Frist: 2024-02-15

Beginn: 2023-12-31

Ende: 2024-02-15

CALL FOR CONTRIBUTIONS

Ed. Rike Bolte

FOR ENGLISH & SPANISH VERSION & SUBMISSIONS SEE BELOW

Queere Originale: Gender Divers Übersetzen

Mitte der 1990er Jahre legt Sherry Simon das Fundament für eine systematische Auseinandersetzung mit den Kategorien Übersetzung und Gender (Simon 1996). Insgesamt beginnen Überlegungen aus dem Bereich der Kulturwissenschaften verstärkt auf die Philologien einzuwirken und affizieren somit auch die Übersetzungswissenschaften. Noch heute überzeugt der Hinweis der Kanadierin Simon, Übersetzung und Gender seien in einem transformatorischen Projekt miteinander verflochten, und der Transfer von Sprache im Kontext postmoderner Wirklichkeiten zunehmend komplex. Unter den hypermodernen Bedingungen des 21. Jahrhunderts meint diese Komplexität wiederum eine Diversifizierung sprachpolitischer Praktiken und Desiderata, die u.a. postkoloniale bzw. dekoloniale Belange einschließt und mit den Gender- und Queer Studies kommuniziert. In vielerlei Hinsicht kommen hier Fragen nach sprachlicher und textueller Autorität neu auf.
Zweifelsohne verlangt das Nachdenken über die Beziehung von Übersetzung und Gender (sowie die assoziierten Konzepte Diversität, Performativität, Subversion, etc.) einen Rekurs auf die Trope der (Un-)Sichtbarkeit des übersetzenden Subjekts. Tatsächlich wird übersetzerische Tätigkeit beharrlich metaphorisch belegt, was, wie Simon ebenso apostrophiert, mit einem gewissen Fundus an sexistischen Bildern einhergeht, etwa dort, wo die nicht nur verunsichtbarte, sondern auch als inferior aufgefasste Tätigkeit feminisiert wird (Simon: 9). Auf der anderen Seite maskulinisiert George Steiner Übersetzung als Conquista bzw. Quasi-Penetration (Chamberlain 1988; Robinson 2021), wohingegen feministische Gegenentwürfe, darunter die „orgasmischen“ Übersetzungstheorien ebenfalls nicht ohne Appropiation bzw. Invasion – und somit Aggression – auskommen (Arrojo 1995). Erotisierungen des übersetzerischen Feldes führen wiederum zu Steiners Überlegungen bezüglich eines Liebe (mit Worten)-Machens (2008) und ebenso zu Augusto de Campos (1978) Modell vom liebevollem Verschlingen im übersetzerischen Akt zurück.
Die fehlende Würdigung übersetzerischer Leistung ist aber ebenso mit einer tendenziösen Beurteilung der für diese Kunst nötigen Strategien juxtaponiert, als da wären: subtile Einsätze und Umsetzungen, Kompensationen, Rekreationen, Paraphrasierungen etc. Die Feminisierung scheint sich zu ereignen, weil diese Operationen als passiv und nicht als aktiv begriffen werden. Eklatant ist, dass sich solche Wahrnehmung auch in der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts fortsetzt: in persistenten Verunsichtbarungen, gar Verbannungen oder eben Negativ-Nennungen übersetzerischer Leistung. Der Sammelband möchte an diesem wunden metaphorischen Punkt der Verunsichtbarung ansetzen, und gleichzeitig dort einen Wendepunkt ausmachen, wo die Debatte um inklusive oder diverse Sprache die Übersetzungswissenschaft und – praxis affiziert und produktiv infiziert.
Dabei soll insbesondere das Nachdenken von übersetzerisch tätigen Dichter.innen als Anhaltspunkt genommen werden, gehen diese doch ganz offen mit den verstörenden, mitunter sogar schmerzhaften Aspekten des Übersetzens um. Auch wenn sie die domestizierenden (und damit hegemonialisierenden, hierarchisierenden) Methoden der Übersetzung beherrschen, fragen sie, wieso sie bei ihrem Engagement für die Zielsprache nicht selbstverständlicher dissimilieren und Auskunft über den „Kontrollverlust“ geben sollen, der sich in der übersetzerischen „Berührung“ ereignet (Hetzl 2021). So antwortet die Berliner-Brooklyner Dichterin Uljana Wolf im Herbst 2021 auf ein Projekt mit dem Titel „Translator’s Choice. Übersetzung als poetische Utopie“ (in dessen Rahmen Übersetzer.innen kuratorisch tätig waren) mit der Überlegung, ob es nicht vielmehr auf einen dritten (real existierenden) Raum hinauslaufe, wenn Übersetzer.innen auswählen könnten, „was sie schön finden“, und vor allem, wenn sie sich aussuchen dürften, „was sie schön verstört“, um an diesem Stoff schließlich ihre „Zielsprache störend [zu] verschönern“ (Wolf 2021). Ähnlich der Übersetzerin Sandra Hetzl, die die Zwillingsmetapher bemüht, nutzt Wolf in ihrem Kommentar ein Zwei-Bild, nämlich das des zweifachen Sehens: Im „Kopf der Übersetzerin“ werden wie in einem Stereoskop die Beziehungen zwischen den Bedeutungsfeldern zweier Sprachen deutlich. Die Übersetzerin sieht „doppelt“, quasi „hypersetzerisch“, multiperspektivisch und letztlich „zugleich mehr, und weniger“. Eine faszinierende, freie (Wahrnehmungs-)Gymnastik.
Der Sammelband wird der Frage nachgehen, ob von diesen Übungen etwas auf den Literaturmarkt kommt oder ob Übersetzungen, die an eine breite Leserschaft gelangen, eher ein monoperspektivisches Bild vermitteln. In einem Crossover mit den von Gender- und Queer Studies aufgeworfenen Überlegungen soll darüber nachgedacht werden, welchen Identitäten und Positionen jeweils welche Begriffe und Sprach- sowie Sprech-Optionen bei der übersetzerischen Tätigkeit zur Disposition stehen. Wo muss noch Raum geschaffen werden für Identitäten und Positionen, die bislang sprachlich inexistent sind; welche Identitäten müssen/wollen noch zur Sprache (der Übersetzung) kommen? Hier sei verwiesen auf Ansätze aus dem Bereich der Critical Race Studies, der dekolonialen und indigenen Theorien (Bolte 2023), der Studien zu Posthumanität. Im postkolonialen Übersetzungskontext stellte Gayatri Spivak vor drei Jahrzehnten (1993) die Frage nach Übersetzung und Intimität, bzw. den Optionen erotischer (hingebender und die Differenz achtende) und ethischer (universalistisch an/verwandelnder) Übersetzung gestellt. Optionen inklusiver bzw. neutraler Sprache sind bereits in Benutzung; doch zwischen der Annahme, dass wir nicht nur ‚die eine Sprache‘ sprechen und der Auffassung, dass auch Begriffe des „Unreinen“ und der „Infektion“ dringlich werden, um Übersetzung weiterzudenken (Knott 2021), ist viel anderes zu untersuchen (und auszuprobieren), was mit Identitäten im Sprachraum sowie mit Sprache in den Zwischenräumen von Identität(en) zu tun hat.

Der Sammelband sieht in etwa folgende konzeptuelle und chronologische Struktur vor:

Einen historischen Ausgangspunkt, von dem aus auf die Trajektorie feministischer als auch androgyner Übersetzungstheorien und -praktiken geblickt und außerdem sichtbar gemacht wird, dass deren Notwendigkeit gleichsam in der Gegenwart virulent ist. Zur Verdeutlichung sei folgende Anekdote beschrieben: Wird ein Text, in dem ein weibliches Subjekt vorkommt, in eine Übersetzungsmaschine eingegeben (z.B. deepL), erfährt dieses ganz fraglos eine Maskulinisierung (Gender Bias). Gerade an diesem robotischen Beispiel erweist sich die Beziehung von Subjektkonstitution, Gender und Sprache als symptomatisch; in der künstlichen Intelligenz sind sexistische Sprachstrukturen eingelassen bzw. werden reproduziert. Eine solche ‚Mechanik‘ verlangt nicht nur Nachjustierungen, sondern kann ganz offensiv mit einem deep(L) „Translation Trouble“ und mit offenen Subversionen beantwortet werden.

Dieser Trouble lässt sich ausweiten. Hatte Spivak in ihren übersetzungstheoretischen Ansätzen vom Gender-Culture-Crossover gesprochen, so findet sich in der im Frühjahr 2021 aufflammenden Frage, ob eine weiße Übersetzerin eine schwarze Autorin (Amanda Gorman) übersetzen dürfe, eine Überspitzung von Sensibilitäten, die aber durchaus weiter besprochen werden können, etwa hinsichtlich der Frage, ob eine weiße Übersetzerin das Werk eines schwarzen Autors übersetzen kann, das aus einem nicht nur anderen kulturellen, sondern auch ideologischen Zusammenhang stammt. Wenn Übersetzung idealerweise eine Agentialität derjenigen sichtbar werden lässt, die es möglich macht, dass der Text dieses Autors in die Gegenwart einer anderen Sprache gelangt, dann bedeutet dies vielleicht auch, dass er in den Kontext sprachpolitischer und -poetischer Debatten und Aktivitäten transferiert wird. Daran kann sich die Überlegung anschließen, ob eine Übersetzerin Operationen vornehmen kann, die es für sie plausibel (oder plausibler) machen, einen Text zu übersetzen, der (historische oder aktuelle) sexistische Implikationen besitzt. Spannend wird es also dort, wo Strategien für jeweils unterschiedliche Lösungsentwürfe ausprobiert und analysiert werden. Erinnert sei hier an die von Luise von Flotow (1991; 1997) vorgeschlagenen Strategien: translatorische Interventionen kreativer und politischer (Spiel-)Art; Meta-Strategien – Fußnoten, z.B. –; ‚Entführungs‘-Aktionen. Nach den feministischen Optionen stehen nun solche an, die mit Verqueerungen oder Neutralisierungen auf extrem plurale Identitätskataloge der Hypermoderne antworten (und dabei auch jeweils nicht-binäre Körper- und Begehrenspolitiken und -poetiken berühren).
Im Sammelband soll eruiert werden, auf welche Weise sich die in einem ersten Text-Original inhärente Fremdheit im Verlauf der transformatorischen Übersetzungs-Leistung als Begehren einer neuen Eigenheit zu artikulieren beginnt, und ob sie im zweiten Original als solche zumindest benannt werden oder teilweise sogar sichtbar bleiben darf. Zielvorstellungen der Übersetzung, z.B. Äquivalenz, könnten in einen neuen Modus (der Pluralität und Diversität) umgeschrieben werden, der auch im Verlangen nach nicht-binären Gender/Identitäts- Strukturen zu finden ist. Und womöglich lassen sich die subversiven Optionen eines Translation Trouble noch in Gestalt eines tentakulären Übersetzens extrapolieren.

Die Kultur- und Literaturwissenschaften wie auch die Literaturmärkte des 21. Jahrhunderts haben ihre Grenzen bisweilen geöffnet und Licht auf unter- und überrepräsentierte Identitäten geworfen; die hieraus resultierende Pluralität kann entsprechend übersetzungsethisch, -politisch und -poetisch verfolgt werden, und im Sammelband in folgenden Sektionen/Terrains untersucht werden:

1. Geschichte und Gegenwart einer Gender-Culture in Translation (inkl. Altphilologie)
2. Geschichte und Gegenwart feministischer, queerer, diverser, inklusiver Praktiken der Übersetzung (inkl. Critical Race Studies etc., siehe oben)
3. Translation Trouble und Tentakuläre Translation: Performativität, Subversion und ‚Perversion‘ als Elemente einer pluralen (inkl. robotischen) Übersetzungspoetik (willkommen sind auch Beiträge zu KI)


Queer Originals: Translating Gender Diversely

In the mid-1990s, Sherry Simon laid the foundation for the categories of translation and gender to be systematically examined (Simon, 1996). All told, considerations from the field of cultural studies began to have an increasing impact on the philologies, and thus also affect translation studies. Even today, Simon’s suggestion that translation and gender are intertwined in a transformational project, and that the transfer of language in the context of postmodern realities is increasingly complex, is still convincing. Under the hypermodern conditions of the 21st century, in turn, this complexity means a diversification of language policy practices and desiderata that includes, among other things, postcolonial or decolonial concerns and communication with gender and queer studies. In many ways, questions of linguistic and textual authority are arising anew.
Undoubtedly, thinking about the relationship between translation and gender (as well as the associated concepts of diversity, performativity, subversion, etc.) requires a recourse to the trope of the (in)visibility of the translating subject. Indeed, translational activity is persistently metaphoricalized, which, as Simon equally apostrophizes, is accompanied by a certain fund of sexist imagery, for instance when the activity – not only invisibilized but also conceived as inferior – experiences feminization (Simon, 1996: 9). On the other hand, George Steiner masculinized translation as Conquista or quasi-penetration (Chamberlain, 1988; Robinson, 2021), whereas some feminist counter-models, including “orgasmic” theories of translation, also did not renounce appropiation or invasion and consequently resulted in aggression (Arrojo, 1995). Again, erotizations of the translational field lead back to Steiner’s reflections regarding a love-making (with words) (2008), and likewise to Augusto de Campo’s (1978) model of a loving-devouring translational act.
While translational performance is unappreciated, there is also a tendentious appraisal of the strategies of this art, as there are: subtle inserts and transpositions; compensations; recreations; paraphrasings, and so on. In this context, feminization seems to occur because these operations are conceived as passive rather than active. It is striking that such perceptions continue into the third decade of the 21st century, namely in the form of persistent invisibilizations, even banishments, or even negative mentions of translational performance. The volume wants to start at this sore metaphorical point of invisibility, and simultaneously explore a turning point, where the debate about inclusive or diverse language affects and productively infects translation studies and practice.
In particular, the reflections of poets working in translation should be taken as a point of reference, since they deal quite openly with the disturbing, sometimes painful aspects of translation. Even as they master the domesticating (and thus hegemonizing, hierarchizing) methods of translation, they ask why, in their commitment to the target language, they should not more naturally dissimilate and provide information about the “loss of control” that occurs in the translational “touch” (Hetzl, 2021). Thus, in the fall of 2021, the Berlin-Brooklyn poet Uljana Wolf responded to a project of Poetry Festival Latinale, entitled “Translator’s Choice: Translation as Poetic Utopia” (in the context of which translators were curators), with the consideration of whether it would not rather amount to a third (real existing) space if translators were allowed to choose “what they find beautiful” and, above all, if they were allowed to choose “what disturbs them beautifully” in order to finally “disruptively embellish [their] target language” with this material (Wolf, 2021). Similar to the translator Sandra Hetzl, who uses the twin metaphor, Wolf uses a two-image in her commentary, namely that of seeing twice: in the “translator’s head,” as in a stereoscope, the relationships between the fields of meaning of two languages become clear. The translator sees “doubly”, quasi “hyper-translationally,” multi-perspectival, and, and the end, “simultaneously more and less”: a fascinating, free (perceptual) gymnastics.
The volume will explore the question of whether something of these exercises reaches the literary market or whether translations that reach a broad readership tend to convey a monoperspectival image. In a crossover with the considerations raised by gender and queer studies, the aim is to reflect on which identities and positions are at stake in each case, and which terms and languages, as well as speech options, are at the disposal of translational activity. Where does space still have to be created for identities and positions that have so far been linguistically non-existent? Which identities still have to/want to come to the fore (of translation)? Here, reference could be made to approaches from the field of Critical Race Studies, Decolonial and Indigenous Theories (Bolte 2023), and Studies on Posthumanity. Three decades ago, in the context of postcolonial translation, Gayatri Spivak (1993) posed questions to situate translation and intimacy, or the options of erotic (surrendering and respecting difference) and ethical (universalist/relational) translation. Options of inclusive or neutral language are already in use, but, between the assumption that we do not speak only ‘the one language’ and the view that notions of “impurity” and “infection” also become urgent in thinking on translation (Knott, 2021), there is much else to be explored (and tried out) that has to do with identities in language space as well as language in the interstices of identity(ies).

The volume roughly provides the following conceptual and chronological structure:

A historical starting point from which to look at the trajectory of feminist as well as androgynous translation theories and practices, and to make visible that they are also virulently necessary in the present. To illustrate: If a text with a female subject is entered into a neural translation machine (e.g. deepL), it quite unquestionably undergoes masculinization (gender bias). Especially in this robotic example the relation between subject constitution, gender and language proves to be symptomatic: in artificial intelligence, sexist language structures are embedded or reproduced. Such a ‘mechanics’ not only demands readjustments, but can be answered quite offensively with a deep(L) “translation trouble” and demand openminded subversions.
This trouble can be extended. If Spivak spoke of gender-culture crossover in her approaches to translation theory, the question that flared up in spring of 2021, of whether a white translator should be allowed to translate a black author (Amanda Gorman), is an exaggeration of sensibilities that can, however, be discussed further, for example with regard to the question of whether a white female translator can translate the work of a black male author who comes from contexts that are not only culturally different but also ideologically. If translation ideally makes visible an agentiality of those who make it possible for that author’s text to come into the presence of another language, this may include transferring it into the context of language-political and -poetic debates and activities. Another consideration is whether a translator can perform operations that make it plausible (or more plausible) for her (or him) to translate a text that has (historical or current) sexist implications.
Thus, it becomes interesting where strategies for respectively different solution designs are tried out and analyzed. It is important to recall the strategies proposed by Luise von Flotow (1991; 1997): translational interventions of creative and political (ludic) art; meta-strategies –(footnotes, for example), and ‘kidnapping’ actions. After the feminist options, those that respond to extremely plural identity catalogs of hypermodernity must be taken into account, including strategies of queering or neutralization (and involving the non-binary body as well as corresponding politics and poetics of desire).
Therefore, the volume will explore the ways in which the strangeness inherent in a first (original) text begins to be articulated in the course of the transformatory performance of translation as a desire for a new singularity, and whether it is at least allowed to be named as such in the second original, or even to remain partially visible. Goals of translation, e.g. equivalence, might be rewritten into a new mode (of plurality and diversity) that can also be found in the desire for non-binary gender/identity structures. Possibly, the subversive options of a translation trouble can still be extrapolated in the shape of a tentacular translation.
Cultural and Literary Studies, as well as the literary markets of the 21st century, have at times opened their borders and shed light on under- and over-represented identities; the resulting plurality can be pursued accordingly in terms of translation ethics, politics, and poetics, and explored in the volume in the following sections/terrains:

1. History and present of a gender culture in translation (incl. Classical Philology).
2. History and present of feminist, queer, diverse, inclusive practices of translation (incl. Critical Race Studies etc. See above).
3. Translation trouble and tentacular translation: performativity, subversion and ‘perversion’ as elements of a plural (incl. robotic) poetics of translation (contributions on AI are also welcome)


Originales Queer: Traducciones Diversas de Género

A mediados de los años noventa, Sherry Simon sentó las bases para un examen sistemático de las categorías de traducción y género (Simon 1996). En general, las consideraciones procedentes del ámbito de los estudios culturales empezaron a tener un impacto cada vez mayor en la filología y, por tanto, también afectaron a los estudios de traducción. Aún hoy resulta convincente la sugerencia de la canadiense Simon de que la traducción y el género estarían entrelazados en un proyecto de transformación y que la transferencia de lenguas en el contexto de las realidades posmodernas es cada vez más compleja. En las condiciones hipermodernas del siglo XXI, esta complejidad significa a su vez una diversificación de prácticas y desideratas lingüístico-políticas, lo cual incluye preocupaciones poscoloniales y decoloniales; así, comulga con los estudios de género y queer. En muchos aspectos, aquí se vuelven a plantear cuestiones de autoridad lingüística y textual.
Indudablemente, pensar la relación entre traducción y género (así como los conceptos asociados de diversidad, performatividad, subversión, etc.) requiere recurrir al tropo de la (in)visibilidad del sujeto traductor. De hecho, la actividad traductora está persistentemente marcada metafóricamente, lo que, como también apostrofa Simon, va de la mano de un cierto fondo de imágenes sexistas, por ejemplo cuando se feminiza la actividad de traducción, no solo invisibilizada, sino además tildada de inferior (Simon: 9). Por otro lado, George Steiner masculinizó la traducción como conquista o cuasi-penetración (Chamberlain 1988; Robinson 2021), mientras que las contrapropuestas feministas, incluidas las teorías “orgásmicas” de la traducción, tampoco prescinden de la apropiación o la invasión –y, por tanto, de la agresión (Arrojo 1995). A la par, las erotizaciones del campo de la traducción remiten a las reflexiones de Steiner sobre hacer el amor (con palabras) (2008), así como a Augusto de Campo (1978), que imagina el acto de traducir como un acto de devoración amorosa.
Sin embargo, la falta de apreciación de la labor de traducción también se yuxtapone a un juicio tendencioso de las estrategias necesarias para este arte, tales como: inserciones y transposiciones sutiles, compensaciones, recreaciones, paráfrasis, etc. La feminización, al parecer, se produce porque estas operaciones se entienden como pasivas y no como activas. Resulta sorprendente que este tipo de percepciones continúen en la tercera década del siglo XXI: efectivamente, se mantienen en forma de invisibilizaciones muy persistentes, incluso en omisiones o exiliaciones, o en comentarios entre negadores y negativos respecto de valiosas labores de traducción. El libro de ensayos al que se convoca, pretende partir de este punto metafórico, neurálgico, de la invisibilidad del arte de la traducción y, al mismo tiempo, identificar un punto de inflexión en el que el debate sobre el lenguaje inclusivo o diverso afecte y contagie productivamente a los estudios y las prácticas de la traducción.
En particular, podemos recurrir a las reflexiones de poetas traductoras, que abordan con gran franqueza los aspectos inquietantes, a veces incluso dolorosos, de la traducción. Aunque oficialmente dominen los métodos domesticadores (y, por tanto, hegemonizadores, jerarquizadores) de la traducción, estas poetas se preguntan por qué, en su compromiso con la lengua de llegada, no deberían disimilar con más naturalidad o dar cuenta de la “pérdida de control” que se produce en el “roce” traductor (Hetzl 2021). Siguiendo esta misma línea de ideas, en otoño de 2021, la poeta Uljana Wolf (Berlín-Brooklyn) le respondió a un proyecto titulado “Translator’s Choice. La traducción como utopía poética” (en cuyo contexto los y las traductoras cumplieron con el rol comisarial) si no cabría hablar de un tercer espacio (realmente existente) en el caso de que quienes traducen, optan por “lo que les parece bello” y, sobre todo, si optan por “lo que les perturba bellamente” para, en última instancia, “perturbar [embellecer] su lengua meta” (Wolf 2021). Al igual que la traductora Sandra Hetzl, que recurre a la metáfora de los gemelos, Wolf en su comentario hace uso de una doble imagen, la de la doble visión: en la “cabeza de la traductora”, las relaciones entre los campos de significado de dos lenguas se hacen evidentes como en un estereoscopio. La traductora ve “dos veces”, como si estuviese “hiper(tradu)ciendo”, desde una perspectiva múltiple, y viendo, en definitiva, “simultáneamente más y menos”. Imaginemos una gimnasia de la percpeción especialmente libre, fascinante.
El libro explorará la cuestión de si alguno de estos ejercicios de traducción más osados llega al mercado literario o si las traducciones que llegan a todo público tienden a transmitir una imagen monoperspectiva. En un cruce con las consideraciones planteadas por los estudios de género y queer, el objetivo es reflexionar sobre qué conceptos y opciones lingüísticas y discursivas están al alcance de qué identidades y posiciones en la traducción. ¿Dónde falta crear espacio para identidades y posiciones que hasta ahora han sido lingüísticamente inexistentes, qué identidades todavía necesitan/quieren ser expresadas en traducción (recurriendo a planteamientos del ámbito de los estudios críticos sobre la raza, las teorías decoloniales e indígenas (Bolte 2023), los estudios sobre la posthumanidad? En el contexto poscolonial de la traducción, Gayatri Spivak hace tres décadas (1993) planteó la cuestión de la traducción y la intimidad, más las opciones de la traducción erótica (que se entregara y fuera respetuosa con la diferencia) así como ética (universalmente trans/formacional). Las opciones de lenguaje inclusivo o neutro ya están en uso; pero entre la asunción de que no hablamos exclusivamente “una sola lengua” y la noción de que las nociones de “impuro” e “infección” también se vuelven urgentes para seguir pensando la traducción (Knott 2021), queda mucho más por explorar (y probar), en relación con las identidades en el espacio lingüístico, así como con el lenguaje en los intersticios de la(s) identidad(es).

El libro tendrá aproximadamente la siguiente estructura conceptual y cronológica:

Un punto de partida histórico desde el que observar la trayectoria de las teorías y prácticas de traducción tanto feministas como andróginas; además, visualizar que su necesidad es, por así decirlo, virulenta en el presente. La siguiente anécdota lo ilustrará: Si un texto que contiene un sujeto femenino se introduce en una máquina de traducción (por ejemplo, deepL), se masculiniza (gender bias). La relación entre la constitución del sujeto, el género y el lenguaje resulta particularmente sintomática en este ejemplo; las estructuras lingüísticas sexistas se incrustan o reproducen en la inteligencia artificial. Dicha “mecánica” no sólo requiere reajustes, sino que también puede responderse de forma más inmediata, con un profundo, un “deep(L)” “translation trouble” , además, se pueden realizar subversiones más manifiestas.

Este “trouble” puede extenderse. Mientras que en sus planteamientos sobre la teoría de la traducción Spivak había hablado de cruce de géneros y culturas, la cuestión que estalló en la primavera de 2021 sobre si se le debería permitir a una traductora blanca traducir a una autora negra (Amanda Gorman) es una exageración de sensibilidades que, sin duda, puede seguir debatiéndose, por ejemplo, con respecto a la cuestión de si una traductora blanca puede traducir la obra de un autor negro procediente no sólo de un contexto cultural diferente, sino también ideológico. Si lo ideal es que la traducción haga visible la agencia de quienes hacen posible que un texto entre en vigor en otra lengua, esto signifique quizás también su traslación al contexto de los debates y actividades lingüístico-políticas y lingüístico-poéticas. Además cabe preguntarse si una traductora pude o debe realizar operaciones que hagan plausible (o más plausible) su labor de traducción de un texto que tenga implicaciones sexistas (históricas o actuales). Resulta ante todo interesante ensayar y analizar estrategias para soluciones de las más diversas, como por ejemplo las que propuso Luise von Flotow (1991; 1997): intervenciones traslativas de carácter creativo y político (lúdico); metaestrategias –notas a pie de página–; acciones de “abducción”, etc. Tras las opciones feministas, están las que responden a los catálogos identitarios extremadamente plurales de la hipermodernidad, con desplazamientos o neutralizaciones (que a su vez incumben a las políticas y poéticas del cuerpo y el deseo no binarios).
El objetivo del libro es determinar cómo la extrañeza inherente a un primer texto original comienza a articularse en el transcurso del proceso de traducción, transformacional, cual deseo de una nueva singularidad, y si esta puede al menos nombrarse como tal en el segundo original o incluso permanecer parcialmente visible. Los objetivos de la traducción, entre ellas la equivalencia, podrían reescribirse en un nuevo modo (de pluralidad y diversidad), hallado en el deseo de estructuras de género/identidad no binarias. Y tal vez las opciones subversivas de los problemas de traducción aún puedan extrapolarse en forma de traducción tentacular.
Los estudios culturales y literarios, así como los mercados literarios del siglo XXI, han abierto en ocasiones sus fronteras y han arrojado luz sobre identidades infrarrepresentadas y sobrerrepresentadas; la pluralidad que surgió con ello, por lo tanto debería poder encontrarse también en términos de ética, política y poesía de la traducción, y examinarse en las siguientes secciones/terrenos del libro al que se convoca:

1. Historia y actualidad de la cultura de género en la traducción (incluida la filología clásica)
2. Historia y actualidad de las prácticas de traducción feministas, queer, diversas e inclusivas (incluidos los estudios raciales críticos, etc., véase más arriba)
3. Problemas de traducción y traducción tentacular: performatividad, subversión y “perversión” como elementos de una poética plural (incluida la robótica) de la traducción (bienvenidas sean las contribuciones sobre IA)

Abstracts until: 15. 2. 2024
Contributions can be submitted in English, German and Spanish. The publication is limited to three languages, and the publisher (Narr, Tübingen) is based in Germany.

Submissions and further information: rike.bolte@latinale.de

Referenzen/Referencies/Referencias

Arrojo, R. (1995). “Feminist, ‘Orgasmic’ Theories of Translation and their Contradictions”. Tradterm 2, 67-75. https://doi.org/10.11606/issn.2317-9511.tradterm.1995.49916

Bolte, R (2023). “‘Das Wort aufgehen lassen?‘ (Ökologische) Überlegungen zu zukünftigen Übersetzungsbedingungen“. RundUmschau 04. https://www.toledo-programm.de/talks/6061/das-wort-aufgehen-lassen

Chamberlain, L. (1988). “Gender and Gender and the Metaphorics of Translation”. Signs 13 (3), pp. 454–472

De Campos, A. (1988). Verso Reverso Controverso. Editora Perspectiva

Douglas, R. (2021). “George Steiner’s Hermeneutic Motion and the Ontology, Ethics, and Epistemology of Translation”. Yearbook of Translational Hermeneutics 1, pp. 103–138. https://journals.qucosa.de/yth/article/view/20/6

Fischer, B. (2008). Gender und Translation. Theorie und Empirie der Geschlechter- und Machtverhältnisse in der translatorischen Ausbildung. Wien: Kaindl

Gayatri, S. (1993). “The Politics of Translation”. G. Spivak, Outside in the Teaching Machine, pp. 179-200. Routledge.

Hetzl, S. (2021). „Vorsicht, jetzt singe ich“. Toledo Talks. https://www.toledo-programm.de/talks/2877/sandra-hetzl-vorsicht-jetzt-singe-ich

Instituto Cervantes Berlín. (17.11.2021). Latinale 15: Eröffnung mit Uljana Wolf & Carlos Soto Román. [Video]. Youtube. https://www.youtube.com/watch?v=0DHseBUGgN4

Knott, M. L. & Witte, G. (2021). Ins unreine : zur poetik der übersetzung ii. Matthes und Seitz.

Simon S. (1996). Gender in translation: cultural identity and the politics of transmission. Routledge

Steiner, G. (2008). My Unwritten Books. New Directions

Tachtiris, C. (2024). Translation and Race. Routledge

Von Flotow L. (2016). Translation and gender: translating in the ‘era of feminism’. Taylor and Francis

Beitrag von: Rike Bolte

Redaktion: Ursula Winter