Stadt: Trier

Frist: 2023-01-15

Beginn: 2023-11-23

Ende: 2023-11-25

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Leopardis Lesarten der Antike – Letture leopardiane dell’antichità

Leopardi-Tag 2023, Tagung der Deutschen Leopardi-Gesellschaft und der Romanistik der Universität Trier, 23.–25. November 2023, Universität Trier

Die Bedeutung der griechisch-römischen Antike für das Dichten und Denken Giacomo Leopardis erscheint so selbstverständlich, dass die Frage nach der Beschaffenheit dieser ,Antike‘ nur selten explizit gestellt wird. Die Tagung möchte diese Frage nach einem für Leopardi durchweg als zentral angenommenen Bezugspunkt daher in den Vordergrund rücken. Grundlegend ist dabei die Annahme, dass ,Antike‘ nicht als stabile Größe zu betrachten ist, etwa im Sinne eines zeitlosen Kanons von Werken, denen transhistorische Bedeutung zugeschrieben wird, sondern erst durch je besondere Lektüre-Erfahrungen, historisch-diskursive Rahmungen und sogar Polemiken Kontur gewinnt. Nicht ohne Grund bemerkt Friedrich Schlegel im 151. Athenäums-Fragment: „Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.“ Man muss Schlegels radikalen Subjektivismus dabei nicht teilen, um zu konzedieren, dass ,Antike‘ als Begriff erst dort sein volles Interesse entfaltet, wo dessen jeweilige historische Besonderheit erkennbar wird und mit dieser sein je anderer Funktionszusammenhang, denn – so die Annahme – jeder retrospektive Rekurs auf die Antike impliziert immer schon deren Transformation.
Mit Blick auf Leopardi sind daher die folgenden thematischen Felder von besonderem Interesse, die nicht nur die Breite und Vielfalt von Leopardis Rekurs auf die Antike dokumentieren, sondern womöglich auch in sich widersprüchliche Konzeptualisierungen von ,Antike‘ erkennen lassen:

1.) Philologie: Wie verhält sich Leopardis umfangreiche philologische Praxis zu den philologischen Diskursen seiner Zeit? Welche Umdeutungen, ja Um- oder gar Neuschreibungen lassen sich in Leopardis Übersetzungen antiker Texte ausmachen? Man denke z.B. an seine Übersetzung von Epiktets Encheiridion. Welche philologischen Vorentscheidungen lassen sich in Leopardis Textauswahl erkennen? Welche Umakzentuierungen geläufiger Vorstellungen von ,Antike‘ erlauben sie? Auch die für den Zibaldone bestimmende Dimension etymologischer Reflexion ließe sich, soweit sie sich auf die alten Sprachen bezieht, hier gewinnbringend einbeziehen, um zugleich deren sprachhistorische, aber auch philosophische Voraussetzungen zu thematisieren.
2.) Anthropologie: Leopardis Analysen des modernen Bewusstseins und einer modernen conditio sind undenkbar ohne die Leitdifferenz von antichi und moderni. Sei es in Fragen der Religion, der Imagination oder gar des Körpers: Durchweg ist die Antike als Bezugs- und Kontrastfolie präsent und ermöglicht eine differentielle Wahrnehmung der eigenen Epoche. Auch hier lohnt es sich nicht nur, die narratologische Funktion einer solchermaßen verstandenen ,Antikeʻ zu präzisieren, sondern auch, Leopardis Entzauberungsnarrativ mit ähnlichen zeitgenössischen Epochenentwürfen zu vergleichen. Zugleich ließe sich fragen, ob und wie Leopardis ‚produktive Rezeption‘ der Antike auch Auswirkungen auf die ‚produktive Rezeption‘ seines eigenen Werks seit dem 19. Jahrhundert und bis in die Gegenwart hat, mit anderen Worten, in welcher Relation Leopardis Wirken als ‚Begründer der modernen Lyrik‘ zu seiner Auseinandersetzung mit der Antike steht, wo sich Korrespondenzen und Dialoge ausmachen lassen und wo Einspruch oder Widerstreit.
3.) Romantik: Ebenso lässt sich die Frage nach Leopardis Zugehörigkeit zur Romantik und/oder zum neoclassicismo kaum beantworten, ohne dessen Bezug auf die Antike zu berücksichtigen, verteidigt er diese, etwa im Discorso di un italiano intorno alla poesia romantica, doch vehement gegen vorschnelle Verabschiedungen zugunsten einer vermeintlich unabhängigen Moderne. Wie ließe sich Leopardis Position innerhalb der europäischen Romantik – etwa als ,Anti-Romantiker‘ oder ,neuklassischer Romantiker‘ – gerade anhand dieses abweichenden Stellenwerts der Antike präzisieren und inwieweit wird hierbei die Antike selbst womöglich ,romantisiert‘? Wie wandelt sich das Verhältnis zur Antike von den frühen bis zu den späten Texten Leopardis?
4.) Parodie: Aller Exemplarität zum Trotz, die Leopardi den Literaturen und Kulturen der Antike vielfach zuschreibt, finden sich in seinem Werk auch zahlreiche Momente parodistischer Distanzierung. Diese kann explizit erfolgen, etwa in den Operette morali, oder subtiler auf der Ebene formaler Abweichungen in den lyrischen Genera oder auch in der Praxis des apokryphen Fragments. In engem Bezug zum ersten Themenbereich lassen sich hier auch Fragen nach Verbindungen zwischen übersetzten und eigenen Werken stellen, etwa nach der Relation der Leopardischen Operette morali zu seiner Übersetzung der Operette morali des Isokrates.
5.) Politik: Insbesondere in den Canti ist die Antike, vornehmlich die römische, eine wesentliche Kontrastfolie, um die ernüchternde politische Lage eines zu Leopardis Lebzeiten als Staatswesen noch inexistenten Italiens zu reflektieren, etwa in All’Italia, dem wirkungsvollen Eröffnungsgedicht der Canti. Inwieweit ließe sich Leopardis Rekurs auf die Antike hier noch im Sinne traditioneller Exemplarität erfassen? Gibt es Elemente in Leopardis Dichtung, die bereits darüber hinausweisen und diese Form der Sinnstiftung fragil werden lassen? Inwiefern lassen sich diese Texte als Beispiele einer poesia civile begreifen?

Dies sind nur einige der möglichen Reflexionsfelder, die das Verhältnis von Leopardis Werk zur omnipräsenten, immer zum Dialog herausgeforderten und herausfordernden Antike neu und in systematischer Weise beleuchten können. Da die Tagung in Trier stattfinden wird, ist das geeignete inspirierende Umfeld für angeregte und anregende Diskussionen unmittelbar gegeben: Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge zu den genannten oder weiteren Forschungsfeldern in deutscher oder italienischer Sprache (Titel, kurze Skizze (ca. 1.000–2.000 Zeichen), biobibliographische Notiz) und bitten Sie, uns diese bis zum 15. Januar 2023 per E-Mail an die beiden unten genannten Adressen einzureichen.

Prof. Dr. Barbara Kuhn
Präsidentin der Deutschen Leopardi-Gesellschaft e.V.
Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft I
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
D – 85071 Eichstätt
barbara.kuhn@ku.de

Dr. Paul Strohmaier
Universität Trier
Fachbereich II – Romanistik
Raum B-217
D – 54286 Trier
strohmai@uni-trier.de

Letture leopardiane dell’antichità

L’importanza dell’antichità greco-romana per il pensiero poetante di Giacomo Leopardi pare a tal punto evidente, che solo di rado ci si è esplicitamente chiesti in cosa consista questa “antichità”. Il nostro convegno si propone quindi di riportare all’attenzione proprio questo tema così centrale per l’intera opera leopardiana. Il presupposto da cui si intende partire è che l’“antico” non sia da considerare come una entità definitivamente fissata – alla stregua di un canone di classici “immortali” cui attribuire un significato metastorico –, bensì come qualcosa che prende a delinearsi soltanto attraverso particolari esperienze personali di lettura, inquadramenti storico-discorsivi e addirittura polemiche. Non a caso, nel frammento 151 di «Athenäum», Friedrich Schlegel nota: «Negli Antichi ciascuno ha sempre trovato ciò che gli serviva o ciò che desiderava; principalmente se stesso». Non è necessario condividere il radicale soggettivismo schlegeliano per riconoscere che il concetto di “antico” si rivela in tutta la sua pregnanza solo laddove si palesi, di volta in volta, la sua specifica peculiarità storica e, con questa, il suo ogni volta diverso contesto funzionale, dato che – secondo quanto qui si propone – ciascun ricorso retrospettivo all’antico implica sempre anche la trasformazione del concetto .
Per quanto riguarda Leopardi si prospettano particolarmente interessanti i seguenti campi, che non solo documentano ampiezza e varietà dei ricorsi leopardiani all’antico, ma possono anche mostrare interpretazioni intrinsecamente contraddittorie del concetto di “antichità”:

1. Filologia: in che rapporto si trova la vasta pratica filologica di Leopardi rispetto ai dibattiti filologici della sua epoca? Che tipo di reinterpretazioni, variazioni o addirittura riscritture si possono individuare nelle traduzioni leopardiane di testi antichi? (Si pensi, ad esempio, alla sua traduzione del Manuale di Epitteto). Quali considerazioni filologiche preliminari si profilano nella sua scelta dei testi da tradurre; e quali spostamenti di prospettiva rispetto alle idee correnti di “antichità” permettono? In questo contesto sarebbe fruttuoso considerare anche la dimensione delle riflessioni etimologiche, centrali nello Zibaldone, sulle lingue antiche, per affrontare allo stesso tempo i loro presupposti storico-linguistici, ma anche filosofici.
2. Antropologia: le analisi leopardiane della coscienza moderna e di una moderna conditio non sono pensabili senza la fondamentale differenza tra antichi e moderni. Sia che si tratti di questioni che riguardano la religione, l’immaginazione o addirittura il corpo, l’antico è sempre presente come punto di riferimento e pietra di paragone, e permette una percezione differenziale del proprio tempo. Anche in questo caso conviene precisare non solo la funzione narratologica di un’“antichità” così intesa, ma anche paragonare il discorso leopardiano del disincanto con coevi modelli di antichità. Allo stesso tempo ci si potrebbe chiedere se e come la “ricezione produttiva” dell’antico di Leopardi abbia avuto conseguenza sulla “ricezione produttiva” della sua stessa opera a partire dall’Ottocento fino ai nostri giorni; in altre parole, quale sia la relazione tra il ruolo di Leopardi come fondatore della lirica moderna e la sua attenzione all’antico: dove si possono intravedere corrispondenze e dialoghi, e dove obiezioni e resistenze?
3. Romanticismo: altrettanto difficile sarebbe rispondere alla domanda riguardo all’appartenenza di Leopardi al romanticismo e/o al neoclassicismo senza considerare il suo riferimento all’antichità, dato che – ad esempio nel Discorso di un italiano intorno alla poesia romantica – la difende con veemenza contro congedi precipitosi a favore di una modernità che si presume autonoma. In quale maniera è possibile precisare la posizione di Leopardi all’interno del Romanticismo europeo – ad esempio come “anti-romantico” o come “romantico neoclassico” – proprio grazie a questo valore diverso attribuito all’antichità; e in quale misura si assiste qui, forse, a una “romantizzazione” dell’antichità stessa? Come cambia il rapporto con l’antichità dai primi agli ultimi testi di Leopardi?
4. Parodia: nonostante la grande esemplarità che Leopardi spesso attribuisce alle letterature e culture dell’antichità, nella sua opera si trovano anche vari momenti di parodistica presa di distanza. Può avvenire in maniera diretta, come nelle Operette morali, o più sottilmente a livello di deviazioni formali nei generi lirici o anche nella pratica del frammento apocrifo. In stretta connessione con il primo campo di ricerca sorgono qui anche interrogativi riguardo al rapporto fra le traduzioni e le altre opere, ad esempio tra le Operette morali e il volgarizzamento delle Operette morali d’Isocrate.
5. Politica: soprattutto nei Canti, l’antichità, e particolarmente l’antichità romana, è una pietra di paragone fondamentale per riflettere sulla situazione politica deludente di una Italia ai tempi di Leopardi ancora inesistente come stato (ad esempio in All’Italia, l’efficace testo di apertura dei Canti). In che misura sarebbe qui ancora possibile comprendere il riferimento all’antichità nel senso di un’esemplarità tradizionale? Esistono elementi nella poesia leopardiana che vanno già oltre e cominciano a rendere fragile questa maniera di conferire significato? In che misura questi testi possono essere considerati come esempi di una poesia civile?

Questi sono solo alcuni dei possibili campi di riflessione che, in maniera nuova e sistematica, possono mettere in luce il rapporto dell’opera di Leopardi con una antichità che viene sempre sfidata a dialogare e che suscita il dialogo. Visto che il convegno avrà luogo a Treviri, l’ambiente sarà particolarmente adatto per discussioni appassionate e stimolanti: saremo lieti di ricevere le vostre proposte, in lingua tedesca o italiana, per i campi di ricerca nominati o altri (titolo, breve descrizione (ca. 1.000–2.000 caratteri), profilo biobibliografico) e vi preghiamo di mandarle entro il 15 gennaio 2023 via email a entrambi gli indirizzi sotto menzionati.

Prof. Dr. Barbara Kuhn
Präsidentin der Deutschen Leopardi-Gesellschaft e.V.
Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft I
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
D – 85071 Eichstätt
barbara.kuhn@ku.de

Dr. Paul Strohmaier
Universität Trier
Fachbereich II – Romanistik
Raum B-217
D – 54286 Trier
strohmai@uni-trier.de

Beitrag von: Paul Strohmaier

Redaktion: Robert Hesselbach