Stadt: Saarbrücken

Frist: 2018-10-10

Beginn: 2018-12-05

Ende: 2018-12-06

URL: https://www.hermeneutik-und-kreativitaet.de/taetigkeiten

Tagung
“Textperformances und Kulturtransfer”
5.-6.12.2018
Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Von originalen oder übersetzten Texten interessiert die Forschung bis dato vor allem die formelle und die referentielle Seite. Entsprechend verbreitet sind die formal-stilistische Analyse, die inhaltliche Deutung sowie die translatologische Erfassung aller Konstanten und Divergen-zen, die sich aus dem kontrastiven Vergleich von Ausgangs- und Zieltext ergeben. Dies alles sind Größen, die sich gewissermaßen an der Textstruktur selbst ‚ablesen‘ lassen.

Ein Text ist bekanntlich ein parole-Akt, d. h. eine Realisierung sprachlicher Potentialitäten. Er lässt sich zwar als eigenständige Entität beschreiben, wirksam wird er allerdings erst in konkreten Gebrauchssituationen. Ein und dasselbe Sprachprodukt kann Grundlage unterschiedlicher kommunikativer Ereignisse darstellen. Dies führte in der Pragmalinguistik dazu, dass Ansätze zur Beschreibung der Kommunikationssituation und dem Verhältnis der Interaktanten entwickelt wurden (Austin, Searle, Grice). Im Mittelpunkt stand in der Regel der Sender, bis sich rezeptionstheoretische Studien stärker mit der Rolle des Empfängers auseinandersetzten (Rezeptionsästhetik, Hermeneutik). Der gemeinsame Nenner dieser Perspektiven ist die Auffassung vom Text als Teil einer (sender- wie rezipientenseitigen) Performance, die in ihrer Bindung zur Präsentations- und Rezeptionssituation einen einmaligen und unwiederholbaren Charakter aufweist: Ein Text wird unterschiedlich (vor-)gelesen, in Szene gesetzt, deklamiert oder feierlich gesprochen, gesungen etc. Und auch jede Textrezeption ist ein einmaliges Ereignis, das von den unterschiedlichsten Variablen affiziert wird. Schließlich kann auch die eminent hermeneutische Tätigkeit des Übersetzers als interkulturelle Performance aufgefasst werden, in der die Rolle des Ausganstextrezipienten und die Rolle des Zieltextrezipienten konvergieren. Sie führt zu einem Sprachprodukt, das deutliche Spuren einer individuellen Performance aufweist. Unter-schiedliche Übersetzer performen in jeweils unterschiedlicher Weise, mit unterschiedlichen Mitteln und unter anderen Bedingungen.

Dieser performative Perspektivenwechsel in den Textwissenschaften, der auch in der Übersetzungswissenschaft allmählich an Bedeutung gewinnt, erweist sich als Grundlage für den Dialog unterschiedlicher Disziplinen. Die Fruchtbarmachung von theoretischen Konzepten aus der Performativitätsforschung, Theater- und Musikwissenschaft stellt sich als gewinnbringend für die translatologische Theoriebildung heraus. Ziel der Tagung ist es, Forscher aus verschiedenen Disziplinen, die den performativen Umgang von Mittlerpersönlichkeiten mit Texten in den Vordergrund rücken, miteinander ins Gespräch zu bringen, um neue und weiterführende Einsichten in Performances mit und durch Texte zu gewinnen.

Wir möchten Sie zur aktiven (einige Slots für Vorträge sind noch frei) sowie passiven Teilnahme an der Tagung “Textperformances und Kulturtransfer” (5.-6.12.2018) einladen, in deren Rahmen Sprach-, Literatur- und Übersetzungswissenschaftler wie Robert de Brose, Lavinia Heller, Rainer Kohlmayer, Heike van Lawick und Douglas Robinson zu Wort kommen werden. Die Anmeldung eines eigenen Vortrags wird bis zum 10.10.2018 erbeten (m.agnetta@mx.uni-saarland.de). Es können leider keine Reise- und Aufenthaltskosten erstattet werden.

Tagungsleitung: Dr. Marco Agnetta und Dr. Larisa Cercel

Beitrag von: Marco Agnetta

Redaktion: Redaktion romanistik.de