Stadt: Orléans

Frist: 2023-03-31

Beginn: 2023-06-29

Ende: 2023-06-30

URL: https://www.lestudium-ias.com/events/spoken-language-corpora-teaching-learning-resource-french-foreign-language

Das Forschungsatelier beschäftigt sich mit der Frage, wie mündliche Sprachkorpora des Französischen unter Berücksichtigung digitaler Methoden für die (hochschul)didaktische Lehre im Bereich Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik des Französischen als Fremdsprache (FLE) fruchtbar gemacht werden können. Im Zentrum stehen Probleme der Exploration, Strukturierung und Aufbereitung von Korpusdaten sowie Probleme des Transfers und der Nachhaltigkeit digitaler Entwicklungen.

  • Datum: 29.-30.06.2023
  • Veranstaltungsort: Hôtel Dupanloup, Orléans
  • Organisation: Marie Skrovec (Orléans), Britta Thörle (Siegen/Orléans)
  • Deadline für die Einreichung von Beitragsvorschlägen: 31.03.2023

Während sich die Arbeit mit digitalen Text- und Gesprächssammlungen im Rahmen der Korpuslinguistik seit langem als eigenes sprachwissenschaftliches Forschungsgebiet etabliert hat, werden Sprachkorpora in jüngerer Zeit auch zunehmend als Ressource für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen in den Blick genommen. Das gilt nicht zuletzt für mündliche Korpora, die mit den in ihnen dokumentierten Audio- oder Videoaufnahmen authentischer Gespräche ein immenses Reservoir bilden, aus dem die hochschuldidaktische Lehre der Sprachwissenschaft, aber auch die Fremdsprachendidaktik schöpfen können. Mündliche Korpora sind seit ca. 30 Jahren Gegenstand der Forschung an der Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik, und zwar zunächst im Bereich des Englischen (Sinclair 2004, Boulton & Tyne 2014). Das Französische als Zielsprache ist vor allem in den letzten 10 Jahren in den Fokus gerückt (Debaisieux 2008, Chambers 2009, Skrovec 2019). Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang u.a. die Projekte FLEURON (André 2016), CLAPI-FLE (Etienne/Jouin 2019), FLORALE (Surcouf/Ausoni 2018) sowie Phonologie du français contemporain (PFC) (Detey et al. 2010), das für die Variation im frankophonen Raum sensibilisiert und als Ressource für die universitäre Lehre konzipiert wurde. Das in jüngster Zeit an den Universitäten Orléans und Siegen ins Leben gerufene Projekt ESLO-FLEU hat zum Ziel, auf der Grundlage des Korpus Enquêtes SocioLinguistiques à Orléans (ESLO) eine online verfügbare digitale Ressource für die universitäre Ausbildung im Bereich Französisch als Fremdsprache zu entwickeln, wobei sowohl sprachpraktische als auch (sozio)linguistische und kulturgeschichtliche Perspektiven berücksichtigt werden. Zu erwähnen sind schließlich auch mündliche Korpora des Französischen als L2, anhand derer u.a. die Entwicklung pragmatischer und interaktionaler Kompetenz in der Fremdsprache untersucht wird (vgl. bereits die frühen Arbeiten u.a. von Krafft/Dausendschön-Gay 1994 sowie u.a. Bartning/Schlyter 2004, Pekarek Doehler 2013, Koch/Thörle 2021).
Auch wenn mit den oben genannten Projekten bereits beeindruckende konkrete Ergebnisse vorliegen, ist der Forschungsbedarf weiterhin hoch. Zwar mangelt es nicht an vorhandenen Korpora, doch stellen die Methoden ihrer Exploration und Verfügbarmachung für Lehr- und Lernzwecke weiterhin ein Desiderat dar. Dies gilt zum einen für den Fremdsprachenunterricht an Schulen und in der Erwachsenenbildung, zum anderen aber auch für den hochschuldidaktischen Einsatz korpusbasierter Materialien für die sprachpraktische, (angewandt) sprachwissenschaftliche und fachdidaktische Lehre z.B. in der akademischen Ausbildung von Französischlehrer_innen. Das Forschungsatelier setzt an diesen Problemstellungen an und lädt ein zum Austausch über:

  • das gesprochene Französisch aus Sicht des L2-Erwerbs und der Fremdsprachendidaktik
  • das (hochschul)didaktische Potential vorhandener oder zu erstellender mündlicher Korpora des Französischen in den Bereichen Sprachwissenschaft, Sprachpraxis und Sprachdidaktik
  • mündliche Korpora des Französischen als L2 und Probleme ihrer Erstellung und Exploration
  • die Verbesserung der Zugänglichkeit digitaler Korpustools für Anwendungen außerhalb der Linguistik
  • Prinzipien und Methoden der Korpusexploration unter didaktischen Gesichtspunkten
  • die Erstellung digitaler Materialien
  • Fragen ihrer Veröffentlichung, Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit

Das Forschungsatelier fördert den Austausch zwischen erfahrenen Wissenschaftler_innen und Nachwuchswissenschaftler_innen. Doktorand_innen und Postdoktorand_innen sind eingeladen, ihre Projekte im Kreis ausgewiesener Expert_innen vorzustellen und zu diskutieren.
Ihre Teilnahme zugesagt haben u.a.:

  • Virginie André, ATILF, Université de Lorraine
  • Alain Ausoni, Université de Lausanne
  • Carole Etienne, ICAR, ENS Lyon
  • Stefania Spina, Università per Stranieri di Perugia
  • Christian Surcouf, Université de Lausanne
  • Henry Tyne, CRESEM, Université de Perpignan
  • Beate Weidner, Universität Duisburg-Essen

Beitragsvorschläge (max. 3000 Zeichen inkl. Quellenangaben) können in deutscher, französischer oder englischer Sprache bis 31.03.2023 unter der Adresse maurine.villiers@lestudium-ias.fr eingereicht werden.

Die Veranstaltung wird von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) sowie von Le Studium Loire Valley Institute for Advanced Studies / ATHENA Visiting Researcher Programme gefördert. Reise- und Übernachtungskosten von Teilnehmer_innen, deren Beitrag angenommen wurde, können übernommen werden. Nachwuchswissenschaftler_innen werden vorrangig berücksichtigt.

Literatur:
André Virginie, 2016, FLEURON : Français Langue Étrangère Universitaire – Ressources et Outils Numériques. Origine, démarches et perspectives. Mélanges Crapel 37, p. 69-92. http://www.atilf.fr/IMG/pdf/art3.pdf
Bartning, Inge & Schlyter, Suzanne, 2004, Itinéraires acquisitionnels et stades de développement en français L2. Journal of French Language Studies 14, p. 281–299. doi: 10.1017/S0959269504001802
Boulton, Alex & Tyne, Henry, 2014, Des documents authentiques aux corpus. Démarches pour l’apprentissage des langues, Paris : Didier.
Chambers, Angela, 2009, Les corpus oraux en français langue étrangère. Authenticité et pédagogie. Mélanges CRAPEL 31.
Debaisieux, Jeanne-Marie, 2008, Corpus oraux et didactique des langues : un rendez‐vous à ne pas manquer. Le français dans le monde : recherches et applications. Quel oral enseigner, cinquante ans après le Français fondamental ? Paris : CLE international FIPF, p. 102‐114.
Detey, Sylvain & Durand, Jacques & Laks, Bernard & Lyche, Chantal, 2010, Les variétés du français parlé dans l’espace francophone. Ressources pour l’enseignement. 10.13140/RG.2.1.1602.8884.
Etienne, Carole & Jouin, Emilie, 2019, Constituer des ressources pédagogiques pour enseigner le français oral à partir des recherches menées en interaction. In Gajo, Laurent et al. (eds.), Variation, plurilinguisme et évaluation en français langue étrangère. Bern : Lang, p. 225-240.
Koch, Christian & Thörle, Britta, 2021, Metadiscursive Activities in Oral Discourse Production in L2 French: A Study on Learner Profiles. Corpus Pragmatics 5, p. 153–186
Krafft, Ulrich & Dausendschön-Gay, Ulrich, 1994, Analyse conversationnelle et recherche sur l’acquisition. In Py, Bernard (ed.), L’acquisition d’une langue seconde. Quelques développements théoriques récents. Bulletin suisse de linguistique appliquée 59, p. 127–158.
Pekarek Doehler, Simona, 2013, Social-interactional approaches to SLA: A state of the art and some future perspectives. Language, Interaction and Acquisition 4(2), p. 134–160.
Sinclair, John, 2004, How to use corpora in language teaching. Amsterdam/Philadelphia : Benjamins.
Skrovec, Marie, 2019, Grammaire et corpus oraux : réflexions pour un prolongement didactique de travaux réalisés sur ESLO. In Calinon, Anne-Sophie et al. (eds.) : Linguistique interactionnelle, grammaire de l’oral et didactique du français, actes des Journées d’étude Linguistique et Didactique, Orléans, 23 mai et Besançon, 5 décembre 2014, Besançon : Presses Universitaires de Franche-Comté, p. 263-294.
Surcouf Christian & Ausoni Alain, 2018, Création d’un corpus de français parlé à des fins pédagogiques en FLE : la genèse du projet FLORALE. EDL (Études en didactique des langues) 31, p. 71-91.

Beitrag von: Britta Thörle

Redaktion: Ursula Winter