Stadt: Graz

Frist: 2022-08-31

Beginn: 2023-02-22

Ende: 2023-02-25

URL: https://www.conftool.net/hispanistentag-2023/

Sektion 22: “(Text)Rezeption im Spanischunterricht an der Schnittstelle von Analog und Digital”

Mit dem digitalen Wandel in Schule und Gesellschaft gehen nicht nur technische Neuerungen einher, sondern stark veränderte Kulturtechniken sowie Arbeits- und Rezeptionsweisen, deren Funktionalität und Nutzung erst beschrieben werden müssen. Mit der digitalen Umgebung als zwar primär hybridem, aber dennoch textbasiertem Raum geht eine Ausbildung von digitaler Kompetenz (cf. DigComp, European Commission 2019) und Medienkompetenz (u.a. Groeben 2002) immer implizit zunächst mit der Förderung einer Lese- und Textkompetenz einher. Diese muss innerhalb der Ausbildung von Spanischlernenden, die mit fremdsprachlichen Quellen im authentischen digitalen Raum konfrontiert werden, gesondert betrachtet werden (cf. hierzu beispielsweise Villanueva 2010, Escandel 2011).

Da Lesekompetenz auch im Spanischunterricht traditionell an einem analogen Textbegriff angelehnt ist, steht ein Textbegriff zur Diskussion, der sich am Nutzungsverhalten und spezifischen Rezeptionsweisen in einer digitalen Umwelt orientiert. An der Schnittstelle zwischen Analog und Digital lässt sich jedoch nicht nur der expansive Einfluss des Digitalen auf das Analoge verzeichnen, wie beispielsweise Twitteratur, Instalyrik, Videotagebücher, WhatsApp-Konversationsschnipsel in einer Ganzschrift und andere hybride Genres; es handelt sich vielmehr um einen bilateralen Austauschprozess, wenn eine analoge Lektüre um digitale Ergänzungen, Erweiterungen, intermediale Transformationen usw. angereichert wird.

Zusammengefasst soll in der Sektion eben jener transformative, co-kreative Austauschprozess an genannter Schnittstelle im Zentrum stehen, der dem Einfluss des Analogen auf das Digitale und wiederum dem Einfluss des Digitalen auf das Analoge nachspürt. Aus dieser Spurensuche, welche einem philologischen, transversalen Bedürfnis folgt, erwächst das sich daran anschließende didaktische Desiderat, nach den Einflüssen der Schnittstellensituation auf die Rezeption von fremdsprachlichen Texten explizit im Spanischunterricht zu fragen. Indem zunächst die Besonderheiten und Herausforderungen jener Schnittstelle herausgearbeitet werden, können daraufhin Implikationen für eine didaktische Aufbereitung der Texte gesetzt werden, die eine Ausbildung kompetenter Rezipient:innen von digitalen spanischsprachigen Texten zum Ziel haben. Wird allerdings konsequent das Nutzungsverhalten fremdsprachiger Texte anvisiert, so stellt sich diese Frage auch unweigerlich für den Einsatz analoger Texte in Abgrenzung zum neuen Digitalen (sowohl hinsichtlich der Schulpraxis als auch privater Freizeitbeschäftigung, wie u.a. die JIM-Studie 2020 nachweist). Der Zugang zu spanischsprachigen digitalen Quellen war nie leichter als heute und ist doch individueller denn je. Die Situativität, welche eine Anpassung von Leseformen und -zielen in Adaptation an eine Situation abbildet, genauer zu untersuchen, verspricht hierbei fruchtbare Erkenntnisse, denn nicht jeder Text (im weitesten Sinne) lässt sich gleich gut digital (oder auch analog) rezipieren, wie bereits Shibata und Omura (2010, 2020) festgestellt haben.

Die Sektion möchte anhand des skizzierten Problemaufrisses u.a. folgenden Fragestellungen nachgehen:

  • Welche Leseform und Textgenre privilegiert demnach das Analoge und vice versa das Digitale (cf. hierzu auch Kovač / Van der Weel 2020; Baron 2015)?
  • Welche Art von Lesekompetenz visieren wir an, die nicht mehr nur nach einem Leseverständnis fragt, sondern auch nach einem mündigen Umgang mit Text/Quelle, einer Nutzung von Texten je nach Situation und Ziel und der kritischen Entscheidungsfähigkeit für die eine Form und Vermittlungsweise in Abgrenzung zu anderen, zur Verfügung stehenden?

Die Sektion möchte die Vielfalt kultureller Repräsentationen in ihrer Rezeption betrachten, weshalb diverse Quellen, Genres, Ästhetiken und Netzwerke (Literatur, Bewegtbild, soziale Medien usw.) abgebildet werden. Beiträge in dieser Sektion sollen deshalb das Verhältnis von fremdsprachendidaktischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen Ansichten hinsichtlich der Schnittstelle von Analog und Digital diskutieren, Vernetzungen deutlich werden lassen und Forschungsdesiderate herausarbeiten. Dabei soll der Blick auf den Umgang mit analogen und digitalen Texten im Fremdsprachenunterricht erneut erweitert werden, d.h. es geht nicht nur darum, die Wissensbestände der Fachwissenschaften für den Fremdsprachenunterricht auszuschöpfen und Potenziale didaktischer Transformationen auszuloten, sondern vor allem auch darum, sie mit den Herausforderungen der digitalen Welt zu verzahnen.

Der XXIII. Hispanisten*tag findet von 22. bis 25. Februar 2023 in Graz statt:
https://hispanistentag-2021.uni-graz.at/de/

Abstracts auf Deutsch, Spanisch oder Englisch (Titel, Beschreibung max. 400 Wörter, Kurzbibliographie, 5 Keywords) können bis 31. August 2022 über die Plattform conftool eingereicht werden: https://www.conftool.net/hispanistentag-2023/

Sektionsleiterinnen:
Manuela Franke manufranke(at)uni-potsdam.de
Anne-Marie Lachmund lachmund1(at)uni-potsdam.de

Beitrag von: Anne-Marie Lachmund

Redaktion: Robert Hesselbach