Stadt: Aachen

Frist: 2015-04-30

Beginn: 2015-09-16

Ende: 2015-09-19

URL: http://www.lusitanistentag2015.rwth-aachen.de/pt/congresso/seccoes/seccao-9/

Vor vierzig Jahren setzte die Nelkenrevolution nicht nur einen der bedeutendsten Umbrüche der portugiesischen Zeitgeschichte in Gang. Sie brachte ebenfalls das Ende eines 500-jährigen, in den 1970er Jahren anachronistisch gewordenen Kolonialsystems, das seit 1961 von verschiedenen Unab-hängigkeitsbewegungen bekämpft worden war. Für Angola, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik, Ost-Timor und São Tomé und Príncipe bedeutete das Jahr 1974 den Aufbruch in die eigene Staatlichkeit, löste jedoch auch Ereignisse wie Bürgerkrieg, Massaker, Flucht und Migration aus, deren Aufarbeitung zum Teil noch aussteht.

Die Sektion nimmt filmische Darstellungen der Umbrüche sowie sich daran anschließende Revisionen ins Visier, die seit dem Ende des Kolonialismus für die portugiesischsprachigen Länder prägend waren. Fiktionale oder Dokumentarfilme, Fernsehserien oder Biopics nutzen die Macht der bewegten Bilder, um die Vergangenheit für die Gegenwart zu interpretieren. Dabei kommen filmische Praktiken wie die Einbindung von Archivmaterial, Augenzeugen sowie Voice-over oder deren Fiktionalisierung zum Einsatz, um dem breiten Publikum bestimmte Neu-Interpretationen der Vergangenheit nahezulegen. Dies gilt insbesondere für jüngste Produktionen, die die Vergangenheit aus zeitlicher Distanz betrachten und durch kritische Bezüge auf etablierte Narrative und Bilder neue Sichtweisen bieten (etwa in Na cidade vazia, Maria João Ganga, 2004; A guerra, RTP, 2007-2013; Depois do adeus, RTP, 2013; Timor Lorosae – O massacre que o mundo não viu, Lucélia Santos, 2001; Linha vermelha, José Filipe Costa, 2011; Virgem Margarida, Licínio Azevedo, 2013). Aber auch Produktionen, die kurz nach den dargestellten Ereignissen entstanden, sind bereits um Entmythisierung der Ereignisse bemüht, wie etwa Bom povo português von Rui Simões (1980), der die Euphorie der Revolutionszeit einer Re-Lektüre unterzieht.

Aus der zeitlichen Perspektive heraus möchten wir zur Reflexion über die Dynamik multiperspektivischer Deutungen der historischen Umbrüche der 1970er Jahre und deren Konsequenzen anregen. Dabei sind Arbeiten zu jeglichen Formen filmischer Produktionen willkommen, die in den letzten vierzig Jahren in der lusophonen Welt entstanden sind und sich Schlüsselereignissen um den Dekolonisierungsprozess widmen (Demokratisierung und PREC in Portugal, Unabhängigkeitsprozesse in Afrika, Bürgerkriege, Fremdherrschaft in Ost-Timor, Einwanderung aus Afrika nach Portugal, Retornados).

Fristen

  • Einreichung von Abstracts an die Sektionsleiter: 30.04.2015
. Die Vorschläge für Vorträge von bis zu 30 Minuten Länge müssen folgende Elemente enthalten: Abstract von maximal 250 Wörtern, Name und Kurzbiographie, Institution, E-Mail, Angabe über die Sprache des Vortrags (Portugiesisch, Galicisch oder Deutsch).
  • Mitteilung über Annahme von Abstracts: 31.05.2015


Kontakt: Robert Stock, Universität Konstanz, GCSC Gießen (robert.stock@uni-konstanz.de), Teresa Pinheiro, Technische Universität Chemnitz (teresa.pinheiro@phil.tu-chemnitz.de)

Beitrag von: Teresa Pinheiro

Redaktion: Christof Schöch