Stadt: München

Beginn: 2019-04-25

Ende: 2019-07-25

URL: https://www.abenteuer.fak13.uni-muenchen.de/aktuelles/termine/ringvorlesung/index.html

Ringvorlesung der DFG-Forschungsgruppe „Philologie des Abenteuers“ im Sommersemester 2019

Donnerstags, 18-20 Uhr, Hörsaal M 105, LMU-Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, München

Abenteuerliches Erzählen geht ein Bündnis mit dem Zufall ein: Es nährt sich von Kontingenzen, lockt seine Leser mit unvorhersehbaren Ereignisketten, fesselt und bindet sie mit dem Versprechen des Unerwarteten. Zugleich verspricht es, alle Zufälle, die im Abenteuerwald lauern, in eine Geschichte zu integrieren, die ‚aufgeht’. Es verspricht also Kontingenz und Kohärenz zur gleichen Zeit – ein Widerspruch, der nicht nur die traditionelle, sondern auch die moderne Literatur durchzieht, sofern sie sich noch auf das Abenteuer einlässt. Noch Robert Musil sprach von der „unvernünftigen Folgerichtigkeit“ des Abenteuers. Dieses arrangiert Kontingenzen, um sie anschließend zu bewältigen und stiftet so ein Wechselverhältnis zwischen narrativer Offenheit und textueller Strukturierung. Der Anspruch, das Erzählen mit dem Zufall zu vermitteln, zeichnet abenteuerliches Erzählen aus und bildet den Grund für die Langlebigkeit und Popularität der Erzählformen, die an ihm partizipieren: von den erzählten Wechselfällen des antiken Romans über die ritterliche aventure, die episodischen Lebenswege der Schelme und Pícaros, die Liebeszufälle des galanten Romans, die Seemannsgarne des 18. und 19. Jahrhunderts, bis hin zu den urbanen Irrwegen der Detektive und Kriminalisten, und darüber hinaus in alle medialen Winkel der modernen Populärkultur.
Vom abenteuerlichen Erzählen sprechen heißt also in eine Reflexion über Ereignis, Zufall und Schicksal, über Wagnis, Risiko und Glück einzutreten. Die Vorlesungsreihe „Glücksritter: Risiko und Erzählstruktur“ wird dieser Frage vom höfischen Roman des Mittelalters bis zum zeitgenössischen Blockbuster nachgehen und dabei unterschiedliche Erzählgenres, Plot-Varianten und Figurentypen einbeziehen.

Programm

25. April
Bernhard Teuber (München)
Yvain, der Löwenritter: Die Geburt des Abenteurers in der mittelalterlichen Erzählliteratur?

2. Mai
Michael Waltenberger (München)
Tychander und Springinsfeld: Narrative Ökonomien des Krieges bei Hieronymus Dürer und Grimmelshausen

9. Mai
Wolfram Ette (München)
Kapitän Nemo: Wissenschaft als Abenteuer

16. Mai
Nicolai Hannig (München)
Georg Simmel: Risiken des modernen Abenteuers

23. Mai
Jutta Eming (Berlin)
Die Abenteuerin: Historische Umrisse einer problematischen Figur

6. Juni
Rüdiger Campe (Yale)
Candide und Konsorten: Beste und schlechteste aller möglichen Welten bei Leibniz, Voltaire und Kleist

13. Juni
Alexander Honold (Basel)
Sancho Pansa, Jacques le Fataliste und die Wege des Zufalls

27. Juni
Ingrid Tomkowiak (Zürich)
Jack Sparrow: „Now bring me that horizon!“

4. Juli
Nicola Zambon (Berlin)
Zarathustras Irrungen

11. Juli
Tobias Döring (München)
Leopold Bloom oder Vom Glück erzählerischer Ordnung

18. Juli
Eckart Goebel (Tübingen)
Der Paria. Kafkas Betten

25. Juli
Fabienne Liptay (Zürich)
Stars und Statisten: Risikomanagement in Hollywood

Beitrag von: Manuel Mühlbacher

Redaktion: Lars Schneider