Die Bedeutung von Krediten als Indikator für den wirtschaftlichen Zustand von mittelalterlichen Gesellschaften wurde in jüngerer Zeit immer wieder betont. Während der Zugang zu Kapital als Überbrückungskredit in Krisenzeiten oder Investition in Zeiten ökonomischer Prosperität die soziale und wirtschaftliche Situation einzelner Personen verbessern konnte, führte umgekehrt fehlende Kreditwürdigkeit oftmals zu Reputationsverlust oder im schlimmsten Fall sogar zum Entzug der ökonomischen Lebensgrundlage. Über diese Entwicklungen gibt es eine Vielzahl von Studien, die sich mit den unterschiedlichen Formen von Kreditpraktiken (Pfandleihe, Handelskredite, Renten etc.) beschäftigen.
Weniger klar sind wir dagegen über den Umgang mit und die Sachüberlieferung von mittelalterlichen Schuldbeziehungen informiert – sowohl im Sinne dinglicher Quellen wie Schuldverträge oder der materiellen Objekte, die versetzt, verkauft, verpfändet oder hinterlegt wurden. Beide Bereiche – die materielle Überlieferung als auch die Frage nach den sozialen Wirklichkeiten – liefern aber wertvolle Erkenntnisse für die Untersuchung von Kreditgeschäften. Hilfswissenschaftliche, rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Ansätze haben die Erforschung mittelalterlicher Kreditpraktiken lange Zeit dominiert. Sozial- und kulturgeschichtliche Zugänge ermöglichen hierbei neue Ansätze der Auswertung bereits etablierter Quellengruppen wie Urkunden, aber auch vernachlässigter Quellengattungen wie literarischer Texte, künstlerischer Abbildungen oder symbolischer Handlungen.
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Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge (max. 3.000 Zeichen) bis zum 15. Mai 2021 an Tanja Skambraks
(tanja.skambraks@uni-mannheim.de). Die Autor*innenkonferenz zum Heft wird am 10. und 11. März
2022 stattfinden. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Beitrag von: Brigitte Burrichter

Redaktion: Robert Hesselbach