Stadt: Wien

Frist: 2022-01-15

Beginn: 2022-09-21

Ende: 2022-09-23

URL: https://frankoromanistentag.univie.ac.at/cfp-und-sektionen/transversale-sektionen/

Transversale Sektion: La bande dessinée pluriculturelle et plurilingue – sprachwissenschaftliche, fachdidaktische und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ein populäres Medium

13. Kongress des Frankoromanistenverbands, Wien (21.-23.09.2022)

Sektionsleiterinnen: Anke Grutschus (Siegen), Karoline Heyder (Bremen), Beate Kern (Rostock), Marie Schröer (Potsdam)

Populär ist, was für die Masse, volkstümlich, bekannt oder beliebt ist. Populäre Medien, zu denen die bande dessinée (BD) häufig gezählt wird, müssen deshalb einerseits allgemein verständlich sein, andererseits jedoch auch die sprachliche und kulturelle Vielfalt der breiten Masse abdecken. Der populäre Charakter der BD und ihrer Spielarten und Genres soll ergründet und kritisch überprüft werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwiefern die BD die sprachliche und kulturelle Vielfalt von Publikum und Autor*innen tatsächlich abdeckt oder ob bestimmte Formen nicht eher avantgardistische oder elitäre Züge aufweisen. Dem komplexen Gegenstand der BD soll dabei durch eine interdisziplinäre Herangehensweise aus literatur-, kultur- und sprachwissenschaftlicher wie fachdidaktischer Perspektive begegnet werden.

Von sprachwissenschaftlicher Seite ist die Darstellung von Mehrsprachigkeit in der BD sowie ein möglicher Zusammenhang mit ihrem populären Charakter und ihrer (vermeintlich) leichteren sprachlichen Zugänglichkeit bislang kaum erforscht. Hierzu zählt zunächst die Einbindung verschiedener Sprachen oder unterschiedlicher Varietäten einer Einzelsprache (z.B.: Arabisch in Piano Oriental, fingierte Mündlichkeit in Titeuf, diatopische, diaphasische und diastratische Varietäten wie das français ivoirien in Aya de Yopougon oder français populaire in Agrippine). Daneben soll Mehrsprachigkeit im weiteren Sinne auch andere semiotische Systeme wie Körpersprache, écriture phonétique oder Übersetzungsstrategien für mehrsprachige BDs einbeziehen. Schließlich sind Genre-spezifische Unterschiede im Umgang mit Mehrsprachigkeit beachtenswert, etwa zwischen Graphic Novels, Comic-Reportagen oder Album-Comics.

Das Populäre und die Popularität im und des Comics lassen sich aus kultur- und literaturwissenschaftlicher Sicht in vielfacher Hinsicht diskutieren. Wie kommt es z.B., dass französische Medien den Comic so selbstverständlich behandeln, während das deutschsprachige Feuilleton selten ohne Legitimationsdiskurse auskommt? Dass das Medium populär ist, heißt in Frankreich nicht, dass es nur in populärkulturellen Diskursen Erwähnung findet. Der Comic ist nicht zuletzt dank seiner interagierenden Zeichensysteme für das intertextuelle Spiel mit Verweisen aus Hoch- und Populärkultur geeignet, siehe etwa die popkulturellen Referenzen in Jukebox oder L’Arabe du Futur. Die BD dient nicht nur als Brücke zwischen (vermeintlicher) E- und U-Kultur (etwa Le pont des arts), sondern auch als „third space“ (Bhabha) zur Verhandlung (pluri)kultureller Identitäten: Abouet, Satrapi, Pedrosa, Sattouf und Co. reflektieren in Panels, Sprechblasen und Zwischenräumen kulturellen Austausch, Heimat, Exil, Zugehörigkeits- und Fremdheitserfahrungen. Mit den spezifischen bildlichen und textlichen Mitteln der BD kann raffiniert über kulturelle Zuschreibungen nachgedacht werden, was den Comic als Bildungsmedium für den Einsatz im Unterricht prädestiniert.

Wenig erforscht ist, inwiefern sich BDs zur Förderung mehrsprachigkeits- und mehrkulturalitätsorientierter Kompetenzen im Französischunterricht eignen. Im Fokus können linguistische wie literarisch-ästhetische Kompetenzen stehen. So könnte die Analyse von Comics nicht nur dazu beitragen, etwa das Sprachbewusstsein der Französischlernenden im Hinblick auf regionale Varietäten oder Register zu verbessern. Sie eignet sich ebenso zur Förderung interkultureller Kompetenzen. Die Rezeption von Comics von Autor*innen aus unterschiedlichen Regionen der Frankophonie weitet den Blick für deren kulturelle Diversität. Zudem bergen BDs Potenziale hinsichtlich der Berücksichtigung auf Schüler*innenseite bereits vorhandener mehrsprachiger und plurikultureller Kompetenzen. Nicht zuletzt stellt sich die fachdidaktische Frage, über welche Voraussetzungen Französischlehrer*innen verfügen sollten, um mehrsprachige und plurikulturelle BDs einsetzen zu können.

Die Einreichungen haben eine Länge von höchstens 500 Wörtern (ohne Bibliographie). Für die Einreichungen wird die Vorlage verwendet, die auf der Wiener Webseite des Kongresses verfügbar ist, in französischer oder deutscher Sprache; sie sollen bis zum 15. Januar 2022 an folgende Adresse geschickt werden: anke.grutschus@uni-siegen.de. Über die Annahme wird vor dem 28. Februar 2022 informiert.

Beitrag von: Anke Grutschus

Redaktion: Robert Hesselbach