Im Rahmen der Ringvorlesung “Romanistisch, politisch? Romanistische Perspektiven auf politische Fragen” wird am Mittwoch, den 01. Juni 2022, Dr. Beate Kern einen Vortrag mit dem Titel: “Zwischen Abschwächung und Intensivierung: Beispiele rhetorischer Strategien im französischen und spanischen Parlamentsdiskurs” halten.
Ort: Hörsaal 218, Hauptgebäude der Universität Rostock
Zeit: 01.06.22., 17 Uhr.

Abstract des Vortrages:
Ergreifen Politikerinnen und Politiker das Wort, etwa vor dem Parlamentsplenum, dann befinden sie sich häufig in der schwierigen Situation, zugleich verschiedene Personengruppen anzusprechen (u. a. die eigene Partei, das Lager des politischen Gegners, Wählerschaft und Öffentlichkeit) und außerdem einerseits kämpferisch und durchsetzungsfähig aufzutreten, andererseits aber nicht als zu aggressiv oder unfair in der Auseinandersetzung wahrgenommen zu werden. Deshalb ist gerade in solchen Fällen häufig eine strategische Kombination von Abschwächungs- und Intensivierungsmitteln zu beobachten. Im Vortrag soll dies an drei konkreten Beispielen diskutiert werden: Als Erstes wird das in spanischen und französischen Parlamentsdebatten gut zu beobachtende Stilmittel der Präteritio (etwa j’allais dire … oder no me atrevo a decir…) mit seiner auf den ersten Blick paradox erscheinenden Kombination intensivierender und abschwächender Effekte vorgestellt und seine Funktionsweise erläutert. Als Zweites wird analysiert, wie die Wirkung bestimmter Ausdrücke, z. B. excusez-moi und perdóne(n)me, durch Pseudohöflichkeit von Abschwächung zu Intensivierung kippen kann – u. U. begünstigt durch oben genannte Rahmenbedingungen in Parlamentsdebatten. Als Drittes wird ein aktuelles Beispiel aus dem französischen Präsidentschaftswahlkampf herangezogen: Immer wieder wurde festgestellt, Marine Le Pen sei im Wahlkampf 2022 gemäßigter aufgetreten als 2017. Anhand von Ausschnitten aus den Fernsehduellen 2017 und 2022 zwischen Macron und Le Pen soll untersucht werden, ob dies am Einsatz von Abschwächungs- bzw. Intensivierungsstrategien belegt werden kann.

Beitrag von: Jose Manuel Blanco

Redaktion: Robert Hesselbach