Die Jurymitglieder haben entschieden – mit dem Prix Goncourt wurde letzte Woche der wichtigste Literaturpreis Frankreichs an Jean-Baptiste Andrea für seinen Roman Veiller sur elle verliehen. Darin geht es um den Künstler ‚Mimo’, der im Piemont auf sein Leben und Schaffen zurückblickt. Der Künstlerroman schildert die Geschichte einer ungewöhnlichen und zum Scheitern verurteilte Liebe zwischen dem talentierten Bildhauer aus einfachen Verhältnissen und der Adeligen Viola und zeichnet gleichzeitig den gesellschaftspolitischen Wandel Italiens ab dem Ersten Weltkrieg nach. Während die ebenfalls für den Goncourt nominierte und als Favoritin geltende Autorin Neige Sinno für ihre literarische Aufarbeitung des schweren sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit in Triste Tigre mit dem Prix femina bedacht wurde, ging der Prix Renaudot an Ann Scotts Les Insolents, die Geschichte einer Komponistin für Filmmusik, die es – ähnlich wie die Autorin selbst – mit Mitte vierzig aufs Land und damit in eine neue Lebensphase zieht.
Damit sind in diesem Jahr sehr unterschiedliche Formen literarischen Erzählens prämiert worden – vom konventionell erzählten Roman hin zu autobiographisch geprägten Texten, die sich gängigen Gattungsbezeichnungen entziehen. Wir freuen uns, mit Ihnen diese Vielfalt an Neuerscheinungen anlässlich unserer Nachlese | écho zur rentrée littéraire zu entdecken, die das Frankreichzentrum jedes Jahr in Kooperation mit dem Institut français Berlin veranstaltet. Am 15.11. 2023 (18h) diskutieren Ulrike Schneider, Professorin für frz. und ital. Literatur (FU Berlin), Jürgen Ritte, emeritierter Professor für Germanistik (Université Paris 3 – Sorbonne Nouvelle) und Johanna Links, Lektorin für französische Literatur beim Verlag Kiepenheuer & Witsch die aktuellen Texte, stellen ihre Favorit*innen vor und kommentieren Politiken und Debatten rund um die Preisvergaben sowie Tendenzen der französischen Gegenwartsliteratur.
Die Veranstaltung wird über Zoom gestreamt und aufgezeichnet. Für eine Teilnahme in Präsenz empfehlen wir Ihnen, sich über folgende Adresse anzumelden: anmeldung.berlin@institutfrancais.de

Beitrag von: Marie Jacquier

Redaktion: Robert Hesselbach