Wie Kinder- und Jugendliteratur auf Situationen von Krieg und Flucht reagiert, ist bereits vielfach erforscht worden. Unter einer transnationalen Perspektive werden in der vergleichenden Kinder- und Jugendliteraturforschung Aspekte der historischen und kulturellen Erinnerung und verschiedene Formen der Zensur, aber auch die Strategien zur Darstellung von Figuren, insbesondere von Kinderfiguren untersucht.
Zahlreiche Fragen drängen sich dabei im Kontext von Krieg und Flucht auf: Inwieweit kann Kinderliteratur am Prozess der Konstruktion von Kriegserzählungen und Exilberichten, einschließlich Erzählungen von Widerstand und Resilienz, auf nationaler und transnationaler Ebene teilnehmen? Welchen Einfluss haben diese Erzählungen heute auf den Aufbau historischer und kultureller Erinnerungen? Welche Ansätze und Methoden können zur Förderung der vergleichenden Analyse von Kinderliteratur verwendet werden?
Kaum eine Kategorie von Fiktionen hat sich auf dem europäischen Buchmarkt in den letzten 100 Jahren so verändert wie das der Kinder- und Jugendliteratur. Dabei spielen mediale Aspekte wie die zunehmende Bedeutung der Illustration und der Interaktion, sprachlich-thematische Verschiebungen und die Konturierung bestimmter Genres (z.B. Fantasy) und die Öffnung auf Literaturen der Welt (und entsprechende Übersetzungen aus verschiedensten Sprachen) eine wichtige Rolle. All dies ist auch für den in unserer Tagung betrachteten Kontext relevant.
In Kooperation mit dem Wuppertaler Peter Hammer-Verlag, der sich seit den 1960er Jahren für die Öffnung zur Literatur anderer Kontinente engagiert und außerdem zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage gehört, veranstalten wir eine Fachtagung, die diese Entwicklung beleuchten soll. Neben Einzeluntersuchungen, die sich der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, des Zweiten Weltkriegs, des Kalten Kriegs und jüngerer Kriege widmen, sind wir auch an vergleichenden Untersuchungen interessiert, in denen verschiedene Kontexte erfasst werden oder sich die historische Veränderung von Genres oder unterschiedlich edierten Einzelwerken abzeichnet. Innerhalb des großen Bereichs von Krieg und Flucht gibt es dabei folgende thematische Schwerpunkte, zu denen Vorschläge eingesandt werden können:
1. Darstellung von Figuren und Räumen
2. Historisches und kulturelles Gedächtnis.
3. Prozesse der kollektiven Zugehörigkeit.
4. Mehrsprachigkeit und Transkulturalität.
5. Formen der Zensur und Propaganda.
6. Gegen- und subkulturelle Tendenzen.
Die einzelnen Vorträge sollten jeweils 15 Minuten dauern, gefolgt von weiteren 15 Minuten für die Diskussion. Es können auch thematische Panels mit mehreren Vortragenden vorgeschlagen werden. Die Beiträge, sowohl einzelne als auch gemeinsame, müssen in Form eines 400-500 Wörter umfassenden Abstracts auf Spanisch, Französisch, Deutsch oder Englisch eingereicht werden und sollten zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember 2024 (einschließlich) an chihaia@uni-wuppertal.de & snunez@uni-wuppertal.de gesendet werden. Im Abstract sollte auch angegeben werden, ob der Vortrag in Präsenz oder online gehalten wird.

Beitrag von: Matei Chihaia

Redaktion: Ursula Winter