischen Lyrik und Medizin ein Stück weit näher zu kommen.

Mögliche Themenfelder

  • Ärzte/Ärztinnen als Lyriker/-innen; Biographien, Bibliographien, Textanalysen
  • Medizinische Themenfelder in Gedichten
  • Gedichte als Wissensvermittler, epistemische Strukturen von Gedichten, beispielsweise in Lehrgedichten oder gnomischer Dichtung
  • Reime, Abzählverse und Lieder als didaktische Mittler, beispielsweise in der kindlichen Hygieneerziehung, beispielsweise bei Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter oder den Kundi-Heften
  • Verse, Sprüche und Gedichte als Kommunikationsersatz, beispielsweise Gedichte in Genesungs- und Kondolenzkarten

Teilnehmer/-innen
Der Workshop richtet sich an ein interdisziplinäres Publikum. Interesse besteht vor allem an Beiträgen aus den Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaften, der Psychologie und der Medizin. Zuhörer/-innen ohne eigenen Beitrag sind ebenfalls herzlich willkommen.

Modalitäten
Bei einem Beitrag werden die Kosten für Anreise und Unterbringung im Rahmen des Bundesreisekostengesetzes übernommen. Vorträge können in deutscher oder englischer Sprache gehalten werden. Für jeden Beitrag stehen insgesamt 40 Minuten zur Verfügung (25 Minuten Vortragszeit und 15 Minuten Diskussion). Ausgewählte Beiträge werden nach einem Peer Review in einem Sammelband publiziert. Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag (max. 500 Wörter sowie eine kurze Bio- und ggfs. Bibliographie) bis zum 10.12.2017 an katharina.fuerholzer@uni-ulm.de.

Beitrag von: Redaktion romanistik.de

Redaktion: Christof Schöch