Stadt: Konstanz

Frist: 2020-10-30

Beginn: 2021-09-23

Ende: 2021-09-23

Internationale Konferenz an der Universität Konstanz, 23.–24. September 2021
Initiatorinnen: Anne Kraume/Kirsten Mahlke

500 Jahre nach der Zerstörung Tenochtitlans durch die spanisch-tlaxcaltekischen Truppen laden wir Sie ein, auf einer internationalen Konferenz die bewegte und bewegende frühe Kolonialzeit von verschiedenen Disziplinen her und mit einem Fokus auf der europäisch-mexikanischen Verflechtungsgeschichte zu diskutieren. Nachdem im Oktober 2019 bereits eine erste Mexiko-Tagung im Lindenmuseum Stuttgart die Figur des Hernán Cortés in neuen Forschungskontexten zur Transkulturalität redimensioniert hat, wird es in Konstanz darum gehen, die wechselseitigen Dynamiken in den Begegnungen, Interpretationen, Darstellungen und Urteilen von Europäern und den Bewohnern Mesoamerikas zu untersuchen. Die Eroberungsgeschichte ist zweifellos eine Kriegs- und Gewaltgeschichte, die am Anfang einer langen Phase kolonialer Ausbeutung, Versklavung und Zerstö-rung steht; sie ist aber auch eine Geschichte der verschiedensten Versuche, nicht nur Traditionen, sondern auch Werte, Sprachen und Wissen gegen alle destruktiven Tendenzen zu bewahren, anzupassen oder einfach gut zu verstecken. Koproduktion und Interaktion resultierten aus dem länger andauernden Kontakt zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen und führten zu hybriden Formen des Denkens, Darstellens, Begreifens. Diese häufig nur kurzfristigen und partiellen Episoden geglückten (Über-) Lebens, Erhaltens, Widerstehens und Neu-Erfindens sollen als intersubjektive und interkulturelle Verhandlungsformen in den Blick genommen werden, die stets in der Auseinandersetzung mit dem wechselseitig Unbekannten ihren Ausgang genommen haben. Wir gehen davon aus, dass es nicht genug ist, die Akteure der Conquista als Eroberer auf der einen und Eroberte auf der anderen Seite zu betrachten, sondern dass die Prozesse des Eroberns, des Auskundschaftens, der Beobachtung und Beschreibung von Anfang an eine wechselseitige und sehr komplexe und differenziert zu beschreibende Angelegenheit gewesen sind. Die Welten gerieten auf beiden Seiten des Atlantiks in Bewegung. Und dies auf sehr unterschiedliche Weise, auch am Ort des Geschehens selbst: So stellte James Lockhart in „We People Here“ bei der Lektüre kolonialzeitlicher Nahua-Berichte fest, dass die „Spanier“ und deren Eroberungskriege jenseits des zerstörten Zentrums von Tenochtitlans in der mesoamerikanischen Geschichtsschreibung kaum je erwähnt werden, während sie im hauptsächlich betroffenen Tlatelolco als weltverändernde Katastrophe aufgefasst und erinnert wurden. Das breite Spektrum zwischen der Eroberung als Nicht-Ereignis auf der einen und Katastrophe auf der anderen Seite ist voller Widersprüche, Ambivalenzen und Missverständnisse, die wieder zu entdecken sich lohnt.

Diesen divergierenden Beobachtungen entsprechend wollen wir die Wahrnehmung der Be-gegnungsgeschichte gezielt dezentrieren: Randfiguren, Nebenschauplätze, ephemere Textgattungen, Ausdrucksformen und Medien standen lange im Schatten der Eroberungsgeschichte, die von Helden wie Cortés und Motecuhzoma, von urbanen Zentren wie Tenochtitlan und von den epischen Erzählformen etwa der Historia verdadera eines Bernal Díaz del Castillo geprägt und daran anschließend universalisiert worden sind. In unserer Konferenz soll ein Fokus auf den weniger beachteten Personen, Orten, Bild- und Textdokumenten dazu beitragen, allzu einseitige Darstellungen von Helden und Schurken, Tätern und Opfern aufzubrechen und deren lähmende Wirkung auf die politische, soziale und ästhetische Vorstellungskraft zu konterkarieren. Die Romantisierung der „Indigenen“ oder die Verteufelung der „spanischen Eroberer“ sind simplifizierende Verfahren, die es in diesem Sinne zu vermeiden gilt. Diese vereinfachende Sichtweise, die unausgesprochen das koloniale Referenzsystem einfach weiterverwendet, soll durch individuelle und in unterschiedlichen Kollektiv-Konstellationen neu zusammengefügte Ansichten ihrer dominanten Position enthoben (dis-empowered) werden. Aus diesem Grund soll jenseits einer Kritik des die Welt in Kolonisatoren und Kolonisierte trennenden Kolonialnarrativs selbst auch die Verwendung des Konzepts der Indigenität und die fiktive Rückprojektion von nationalen Identitäten wie „den Spaniern“ oder „den Azteken“ problematisiert und möglicherweise neu begrifflich gefasst werden.

Folgende Fragen mögen in diesem Rahmen eine Orientierung bieten und zu Beiträgen inspirieren:

- Wie werden Subjektivitäten und sich wandelnde Identitäten im frühkolonialen hispano-mexikanischen Raum beschrieben, dargestellt, neu verhandelt?
- Welche Strategien des Darstellens, Erzählens, Kommunizierens zwischen Unbekannten werden dabei angepasst, weiterentwickelt, neu erfunden?
- Was erfahren wir aus den Quellen über Alltagsgeschichten, Beziehungen, Widerstand und (neuem) Selbstverständnis der kleinen Leute?
- Welche Beobachtungen führen zur Reflexion und zur Veränderung des eigenen Denkens, Begreifens und Handelns?
- Auf welche Art und Weise sind im Verlauf der Kolonialzeit und darüber hinaus insbesondere im Kontext der mexikanischen Unabhängigkeitsbewegung Narrative über die Conquista entwickelt und fortgeschrieben worden, und welchen Zwecken haben diese Narrative gedient?

Diese Grundfragen zur „Bewegung der Welten“ möchten wir auf der Basis der neuesten Forschungsergebnisse in folgenden thematischen Feldern ausfächern:

1) Verschränkte Episteme: Das Narrativ der Conquista, demzufolge das große Reich der Azteken von den Spaniern besiegt und erobert worden wäre und von da an die ganze Region „neu-spanisch“ geworden sei, blieb jahrhundertelang so wirkungsvoll, dass erst im 20. Jahrhundert Fortschritte in der Erforschung der Schrift der Nahua-und Maya-Kulturen gemacht werden konnten. Philosophie und Geschichte, Künste und Techniken dieser Kulturen wurden erst unter der Voraussetzung dieser Anerkennung wahrnehmbar. Trotzdem führen diese Kulturen weiter ein randständiges akademisches Dasein in Europa – einer der letzten Studiengänge für Altmexikanistik in Deutschland ist gerade erst eingestellt worden. Die Geschichte der Philosophie, Kunst oder Literatur enthält in Europa kaum je Hinweise auf die prähispanischen und kolonialzeitlichen mexikanischen Beiträge in diesem Feld. In diesem Panel soll die Eroberung als Beginn einer frühneuzeitlichen euro-mexikanischen Auseinandersetzung in wissenschaftlichen, philosophischen, künstlerischen Bereichen beschrieben, ernst genommen und diskutiert werden, die in beide Richtungen transformierend wirkte. Was erfahren wir aus den prähispanischen und kolonialzeitlichen mexikanischen Quellen über kulturelle Werte, ästhetische Normen und Wissensbestände der prähispanischen Kulturen? Wie wurden diese Werte, Normen und Wissensbestände in die Betrachtungen der Begegnungen mit den Schriften eingespeist, welche die Missionare mitbrachten? Wie integrieren die Zeitgenossen in Europa nicht nur die „marvellous possessions“ oder die skandalisierten Phänomene (Kannibalismus, Menschenopfer), sondern auch die geistigen, technischen, rechtlichen Leistungen der indigenen Kulturen in ihr Denken und Darstellen?

2) Wechselseitige Eroberungen: Dass nicht nur Spanier nach Mexiko kamen, sondern dass auch seit dem frühen 16. Jahrhundert Adlige und einfache Leute aus Mittelamerika auf die Iberische Halbinsel reisten und Europa entdeckten, hat Caroline Dodds Pennock eindrucksvoll in ihrem Buch On Savage Shores. The American Discovery of Europe gezeigt. Die gegenseitige Eroberung fand potenziell in allen Be-gegnungsräumen statt, die aus der Bewegung zwischen Mexiko und Europa resultierten, beginnend mit dem Schiffbruch von Gonzalo Guerrero und Gerónimo de Aguilar in Yucatán 1511 und bis hin zu der Reise einer Delegation aus Tlaxcala an den spanischen Hof, bei der die Verdienste und Leistungen Tlaxcalas bei der Conquista im Titel der Reichsunmittelbarkeit anerkannt wurden. Ebenso, wie die europäischen Franziskanermönche Sprache und Philosophie der Maya und Nahua studierten, reisten umgekehrt auch Nahua-Männer durch Europa, wo sie sich dem Studium der klassischen europäischen Philologie widmeten.

3) Weibliche Eroberungen: Nicht zuletzt aufgrund der männlich dominierten Autorschaft der frühkolonialzeitlichen Berichte und Chroniken hat die weibliche Sicht auf die Eroberung in der Forschung lange Zeit eine sehr eingeschränkte Rolle gespielt. Weibliche Figuren sind grundsätzlich unterrepräsentiert, mit Ausnahme der Figur der Malinche, der ihrerseits seit der Unabhängigkeit in vielen Facetten Bedeutung für die mexikanische Niederlage und angeblich Schuld daran zugeschrieben wurde. Die Rolle der Frauen aller im mesoamerikanischen Begegnungsraum vorfindlichen Ethnien und Sprachen, die sich im Verlauf der Conquista und der frühen Kolonialzeit als Soldatinnen, Ehefrauen, Witwen, Mütter und Unternehmerinnen hervorgetan haben, soll deshalb reflektiert und gewürdigt werden. Bei den Begegnungen zwischen europäischen und mexikanischen Rollenbildern, Imaginationsräumen, politischen und sozialen Inszenierungen entstanden hybride role models wie das der Übersetzerin und Verhandlerin Malinche, das der afrospanischen Korps-Ärztin Beatriz Bermúdez oder das des Kollektivs der Verteidigerinnen von Tlatelolco, die sich den Spaniern mit ihren Kindern entgegenstellten. In diesem Feld soll ein Fokus auf die Möglichkeitsräume von Zeitgenossinnen und Zeuginnen der Eroberung und frühen Kolonialzeit gerichtet werden, wie sie Camilla Townsend beispielhaft für Malinche in ihrem Buch Malintzin’s Choices vorgeführt hat.

4) Renarrationen und Resignifikationen der Conquista in kolonialer und nachkolonialer Zeit: Dass die Conquista für die kreolischen Bewohner Neuspaniens im Ver-lauf der 300-jährigen Kolonialzeit ebenso Bezugspunkt bleibt wie die präcortesianische Vergangenheit, ist nur auf den ersten Blick paradox. In der Abgrenzung gegen die spanische Dominanz in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen erlangen für kreolische Schriftsteller wie beispielsweise Carlos de Sigüenza y Góngora im 17., Francisco Javier Clavijero im ausgehenden 18. und fray Servando Teresa de Mier im beginnenden 19. Jahrhundert auf die Conquista Bezug nehmende Gründungserzählungen eine besondere Bedeutung. Zugleich verliert die Begegnung zwischen Europa und Amerika auch in Europa nicht ihr Interesse: So wird sie in der Frühen Neuzeit und dann insbesondere im Zeitalter der Aufklärung im 18. Jahrhundert immer wieder neu erzählt im Rahmen der von Antonello Gerbi sogenannten „Disputa del Nuovo Mondo“. In seiner Opera seria „Montezuma“ (1755) stellt der Preußenkönig Friedrich II. den Aztekenführer als zwar aufgeklärten, aber letztlich den Fremden gegenüber zu naiv auftretenden Herrscher dar und entwirft damit ein Gegenbild zu seinem eigenen militärisch hochgerüsteten aufgeklärten Absolutismus. Im 20. Jahrhundert wird die Conquista schließlich abermals neu erzählt von europäischen Surrealisten wie Antonin Artaud (La conquète du Mexique); auf diese Renarration greift Wolfgang Rihm zurück, der mit seinem 1992 uraufgeführten Musiktheater Die Eroberung von Mexiko auch den Gegensatz zwischen einem männlichen und einem weiblichen Prinzip herauszustellen sucht, indem er die Spanier vorwiegend als männlich und die Azteken als weiblich betrachtet. In diesem Feld soll deshalb der Fokus auf historische und aktuelle Neuerzählungen der Conquista in den unterschiedlichsten Gattungen und insbesondere auch auf die Frage gelegt werden, mit welchen Mitteln und zu welchem Zweck die Geschichte jeweils neu erzählt wird. Besonderes Interesse soll dabei den Renarrationen aus der Zeit der Unabhängigkeitskriege gelten, denn 2021 jährt sich nicht nur die Conquista durch die Spanier zum 500. Mal, sondern zugleich feiert Mexiko auch den 200. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von Spanien.

5) Lokalgeschichte(n) der Eroberung: Die Konferenz zur Conquista findet in Konstanz statt, an einem Ort, der bisher nicht als kolonialgeschichtlicher Schauplatz untersucht worden ist. Dass er aber durchaus ein Nebenschauplatz der Eroberungs- und Kolonialgeschichte war mit einem besonderen Fokus auf der unternehmerischen Eroberung Venezuelas durch die Welser, zeigen zahlreiche Archivdokumente. Verträge zwischen der spanischen Krone und Heinrich Ehinger aus Konstanz regelten den Verkauf von afrikanischen Sklaven, die Besiedelung Venezuelas, die Ausbeutung von Gold- und Silberminen, die Ein- und Ausfuhr von Waren nach Santo Domingo, den Anbau von Gewürzen und Färbmitteln in Mexiko uvm. In diesem Panel sollen aktuelle Forschungsergebnisse über Konstanzer Nebenschauplätze der Eroberung diskutiert werden, die Motive, Bedingungen und Wirkungen der Conquista im Schatten der großen Ereignisse vorstellbar machen: Die Beteiligung europäischer Finanziers und Profiteure, Abenteuerlustiger und Skrupelloser an der Begegnung mit Mexiko führt zu einer Erweiterung der Rezeptionsgeschichte außerhalb des spanischen Einflussbereiches. Sie findet ihren Niederschlag in der Ablehnung der „alemanes animales“ durch Las Casas (Brevísima relación), in der Bearbeitung des Azteken-Themas bis hin zu Heinrich Heines Gedicht „Vitzliputzli“ oder den weit verbreiteten Mythos des El Dorado im deutschen Sprachraum.

Wir laden Sie ein, uns bis zum 30. Oktober 2020 Ihr Interesse an der Teilnahme in Form eines Abstracts von 500 Wörtern zu bekunden. Da die Corona-Situation die Planungen unsicher macht, müssen wir neben unserem Projekt einer Präsenzveranstaltung auch die Möglichkeit einer hybriden Konferenz mit Online-Präsentationen einkalkulieren. Es kann daher sein, dass die Teilnahme für Sie keine Reise, sondern einen Fern-Beitrag bedeutet. Im besten Falle würden wir Ihnen jedoch mit der Zusage auch die Möglichkeit geben, einen Teil der Reisekosten und Übernachtungskosten zu erstatten.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften (unter anne.kraume@uni-konstanz.de und kirsten.mahlke@uni-konstanz.de)!


Simposio internacional en la Universidad de Constanza, 23–24 de septiembre 2021
Organizadoras: Anne Kraume y Kirsten Mahlke

Quinientos años después de la destrucción de Tenochtitlan por parte de las tropas hispano-tlaxcaltecas, les invitamos a un simposio internacional donde discutiremos el turbulento y conmovedor período colonial temprano desde diferentes disciplinas y con un enfoque en la historia entrelazada entre Europa y México. Luego de las primeras jornadas “Hernán Cortés y 500 años de la conquista de México”, que tuvieron lugar en el Lindenmuseum de Stuttgart en octubre de 2019 y que permitieron redimensionar la figura de Hernán Cortés en nuevos contextos de investigación sobre la transculturalidad, este simposio en Constanza examinará la dinámica recíproca de los encuentros, interpretaciones, representaciones y juicios de los europeos y los habitantes de Mesoamérica. La historia de la conquista es sin dudas una historia de guerra y violencia, que marca el comienzo de una larga fase colonial de explotación, esclavitud y destrucción; pero es también la historia de los más diversos intentos por preservar, adaptar o simplemente ocultar no sólo tradiciones sino también valores, idiomas y conocimientos amenazados por tendencias destructivas. Como resultado del contacto prolongado y permanente entre los habitantes originarios y los recién llegados, la coproducción e interacción condujeron a formas híbridas de pensamiento, representación e intelección. Estos episodios exitosos de supervivencia, preservación, resistencia y reinvención, con frecuencia solo parciales y de corta duración, deben considerarse modos de negociación intersubjetivos e interculturales que se originan siempre en la confrontación con lo mutuamente desconocido. No basta con considerar a los actores como conquistadores por un lado y conquistados por otro; en cambio, partimos de la base de que los procesos de apropiación, exploración, observación y descripción han sido desde el comienzo y de manera recíproca asuntos complejos y diferenciados. Los mundos se pusieron en movimiento a ambos lados del Atlántico. Y lo hicieron de maneras muy diferentes, incluso en el lugar del acontecimiento mismo. Así lo comprobó James Lockhart en “We people here”, al leer informes nahuas de los tiempos coloniales: “los españoles” y sus guerras de conquista apenas se mencionaban en la historiografía mesomericana fuera del centro destruido de Tenochtitlan, mientras que en la ciudad más afectada, Tlatelolco, se percibían y recordaban como una catástrofe que había cambiado el mundo entero. El amplio espectro entre la conquista como un no-acontecimiento por un lado y la catástrofe por el otro, está lleno de contradicciones, ambivalencias y malentendidos que vale la pena redescubrir.

De acuerdo con estas observaciones divergentes, buscamos descentrar la percepción de la historia del encuentro en forma específica, para desplazar la atención hacia las figuras marginales, los escenarios secundarios, los géneros textuales efímeros, las formas de expresión y los medios de comunicación que permanecieron durante mucho tiempo bajo la sombra de la historia de la Conquista definida por héroes como Cortés y Moctezuma, centros urbanos como Tenochtitlan y formas narrativas épicas como la Historia verdadera de un Bernal Díaz del Castillo, posteriormente generalizada. En nuestra conferencia, el foco estará puesto en personas, lugares, documentos visuales y textuales menos examinados, lo cual contribuirá a desmontar las representaciones demasiado unilaterales de héroes y villanos, perpetradores y víctimas, y a contrarrestar su efecto paralizante en la imaginación política, social y estética. La romantización de “los indígenas” o la demonización de “los conquistadores españoles” son procedimientos simplificadores y como tales han de ser evitados. Por tal motivo, más allá de una crítica de la propia narrativa colonial que separa el mundo entre colonizadores y colonizados, serán problematizados y posiblemente reconceptualizados el uso del concepto de indigenismo y la retroproyección ficticia de identidades nacionales como “los españoles” o “los aztecas”.

Las siguientes preguntas pueden servir de orientación e inspirar sus contribuciones:

• ¿Cómo se describen, representan y renegocian las subjetividades y las identidades cambiantes en el espacio hispano-mexicana de la era colonial temprana?
• ¿Qué estrategias de representación, narración, comunicación entre desconocidos se desarrollan, adaptan, reinventan?
• ¿Qué enseñan las fuentes sobre las historias cotidianas, las relaciones, la resistencia y la (nueva) autopercepción de las personas comunes?
• ¿Qué observaciones conducen a la reflexión y a la transformación de nuestros propios pensamientos, juicios y actuaciones?
• ¿De qué manera se desarrollaron y se prolongaron las narrativas sobre la Conquista durante el período colonial y posteriormente, en especial en el contexto del movimiento de independencia de México? ¿A qué objetivos obedecieron estas narrativas?

A partir de resultados de investigación recientes, nos proponemos desplegar estos interrogantes fundamentales sobre el “Movimiento de los Mundos” en torno a los siguientes ejes temáticos:

1) Epistemes cruzadas: De acuerdo con la narrativa de la Conquista, el gran imperio de los aztecas fue vencido y conquistado por los españoles y a partir de allí toda la región se convirtió en territorio de la “Nueva España”. Esta narrativa conservó su eficacia durante centurias, de modo tal que recién en el siglo XX se pudo avanzar en el estudio de textos de las culturas nahua y maya. Solo a partir de este reconocimiento pudieron ser aprehendidas la filosofía, la historia, las artes y la técnica de estas culturas. No obstante lo cual mantienen una existencia académica marginada en Europa –una de las últimas carreras de mexicanística antigua en la universidad alemana acaba ser suspendida. La historia de la filosofía, el arte o la literatura en Europa raramente incluye referencias a las contribuciones prehispánicas y coloniales mexicanas en este campo. En este panel, la Conquista será descrita, considerada y discutida como el comienzo de una disputa euro-mexicana en los ámbitos científico, filosófico y artístico en la temprana edad moderna, que tuvo un efecto transformador en ambas direcciones. ¿Qué aprendemos de las fuentes mexicanas prehispánicas y de la época colonial sobre los valores culturales, las normas estéticas y los conocimientos de las culturas prehispánicas? ¿Cómo se introdujeron estos valores, normas y conocimientos en las reflexiones sobre los encuentros con los textos que llevaron consigo los misioneros? ¿Cómo integran los contemporáneos europeos en su pensamiento y representación no solo las “marvellous possessions” o los fenómenos escandalosos (canibalismo, sacrificio humano), sino también los logros intelectuales, técnicos y jurídicos de las culturas originarias?

2) Conquistas recíprocas: No solo los españoles se dirigieron a México, sino que desde principios del siglo XVI nobles y gente sencilla de América Central viajaron a la Península Ibérica y descubrieron Europa, como lo demuestra de manera impresionante Caroline Dodds Pennock en su libro On Savage Shores. The American Discovery of Europe. La conquista recíproca tuvo lugar potencialmente en todos los espacios de encuentro resultantes del movimiento entre México y Europa, desde del naufragio de Gonzalo Guerrero y Gerónimo de Aguilar en Yucatán en 1511 y hasta el viaje de una delegación de Tlaxcala a la corte española, durante el cual los méritos y logros de Tlaxcala en la Conquista fueron reconocidos con el título de Leal Ciudad. Así como los monjes franciscanos europeos estudiaron el lenguaje y la filosofía de los mayas y nahuas, también los nahuas viajaron por Europa, donde se dedicaron al estudio de la filología clásica europea.

3) Conquistas femeninas: Debido principalmente a la autoría masculina dominante en los informes y crónicas de la era colonial temprana, la perspectiva femenina de la Conquista ha desempeñado un papel muy limitado en la investigación durante mucho tiempo. Las figuras femeninas están fundamentalmente subrepresentadas, con la excepción de la figura de la Malinche, a quien, por su parte, se le ha atribuido desde la independencia la culpa por la derrota mexicana en múltiples sentidos. Por lo tanto, es necesario reflexionar y valorar el rol de las mujeres de todas las etnias y lenguas existentes en el espacio del encuentro mesoamericano, que en el transcurso de la Conquista y el primer período colonial se distinguieron como soldadas, esposas, viudas, madres y empresarias. Los intercambios entre modelos de roles europeos y mexicanos, espacios imaginarios, escenificaciones políticas y sociales, dieron lugar a modelos híbridos como el de la traductora y negociadora Malinche, la médica afroespañola Beatriz Bermúdez o el del colectivo de defensoras de Tlatelolco, quienes se opusieron a los españoles con sus hijos. En este eje, la atención se centrará en los espacios potenciales de las contemporáneas de la conquista y el período colonial temprano, como lo ejemplifica Camilla Townsend con Malinche en su libro Malintzin’s Choices.

4) Re-narraciones y resignificaciones de la Conquista en tiempos coloniales y post-coloniales: El hecho de que la Conquista haya permanecido como un punto de referencia para los habitantes criollos de la Nueva España durante los trescientos años del período colonial, del mismo modo que el pasado precortesiano, es paradójico sólo a primera vista. En contraste con el predominio español en materia política, económica y social, adquieren especial relevancia los relatos fundacionales sobre la Conquista de escritores criollos como Carlos de Sigüenza y Góngora en el siglo XVII, Francisco Javier Clavijero a finales del siglo XVIII y fray Servando Teresa de Mier a principios del siglo XIX. A su vez, tampoco decae en Europa el interés por el encuentro entre los mundos: así, en la temprana edad moderna y en especial en el Siglo de las Luces, se narra una y otra vez este encuentro en el contexto de lo que Antonello Gerbi llamó la “Disputa del Nuovo Mondo”. En su ópera seria “Moctezuma” (1755), el Rey de Prusia Federico II representa al líder azteca como un gobernante ilustrado, pero en última instancia demasiado ingenuo hacia los extranjeros, trazando así una imagen contrapuesta a su propio absolutismo ilustrado, altamente militarizado. En el siglo XX, la Conquista finalmente es vuelta a narrar por los surrealistas europeos como Antonin Artaud (La conquète du Mexique); a esta nueva narración recurre Wolfgang Rihm, quien en Die Eroberung von Mexiko, estrenado en 1992, busca resaltar el contraste entre un principio masculino y uno femenino al considerar a los españoles predominantemente como hombres y a los aztecas como mujeres. Este eje, por lo tanto, centrará la atención en las re-narraciones históricas y contemporáneas de la Conquista en los más diversos géneros y, en particular, en la pregunta sobre los medios y fines por los que se vuelve a narrar la historia. Revisten especial interés las re-narraciones de la época de las guerras de independencia, ya que en 2021 no sólo se conmemora el quinto centenario de la Conquista, sino que al mismo tiempo México celebra el bicentenario de su independencia de España.

5) Historias locales de la Conquista: La conferencia sobre la Conquista tendrá lugar en Constanza, un sitio que todavía no ha sido examinado como escenario de la historia colonial. Sin embargo, numerosos documentos de archivo muestran que Constanza desempeñó una función secundaria en la historia de la Conquista y de la colonización, especialmente en la conquista empresarial de Venezuela por parte de los Welser. Contratos entre la corona española y Heinrich Ehinger de Constanza regulaban la venta de esclavos africanos, la colonización de Venezuela, la explotación de minas de oro y plata, la importación y exportación de mercancías a Santo Domingo, el cultivo de especias y colorantes en México y mucho más. En este panel, se discutirán resultados de investigaciones actuales sobre Constanza como escenario secundario en la Conquista, visibilizando los motivos, condiciones y efectos que permanecieron a la sombra de los acontecimientos más importantes: la participación de financistas, especuladores, aventureros e inescrupulosos europeos en el encuentro con México expande la historia de la recepción más allá de la esfera de influencia española. Esto se refleja en el rechazo de Las Casas hacia los “alemanes animales” (Brevísima relación), en el tratamiento del tema azteca hasta el poema “Vitzliputzli” de Heinrich Heine o en el mito de El Dorado, generalizado en el mundo de habla alemana.

Invitamos a quienes tengan interés en participar a enviar un resumen de 500 palabras antes del 30 de octubre de 2020. Dada la situación producto de la pandemia de coronavirus, se vuelve incierta la planificación, pero habrá de tenerse en cuenta la posibilidad de un simposio híbrido con presentaciones online, además del proyectado evento presencial. Por lo tanto, puede ser que la participación en esta conferencia no implique un viaje, sino una contribución remota. En caso de ser factible, nos gustaría ofrecer la oportunidad de reembolsar parte de los gastos de viaje y alojamiento.

¡Esperamos sus contribuciones (anne.kraume@uni-konstanz.de y kirsten.mahlke@uni-konstanz.de)!

Beitrag von: Anne Kraume

Redaktion: Robert Hesselbach