Was ist Aufklärung? Und wie wurden der Begriff und seine Wirkung bis in die Gegenwart transportiert? – Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die Online-Tagung „Kampfbegriff ‚Aufklärung‘ – Intellektuelle Strategien und transkulturelle Kontroversen“. Sie wird vom 30. September bis 2. Oktober 2020 von der Arbeitsgruppe „(Europäische) Aufklärung(en)“ der Universität des Saarlandes veranstaltet. An der interdisziplinären Konferenz nehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Afrika und Asien teil. Sie findet über den Videokonferenzdienst Zoom statt und steht allen Interessierten offen.
Der Begriff der Aufklärung ist mit dem 18. Jahrhundert verbunden und gilt als wesentliche Errungenschaft der europäischen Geschichte. Bis heute werden die Idee der Aufklärung und die mit ihr verbundene Sprache und Metaphorik dazu eingesetzt, um bestimmte Konzepte und Praktiken durchzusetzen oder sie zu bekämpfen. Dabei scheint die Frage, was Aufklärung eigentlich ist, heute aktueller denn je. Mit diesem Thema und den „vergessenen Debatten der Aufklärung“ beschäftigen sich internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen bei der dreitägigen Online-Tagung „Kampfbegriff ‚Aufklärung‘“. Die fünf Tagungspanels beleuchten die Aufklärung dabei aus literaturwissenschaftlicher, theologischer, historischer, medientheoretischer sowie aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Die Tagung ist Teil der Forschungsinitiative des Europa-Kollegs CEUS der Universität des Saarlandes (www.uni-saarland.de/ceus)
Sie findet virtuell über den Videokonferenzdienst Zoom statt und steht allen Interessierten offen. Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an: a.conrad@mx.uni-saarland.de.
Die Arbeitsgruppe „(Europäische) Aufklärung(en)“ an der Universität des Saarlandes beschäftigt sich mit dem Thema und Begriff „Aufklärung“, insbesondere im Zusammenhang mit interkulturellen Fragestellungen (u.a. Migrationsprozesse und Globalisierung). Durch einen interdisziplinären Zugang und durch den Blick auf „Peripherien, Strategien und Kontroversen“ sowie auf epochenübergreifende transkulturelle Prozesse will sie die Frage nach unterschiedlichen Konzeptionalisierungen von „Aufklärung“ neu stellen und zur begrifflichen wie inhaltlichen Klärung in globaler Perspektive beitragen. Dabei geht es auch darum, den Europaschwerpunkt der Universität – speziell die Frage, in welcher Weise „Konzepte“ Europas projiziert, transformiert und reflektiert werden – durch innovative Zugänge zu öffnen und so für aktuelle gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskurse anschlussfähig zu sein.
An der AG „(Europäische) Aufklärungen“ der Philosophischen Fakultät beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Literatur-, Bildungs- und Medienwissenschaften sowie der Theologien.
Weitere Infos unter: www.uni-saarland.de/einrichtung/ceus/europa-forschung/ag-europaeische-aufklaerungen.html

Die fünf Tagungspanels thematisieren Diskurse und Praktiken von Aufklärung aus literatur-wissenschaftlicher, theologischer, historischer, medientheoretischer sowie kulturwissenschaftlicher Perspektive und verknüpfen epochenspezifische mit gegenwartsrelevanten Fragestellungen.

Organisation: Dr. Johannes Birgfeld; Prof. Dr. Stephanie Catani; apl. Prof. Dr. Anne Conrad
Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an: a.conrad@mx.uni-saarland.de.

TAGUNGSPROGRAMM

Mittwoch, 30.9.2020

8:30–9:00 Begrüßung und Einführung
Johannes Birgfeld/Stephanie Catani/Anne Conrad

Panel I Kontroverse Uneindeutigkeiten – Epochenbild und Epochenbegriff
Moderation: Michael Hüttenhoff/Stephanie Blum

9:00–9:30 Daniel Fulda (Halle-Wittenberg): Aufklärung als Kampfbegriff der 1720er Jahre – und die Re-Inszenierung dieses Kampfes drei Jahrhunderte später
9:30–10:00 Sophia Mehrbrey (Saarbrücken): Zwischen Winterkönig und Sonnenkönig – Transkulturelle Konfliktlinien im Zeichen der Frühaufklärung am Beispiel Liselottes von der Pfalz (1652–1722)
10:00–10:30 Stephanie Blum (Saarbrücken): Kämpferische Inszenierungspraktiken im Leipzig-Zürcher Literaturstreit
10:30–11:00 Pause
11:00–11:30 Katarzyna Pieper-Brandstädter (Bremen): Aufklärung in Polen als Zivilisierung eines „Irokesenstammes“

11:30–12:00 Maximilian Lässig (Trier): Kampfbegriff Aufklärung. Das Konzept radikaler und moderater Aufklärung
12:00–12:30 Michael Hüttenhoff (Saarbrücken): „Wandelt im Lichte!“ Die spätrationalistische Apologie der Aufklärung

Panel II Aufgeklärte Bildung und Erziehung – Chancen, Widersprüche, Aporien
Moderation: Anne Conrad/Alexander Maier

14.00–14.15 Einführung in das Panel und Vorstellung der Teilnehmer*innen (A. Conrad, A. Maier)
14:15–14:45 Björn Spiekermann (Guangzhou/China): Konkrete Vernunft. Affekt und Vorurteil in den frühen Moralischen Wochenschriften
14:45–15:15 Sebastian Engelmann (Tübingen): Pädagogische Aufklärung(en) –Die Diskussion um die Aufklärungspädagogik im Spiegel von Rezensionen bei Friedrich Gabriel Resewitz
15:15–15:45 Léonard Loew (Saarbrücken): Fremde Kämpfe. Die ‘aufgeklärte’ Pädagogisierung der Einfühlung als Erbe christlicher Sozialethik
15:45–16:15 Anne Conrad (Saarbrücken): Aufklärung, Bildung und Weiblichkeit im Generationskonflikt: Agnes von Medem und Elisa von der Recke
16:15–16:30 Pause
16:30–17:00 Ricarda Vulpius (Berlin): Aufklärung und Kolonialismus im Zarenreich des 18. Jahrhunderts
17:00–17:30 Peter Dietrich (Braunschweig): Deutsch-jüdische Pädagogik seit der Haskala
17:30–18:00 Alexander Maier (Saarbrücken/Luzern): Erziehung zwischen Religion und Vernunft. Das Konzept einer ‚wahren‘ Bildsamkeit bei Friedrich H.C. Schwarz (1766–1837)

Donnerstag, 1.10.2020

Panel III Aufklärung als (religiöse) Emanzipation – Strategische Instrumentalisierungen
Moderation: Christoph Nebgen/Margit Ernst-Habib

9:00–9:30 Patrick Poppe (Frankfurt am Main/Saarbrücken): ‚Kampf gegen Überlieferungen‘ – Adrian Relands (+1718) De Religione Mohammedica als Werk der Frühaufklärung
9:30–10:00 Marlene Meuer (Lüneburg): Aufklärerische Antikebilder als ‚Gegenreligion‘. Konfliktinszenierungen im Eigenen der Kultur
10:00–10:30 Kai Gräf (Heidelberg): Wie säkular war die Aufklärung? Deutsche Spätaufklärer zwischen Religionskritik und Atheismusverdacht
10:30–11:00 Pause
11:00–11:30 Christoph Nebgen (Saarbrücken): Jesuitische Berichterstattung aus Übersee in der Frühen Neuzeit – zwischen Apologetik, humanistischer Pflichterfüllung und aufgeklärtem Diskurs
11:30–12:00 Lucie Kaennel (Zürich): Die Auseinandersetzung des lateinamerikanischen Befreiungs- und dekolonialen Denkens mit der Aufklärung: Auf dem Weg zu einem Paradigmenwechsel?
12:00–12:30 Anna Kallabis (Trier): „Was ist Aufklärung?“ – Innerkatholische Kontroversen um ‚wahre Aufklärung‘ im Erzbistum Trier um 1797/98

Panel IV Aufklärung im medialen Diskurs – Dialektik und Widerspruch
Moderation: Stephanie Catani/Johannes Birgfeld/Sophia Mehrbrey

14.00–14.15 Einführung in das Panel und Vorstellung der Teilnehmer*innen (J. Birgfeld, S. Catani, S. Mehrbrey)
14:15–14:45 Jens-Ole Schneider (Jena): Das alles sehende Auge. Widersprüche in der historischen Aufklärungssemantik anhand eines Motivs
14.45–15.15 Johannes Birgfeld (Saarbrücken): Ausweitung der Kampfzone – Medaillen und Vivatbänder
15.15–15.45 Jonas Nesselhauf (Saarbrücken): Unmoralische Aufklärungen. Ästhetiken des ‚Abseitigen‘ im Medienvergleich
15.45–16:15 Pause
16.15–16.45 Thomas Franck (Lüttich/Berlin): Entre Lumières et raison instrumentale: le dialogue Adorno-Goldman
16.45–17.15 Roger Bautier (Paris): Les Lumières et les nouvelles formes d’écrit
17.15–17.45 Stephanie Catani (Saarbrücken): Aufgeklärte Gegenwart – Gegenwart der Aufklärung. Rede(n) von der Aufklärung im Spannungsfeld von Reaktualisierung – Politisierung – Instrumentalisierung

Freitag, 2.10.2020

Panel V Europäische Aufklärung – Transkulturell und kolonialistisch
Moderation: Astrid M. Fellner/Hans-Jürgen Lüsebrink/Magdalena Pfalzgraf

Sektion I: Koloniale Verarbeitungen und Dynamiken (Moderation: Hans-Jürgen Lüsebrink)
9:00–9:30 Astrid M. Fellner/Magdalena Pfalzgraf (Saarbrücken): Andere Aufklärungen. Ozeanische Welten, Körperwissen und fluide Geschlechter
9:30–10:00 Christopher Meid (Freiburg): Reflexion und Revolution: ‚Benjamin Noldman’s Geschichte der Aufklärung in Abyssinien‘ (1791) von Adolph Freiherr Knigge
10:00–10:30 Messan Tossa (Lomé-Togo): Narrativ der Aufklärung in Biographien von afrikanischen ‚Hofmohren‘
10:30–10:45 Pause
Sektion II: Postkoloniale Infragestellungen und Verarbeitungen I (Moderation: Astrid M. Fellner)
10:45–11:15 Ibtissem Skander (Sfax/Tunesien): Les échos de Lumières dans les écritures polémiques contemporaines
11:15–11:45 Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken): Dialectiques africaines des Lumières – réception et critique des Lumières européennes chez des écrivains et intellectuels de l’Afrique subsaharienne postcoloniale (Henri Lopes, Achille Mbembe)
11:45–12:15 Bocar Aly Pam (Ziguinchor/Senegal): Écriture de combat et quête de justice sociale chez Sembene Ousmane
12:15–12:45 Pause
Sektion III: Postkoloniale Infragestellungen und Verarbeitungen II (Moderation: Magdalena Pfalzgraf)
12:45–13:15 Nishant K Nayaranan (Hyderabad/Telangana/Indien): Die Vermessung der Aufklärung: Grenzen und Möglichkeiten (zu Günter Grass’ ‚Zunge Zeigen‘)
13:15–13:45 Aurore Reck (Saarbrücken): Der Wille zur Gewalt. Aufklärung und Rassismus in dem Film Get Out (2017) von Gordon Peele
13:45–14:00 Pause

14:00–14:30 Schlussrunde: Ergebnisse und Perspektiven
Moderation: Johannes Birgfeld/ Stephanie Catani/Anne Conrad

Die Beiträge werden vorab online gestellt. Auf der Zoom-Konferenz können die wesentlichen Thesen präsentiert und vertieft diskutiert werden.
Die Tagung ist Teil der Forschungsinitiativen des Europa-Kolleg CEUS der Universität des Saarlandes. Weitere Informationen dazu unter:
https://www.uni-saarland.de/einrichtung/ceus/europa-forschung/ag-europaeische-aufklaerungen.html