Stadt: Erlangen

Frist: 2025-05-31

Beginn: 2025-09-01

Ende: 2025-09-05

URL: https://go.fau.de/1bhaa

DRV-Sommerschule „Social Media und Romanische Sprachwissenschaft – Methoden, Daten, Analyse“ (1. bis 5. September 2025, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Organisation: Dr. Linda Bäumler (Universität Wien), Dr. Robert Hesselbach (FAU Erlangen-Nürnberg), Dr. Miriam Zapf (FAU Erlangen-Nürnberg)

I. Konzept
1. Bedeutung von Social Media für die romanische Sprachwissenschaft
Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaften ändert sich auch das Kommunikationsverhalten ihrer Mitglieder hin zu computervermittelter Kommunikation. Social Media bieten dabei „Angebote auf Grundlage digital vernetzter Technologien, die es Menschen ermöglichen, Informationen aller Art zugänglich zu machen und davon ausgehend soziale Beziehungen zu knüpfen und/oder zu pflegen“ (Taddicken/Schmidt 2017: 9). Durch die ständige Verfügbarkeit von Social Media-Plattformen (wie Facebook, Twitter/X, Instagram, Youtube, TikTok, etc.) und ihre einfache Handhabung auf Endgeräten wie Smartphones oder Tablets dynamisieren sie das kommunikative Verhalten der jeweiligen Sprachgemeinschaft und führen zu Transformationen kommunikativer Praktiken (vgl. Eckkrammer 2018). Darüber hinaus ermöglichen Social Media ihren Nutzer:innen eine kreative Beteiligung an den Inhalten: Neben der Rezeption der verschiedensten multimodalen Elemente können diese ganz einfach Texte, Bilder, Videos, Memes und Reels erstellen, gestalten und im Anschluss mit ihrem sozialen Netzwerk teilen. Dieses veränderte und schnelllebige Kommunikationsverhalten bietet eine ganze Reihe von Forschungsansätzen für die (romanische) Sprachwissenschaft, die sich aktuell v.a. in Publikationen zur Politolinguistik manifestieren und die das immense Forschungsinteresse belegen, wie die folgende Auswahl verdeutlicht:
• Sprache der Politik auf Twitter/X (zu Marine Le-Pen: Visser 2018; zur Corona-Kommunikation in Brasilien: Leschzyk 2020; zur Anti-Maduro-Bewegung in Venezuela: Morselli/Passini/McGarty 2021; zum Katalonienkonflikt: Eibensteiner 2022; zum Machtkonflikt in Venezuela: Hesselbach 2025; zur Diskussion über gender-inklusiven Sprachgebrauch in Frankreich: Zapf 2025)
• Sprache der Politik auf Facebook und Twitter/X (zum kolumbianischen Präsidentschaftswahlkampf: Leschzyk 2010; zu Marion Maréchale: Mencke 2018; zur Corona-Pandemie: Hesselbach 2020)
• Sprache der Politik in Telegram-Kanälen (zu Antisemitismus während der Corona-Pandemie: Eckkrammer/Steidel 2025), etc.
Daneben bieten Social Media eine ganz Reihe weiterer Anknüpfungspunkte, die für aktuelle Forschungsprojekte von Relevanz sein können, wie beispielsweise:
• Korpuslinguistik, u.a. phonetisch-phonologische, morphosyntaktische und pragmatische Phänomene
• Digitale Textsorten und Diskurstraditionen, u.a. Tweets, Blogs, User-Kommentare
• Varietätenlinguistische Fragestellungen, u.a. in Hinblick auf die Nähe-/Distanz-Konzeption Koch/Oesterreichers (1985 bzw. 1990 2011)
• Herkunfts-, Regional- und/oder Minderheitensprachen im digitalen Raum
• Sprach- und Sprachenpolitik, Sprachnorm und Plurizentrik
• Fragestellungen der Kritischen Diskursanalyse, u.a. in Bezug auf Gender, Herkunft, soziodemographischen Hintergrund

2. Thematische Ausrichtung der Sommerschule und Zielsetzung
Das Ziel der Sommerschule besteht darin, Expert:innen, die aus unterschiedlichen Perspektiven zu Social Media forschen, in Austausch mit Doktorand:innen, Postdocs und Masterstudierenden zu bringen, die sich in ihren Qualifikationsprojekten mit der Analyse von Social Media-Daten befassen. Dabei beginnen drei Tage der Sommerschule mit einem Impuls-Vortrag, der die thematische Grundlage der am jeweiligen Tag besprochenen Forschungsprojekte schaffen wird. Die inhaltlichen Schwerpunkte umfassen die medienlinguistischen Grundlagen und multimodalen Aspekte von Social Media-Kommunikation sowie die Diskursanalyse. Um eine intensive Besprechung aller Forschungsprojekte zu ermöglichen, sind für jedes Projekt 60 Minuten vorgesehen: Die Teilnehmer:innen stellen ihr Vorhaben zunächst in einem 30-minütigen Vortrag vor und erhalten anschließend im Rahmen einer 30-minütigen Diskussion konstruktives Feedback von den jeweiligen Expert:innen sowie den anderen Teilnehmer:innen. An den übrigen beiden Tagen sind Workshops vorgesehen, die verschiedene für die Forschung zu Social Media erforderliche Kompetenzen vermitteln sollen, z.B. im Bereich der Korpuslinguistik und des Forschungsdatenmanagements (insbesondere auch zu rechtlichen Aspekten und KI). Im Laufe der Sommerschule sollen die Teilnehmer:innen so verschiedene Kompetenzen sowie Forschungs- und Analysemethoden zu sprachwissenschaftlichen Fragestellungen mit Bezug zu Social Media aufbauen.

II. Eingeladene Expert:innen
Als Expert:innen für die Sommerschule konnten gewonnen werden:
Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer (Universität Trier)
Prof. Dr. Judith Visser (Universität Bochum)
Dr. Jan-Oliver Rüdiger (IDS Leibniz-Institut für Deutsche Sprache)
Dr. Verena Weiland (Universität Bonn)
Dr. Jürgen Rohrwild (UB, FAU Erlangen-Nürnberg)

III. Bewerbung
Aufgerufen zur Bewerbung sind Romanist:innen aller Qualifikationsstufen (Doktorand:innen, Postdocs, fortgeschrittene Masterstudierende), die sich in ihrer Forschung mit Social Media beschäftigen. Alle Teilnehmer:innen erhalten einen finanziellen Zuschuss für die Teilnahme.
Die Bewerbung soll neben einem Abstract zum geplanten Vortrag (max. 500 Wörter, exklusive Bibliographie) auch einen kurzen Absatz darüber enthalten, inwiefern die Sommerschule für das jeweilige Projekt hilfreich ist bzw. in welchem Bereich Unterstützung nötig ist. Die Frist zur Einreichung von Bewerbungen ist der 31. Mai 2025. Bewerbungen können geschickt werden an: fau-drv-sommerschule2025@fau.de.

IV. Ausrichtungsort und Kontakt
Die Sommerschule findet am Institut für Romanistik der FAU Erlangen-Nürnberg in Erlangen statt. Die Kontaktadresse lautet:
Dr. Robert Hesselbach und Dr. Miriam Zapf
Institut für Romanistik
FAU Erlangen-Nürnberg
Bismarckstr. 1
91054 Erlangen
E-Mail: fau-drv-sommerschule2025@fau.de

Bibliographische Angaben
Eckkrammer, Eva Martha (2018): „Auswirkungen der digitalen Textproduktion mit ludischem Charakter: Snapchat ʻl’application favorite des adosʼ.“ In: Rentel, Nadine/Schröder, Tilman (Hrsg.): Sprache und digitale Medien: aktuelle Tendenzen kommunikativer Praktiken im Französischen. Berlin et al.: Peter Lang, 13‒30.
Eckkrammer, Eva Martha/Steidel, Sandra (2025): „Scapegoating in Telegram Groups: A Contrastive Analysis of Topoi and Rhetorical Strategies of Anti-Semitism in German and French Messages.“ In: Eibensteiner, Lukas/Hesselbach, Robert (Hrsg.): Social Media: Current Issues in Romance Linguistics and Foreign Language Education. München: AVM, 27‒58.
Eibensteiner, Lukas (2022): „Legalismus- und Opfer-Diskurse: Die Darstellung des Artikels 155 in den Tweets von M. Rajoy und C. Puigdemont.“ In: Harjus, Jannis/Autelli, Erica/ Hassler, Gabriele/Konzett-Firth, Carmen/ Lange, Stella/Zapf, Nora (Hrsg.): Grenzen und Brücken in der Romania – Beiträge zum 35. Forum Junge Romanistik in Innsbruck (18.-20. März 2019). München: AVM, 125‒144.
Hesselbach, Robert (2020): „‹Nous sommes en guerre sanitaire› – A Corpus-based Approach of Official French, Italian and Spanish Social Media Discourse in the Light of the Coronavirus Crisis.“ promptus – Würzburger Beiträge zur Romanistik 6: 45‒66.
Hesselbach, Robert (2025): „Analyzing Linguistic Patterns in the Social Media Discourse of Juan Guaidó and Nicolás Maduro during the 2019 Political Conflict in Venezuela.“ In: Eibensteiner, Lukas/Hesselbach, Robert (Hrsg.): Social Media: Current Issues in Romance Linguistics and Foreign Language Education. München: AVM, 59‒86.
Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1985): „Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte.“ Romanistisches Jahrbuch 36, 15‒43.
Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1990 2011): Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch. [Tübingen: Niemeyer] Berlin/Boston: De Gruyter.
Leschzyk, Dinah (2010): Politische Online-Kommunikation im kolumbianischen Präsidentschaftswahlkampf 2010. Eine kritische Diskursanalyse. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Leschzyk, Dinah (2020): „Corona-Kommunikation. Wie Jair Bolsonaro die Wissenschaft diskreditiert und Verschwörungstheorien befeuert.“ promptus – Würzburger Beiträge zur Romanistik 6, 107‒129.
Mencke, Johanna (2018): „Multimodalität als strategisches Framing – Die mediale Selbstinszenierung von Marion Maréchal-Le Pen (FN) in den sozialen Netzwerken.“ promptus – Würzburger Beiträge zur Romanistik 4: 93‒134.
Morselli, Davide/Passini, Stefano/McGarty, Craig (2021): „Sos Venezuela: an analysis of the anti-Maduro protest movements using Twitter.“ Social Movement Studies 20 (5): 509‒530.
Taddicken, Monika/Schmidt, Jan-Hinrik (2022). Handbuch Soziale Medien. Wiesbaden: Springer VS.
Visser, Judith (2018): „Twitter im Wahlkampf von Marine Le Pen: Politolinguistische Analyse eines populistischen Diskurses.“ In: Issel-Dombert, Sandra/Wieders-Lohéac (Hrsg.): Wahlkampf ist Wortkampf: Präsidentschaftswahlkampagnen aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Berlin/Bern/Wien: Peter Lang, 173‒195.
Zapf, Miriam (2025): „‘Stop à cette ineptie d’écriture inclusive. Stop à la dictature des idéologies stupides !ʼ – A Critical Analysis of Twitter Comments against Gender-Inclusive Language.“ In: Eibensteiner, Lukas/ Hesselbach, Robert (Hrsg.): Social Media: Current Issues in Romance Linguistics and Foreign Language Education. München: AVM, 87‒115.

Beitrag von: Robert Hesselbach

Redaktion: Robert Hesselbach