Stadt: Passau

Frist: 2021-05-01

Beginn: 2021-11-27

URL: https://www.phil.uni-passau.de/romanistik-frankreich/aktuelles/

„Die Sammlung seiner Kriegsaufsätze (Au-dessus de la mêlée, 1915) wird mit sehr wenigen anderen Büchern übrigbleiben, wenn die Papierberge der Kriegsliteratur zerstoben sind“, hatte der Romanist Ernst Robert Curtius in Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich (1923: 114) konstatiert – und er sollte recht behalten. Insbesondere im deutschsprachigen Raum ist Romain Rolland heute – wenn überhaupt – aufgrund seines essayistischen Friedensdienstes als großer Vordenker Europas und der deutsch-französischen Freundschaft sowie als einer der bedeutendsten Pazifisten im öffentlichen Bewusstsein präsent.
In der Tat war es auch zu seinen Lebzeiten vor allem sein friedvoll pazifistisches Denken, das ihn international bekannt werden ließ, so war es vor allem „Au-dessus de la mêlée“, sein von tragischem Pathos erfüllter und zugleich unerschrocken mutiger Aufschrei gegen den Krieg, für den er 1916 − rückwirkend für das Jahr 1915 − den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam.
Während des Ersten Weltkriegs war sein beispielloser Ruf nach Frieden enorm einflussreich und ließ nicht zuletzt auch einen Zauderer und Skeptiker, wie es Stefan Zweig einer war, zu einem Pazifisten werden. Sein internationales Renommee geschickt nutzend, unterstützte Rolland auch aktiv den feministischen Pazifismus etwa um Marcelle Capy.
Aber auch nach der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Kennan 1979) stand Rolland zeit seines Lebens weiterhin in regem Austausch mit kriegskritischen und friedensbejahenden Persönlichkeiten, unter denen Mahatma Gandhi sicher einer der prominentesten ist. Auch nach seinem Tod wirkten Rollands pazifistische Gedanken noch vielfältig fort, insbesondere – für die westdeutsche Forschung aufgrund der ideologischen Spannungen verstellt – in der DDR, wo Romain Rollands pazifistischer Kurzroman Pierre et Luce (1920) sogar auf dem Schullektürekanon stand.
Das Kolloquium, das in Verbindung mit der Jahrestagung der Gesellschaft der Freunde Romain Rollands in Deutschland e.V. erstmals in Passau stattfinden wird, möchte den Blick zum einen auf Rollands Schriften zum Frieden selbst richten und dabei sein Konzept eines praktisch umsetzbaren Pazifismus herausarbeiten. Zum anderen sollen aber auch Einfluss und Fortwirken von Rollands pazifistischem Denken auf Persönlichkeiten untersucht werden, die sei es in unmittelbar-persönlichem Austausch mit Rolland oder sei es mittels der Lektüre seiner Schriften selbst pazifistische Gedanken entwickelten oder in der Friedensbewegung aktiv wurden.

Vortragsvorschläge (ca. 300 Wörter) senden Sie bitte zusammen mit einer kurzen Biobibliographie bis spätestens 1. Mai 2021 an Marina Ortrud Hertrampf (marina.hertrampf@uni-passau.de).

Das Kolloquium soll am 27. November 2021 (wenn möglich in Präsenz) von 9-17 Uhr als 1. Passauer Romain Rolland-Kolloquium an der Universität Passau stattfinden.
Die Vorträge sollen 20 Minuten dauern und können auf Deutsch oder Französisch gehalten werden.
Die Entscheidung über Annahme des Vortragsvorschlags erfolgt bis Ende Mai 2021.
Eine Publikation der zu schriftlichen Beiträgen überarbeiteten Vorträge ist anvisiert.

Beitrag von: Marina Ortrud Hertrampf

Redaktion: Robert Hesselbach