Stadt: Mannheim

Frist: 2024-02-16

Beginn: 2024-06-18

Ende: 2024-06-20

Call for Papers – 2e Journée d‘études Reims-Mannheim, Universität Mannheim 18.-20.6.2024

Mehrsprachigkeit im deutsch-französischen Kontext

Mehrsprachigkeit ist ein global zunehmendes Phänomen und wird aus vielerlei Perspektiven beforscht (Neurolinguistik, Spracherwerbsforschung, Sprachkontaktforschung/translanguaging etc.). Besonders im Vordergrund steht dabei aktuell die sog. herkunftssprachliche Mehrsprachigkeit, die sich im Zuge von Migrationsbewegungen ausbreitet und zunehmend in den Blickwinkel der Bildungspolitik gerät. Hier setzt sich zunehmend die Einsicht durch, dass man sie zugunsten eines nachhaltigen Erwerbs der Umgebungssprache als Ressource fördern soll.
Im krassen Gegensatz dazu steht die stetige Abnahme der Wertschätzung des nachbarsprachlichen Unterrichts in Deutschland und Frankreich. In beiden Ländern sind die Schüler- und die Studierendenzahlen im Kontext der Nachbarsprache rückläufig. Französisch in Deutschland und Deutsch in Frankreich gehören zu den unbeliebtesten Schulfächern und werden auch von politischer Seite nicht mehr unterstützt – hier wird allzu häufig Englisch als ausreichend angesehen, u.a. mit Hinweis auf die Überflüssigkeit von Fremdsprachenkompetenzen im Zeitalter maschineller Übersetzungs-Tools. Es stellt sich daher die Frage, welche Rolle innerhalb der globalen Mehrsprachigkeit die Kompetenz der jeweiligen Nachbarsprache auf beiden Seiten des Rheins noch spielt.

Auf der Tagung wollen wir uns dem Rahmenthema unter vier Aspekten annähern:

1. Linguistic landscaping
Welche Rolle spielt die jeweilige Nachbarsprache im öffentlichen Raum Deutschlands und Frankreichs im Vergleich zu den übrigen genutzten Sprachen (Englisch, Herkunftssprachen)? Inwieweit ist dies von regionalen Gegebenheiten (mehrsprachige Räume; touristische vs. weniger touristische Gebiete) abhängig? Erwünscht sind in diesem Zusammenhang insbesondere Untersuchungen zu den Grenzgebieten wie dem Elsass und Lothringen in Frankreich, zum Saarland in Deutschland sowie zu Nachbarländern wie Luxemburg.

2. Multilinguale Kommunikation
In welchen Situationen mehrsprachiger Kommunikation ist die lingua franca Englisch gar nicht nötig oder hilft nicht weiter, warum nicht, und wie werden diese Herausforderungen bewältigt? Denkbar wäre hierbei die Untersuchung von internationaler Wirtschaftskommunikation, aber auch von Kommunikation im Bereich der öffentlichen Verwaltung (Anlaufstellen für Arbeitssuchende oder zur Beantragung von Sozialleistungen) und Versorgung (z.B. im Krankenhaus, in der Altenpflege), in Kontexten von Bildung und Wissenschaft (z.B. auf Tagungen, in Publikationen), in militärischen Aktivitäten bei Landesverteidigung und innerer Sicherheit (wie z.B. in den deutsch-französischen Kooperationen der Deutsch-Französischen Brigade, dem Eurocorps, dem Austausch und der gemeinsamen Ausbildung von Offizieren, der gemeinsamen Ausbildung am europäischen Tiger-Helikopter, am Zentrum für deutsch-französische Fluglotsenausbildung in Nancy und in der deutsch-französischen Marine) oder im Zusammenhang mit touristischen Aufgaben (z.B. Hotellerie, Gastronomie, Camping etc.)

3. Fremdsprachendidaktik und Didaktik der Mehrsprachigkeit
Welche Strategien können vorgeschlagen werden, um der ausschließlichen Konzentration auf das bilinguale Modell ‚Muttersprache + Englisch‘ entgegenzuwirken, das zunehmend von Politik und Wirtschaft vertreten wird? Hierauf wären alle innovativen didaktischen Strategien zu untersuchen, die auf den Erwerb von Mehrsprachigkeit abzielen (Eveil aux langues, integrierte Didaktik, Interkomprehensionsdidaktik, interkulturelle Didaktik), aber auch integrierte Ansätze wie Content and Language Integrated Learning , künstlerische Ansätze wie kreatives Schreiben in der Fremdsprache oder gar Ansätz, die auf der Unterstützung durch Künstliche Intelligenz aufbauen (vgl. §4).

4. Künstliche Intelligenz (KI)
Wie können auf KI aufbauende linguistische Technologien sprachliche und kulturelle Diversität begünstigen oder reduzieren? Wie sehen aktuelle Nutzung und künftige Perspektiven der maschinellen Übersetzung in der allgemeinen und der fachspezifischen Kommunikation aus? Wie kann mehrsprachige KI dazu beitragen, wissenschaftliche Erkenntnisse auch außerhalb der Monopolsprache Englisch zu erwerben und zu verbreiten? Wie kann KI zu Vermittlung und Erwerb von Fremdsprachen beitragen (Microlearning, Lernerorientierung, Berücksichtigung spezifischer Lernschwierigkeiten)? Wie kann mehrsprachige KI Unternehmen dabei helfen, die Herausforderungen von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität in einer globalisierten Welt zu bewältigen? Welche Rolle haben auf KI basierte Sprachtechnologien in unterschiedlichen professionellen Domänen mittlerweile eingenommen (z.B. automatisierte Kommunikation und Übersetzung). Es wäre auch interessant zu untersuchen, welche Rolle die KI inzwischen in den unterschiedlichen mehrsprachigen Lehrangeboten von Schulen und Universitäten eingenommen hat.

Allgemeine Informationen
Organisation: Johannes Müller-Lancé (Romanisches Seminar, Universität Mannheim)
Eric Castagne (CIRLEP, Université de Reims Champagne-Ardenne)

Tagungsort: Universität Mannheim

Tagungssprachen: Deutsch, Französisch, Englisch

Zeitraum: 12. Dezember 2023: Aufruf zur Einreichung von Beiträgen
16. Februar 2024: Ende der Einreichungsfrist für Abstracts
29. Februar 2024: Bekanntgabe der angenommenen Beiträge
14. April 2024: Ende der Anmeldungsfrist
18. Juni 2024: Anreise und abendliches WarmUp
19. Juni 2024: Tagung
20. Juni 2024: Tagung (vormittags) und Abreise

Einreichung: Abstract (auf Deutsch, Französisch oder Englisch) von maximal einer Seite Länge (incl. Literaturangaben) an mueller-lance@phil.uni-mannheim.de (in Kopie an eric.castagne@univ-reims.fr)

Vorträge: 20 Minuten Vortrag + 10 Minuten Diskussion

Publikation: Nach Prüfung durch die Herausgeber werden ausgewählte Beiträge als open access-Publikation in der Reihe Mannheim Conference Series veröffentlicht.

Kontakt: Johannes Müller-Lancé mueller-lance@phil.uni-mannheim.de
Eric Castagne eric.castagne@univ-reims.fr

Beitrag von: Johannes Müller-Lancé

Redaktion: Robert Hesselbach