Sprache und Recht in der Romania. Romanistisches Kolloquium XXXIX (hybrid)
Stadt: Münster und hybrid
Beginn: 2024-06-06
Ende: 2024-06-08
URL: https://www.uni-muenster.de/Romanistik/Aktuelles/Vortraege/Sprache_und_Recht_in_der_Romania.html
Gegenstand des XXXIX. Romanistischen Kolloquiums ist die Untersuchung der vielfältigen Beziehungen zwischen Sprache und Recht in unterschiedlichen Gebieten des romanischen Sprachraums. Von den Anfängen bis in die Gegenwart kommt Rechtsakten in der Geschichte der romanischen Sprachen eine große Bedeutung zu, bspw. bei der Festlegung des Gebrauchs von Sprachen für bestimmte Domänen (z.B. 813 im Konzil von Tours für die Predigt) oder als Kanzlei- bzw. Amtssprachen, aber auch bei gesetzgeberischen Interventionen im Rahmen korpusplanerischer Maßnahmen wie dem Ersatz von fremdsprachlichem durch autochthones Sprachmaterial oder dem Verbot sprachlicher Diskriminierung auf unterschiedlichen Ebenen. Darüber hinaus ist in der Romania die Koexistenz mehrerer Sprachen in vielen Fällen juristisch geregelt, sei es innerhalb eines Gemeinwesens oder auch auf internationaler Ebene wie bspw. in der Europäischen Union.
Während sich in diesen Bereichen also das Recht auf Status und Korpus von Sprache(n) auswirkt, ist Sprache umgekehrt die Voraussetzung für die Konstituierung von und den Zugang zum Recht, denn Recht wird durch Sprache ausgehandelt, festgelegt und kontrolliert (vgl. dazu Ekkehard Felder und Friedemann Vogel in ihrer Einleitung zum Handbuch Sprache im Recht, Berlin/Boston, de Gruyter, 2017, S. IX). Juristische Kommunikation wird in einer Vielzahl von Textsorten (Urkunden, Verträgen, Gesetzen, Verordnungen, wissenschaftlichen Texten etc.) und mündlichen Gesprächsformen (Anwaltsgesprächen, polizeilichen Vernehmungen, Gerichtsverhandlungen etc.) sprachlich realisiert, wobei sich die unterschiedlichen Textsorten und Gesprächsformen im Hinblick auf ihren normativen Charakter und ihren Grad an Fachsprachlichkeit unterscheiden. Eine besondere Rolle kommt den kulturspezifisch geprägten Vertextungskonventionen und Diskurstraditionen juristischer Kommunikation zu, die eine besondere Herausforderung für das Übersetzen und Dolmetschen darstellen und vor allem im Kontext des internationalen Rechts von großer Relevanz sind. Schließlich ist noch zu erwähnen, dass auch die Sprache selbst einen Straftatbestand darstellen kann, bspw. im Zusammenhang mit der unrechtmäßigen Verwendung von Markennamen, Copyright- und Plagiatsverstößen, aber auch Vergehen wie Verleumdung, Erpressung oder Volksverhetzung.
Ziel des XXXIX. Romanistischen Kolloquiums ist eine Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen und Forschungsansätzen zur Beziehung von Recht und Sprache in der Romania.
PROGRAMM
Donnerstag, 6. Juni 2024
15.00 – 15.15 Uhr Christina Ossenkop: Begrüßung und Einleitung in das Thema
15.15 – 16.00 Uhr Annette Gerstenberg: Die Aushandlung internationaler Rechtsbegriffe auf dem Westfälischen Friedenskongress
16.00 – 16.30 Uhr PAUSE
16.30 – 17.15 Uhr Isolde Burr: Gesetzliche Regelung der offiziellen Mehrsprachigkeit in der EU: Eine Herausforderung aus europarechtlicher, linguistischer und translatorischer Sicht
17.15 – 18.00 Uhr Ellen Heinemann: Das Sprachenregime der Europäischen Union: kein Platz für Regionalsprachen? Fallstudie zum Status des Katalanischen
Freitag, 7. Juni 2024
9.00 – 9.45 Uhr Luca Refrigeri: Der Einfluss der Rechtssprache im poetischen Diskurs des Consistori del Gai Saber
9.45 – 10.30 Uhr Giulia Barison/Yasmine Posillipo: Riflessioni sul lessico giuridico sardo nella Carta de Logu del Giudicato di Arborea (sec. XIV)
10.30 – 11.00 Uhr PAUSE
11.00 – 11.45 Uhr Viola Mariotti: Li Codes an romanz : la traduction oïlique du Codi occitan (ca. 1250-1270)
11.45 – 12.30 Uhr Michael Schreiber: Rechtsübersetzungen zur Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Epoche. Zur Frage des Einflusses der französischen Rechtssprache auf die Zielsprachen
12.30 – 14.30 Uhr PAUSE
14.30 – 15.15 Uhr Tinka Reichmann: Übersetzen und Dolmetschen für Gerichte: ausgewählte Aspekte im Sprachenpaar deutsch/portugiesisch
15.15 – 16.00 Uhr Christiane Maaß/Chiara Fioravanti: Valutazione delle prestazioni di DeepL come strumento di traduzione tra testi amministrativi in Lingua facile tedesca e italiana
16.00 – 16.30 Uhr PAUSE
16.30 – 17.15 Uhr Eduardo Tadeu Roque Amaral: Actitudes sociolingüísticas hacia las normas jurídicas relativas a los nombres de personas trans
Samstag, 8. Juni 2024
9.00 – 9.45 Uhr Max Penth: Rechtstexte im Sprachvergleich – eine textlinguistische Analyse am Beispiel von deutschen, französischen und europäischen Gesetzestexten
9.45 – 10.30 Uhr Marcus Schnetter: Schreiben lernen in der Juristenausbildung: Disziplinierung, Professionalisierung, Autonomisierung
10.30 – 11.00 Uhr PAUSE
11.00 – 11.45 Uhr Joy Steigler-Herms: Mehrsprachigkeit in der Autorschaftserkennung: Einflüsse auf die Wahl von Verstellungsstrategien
11.45 – 12.00 Uhr Christina Ossenkop: Schlusswort
Anmeldung für die Teilnahme über Zoom bitte per E-Mail an: Christina Schmitt (lingromATuni-muenster.de)
Die Zugangsdaten zur Teilnahme über Zoom werden 2 Tage vor der Tagung per E-Mail zugeschickt.
Beitrag von: Christina Ossenkop
Redaktion: Robert Hesselbach